Film als Forschungsinstrument

Lehrbeauftragter
Volkmar Umlauft

Inhalt
Als Eadweard Muybridge 1872 den Auftrag erhielt, die exakte Beinstellung eines galoppierenden Pferdes zu bestimmen, erstellte er mit schließlich 36 fotografischen Apparaten eine Serie von Aufnahmen. Er fand heraus, dass sich für einen kurzen Augenblick alle vier Hufe eines Pferdes in der Luft befinden. Als Pionier des Mediums dachte Muybridge den Film zuallererst als Forschungsinstrument. Diese Eigenschaft hat der Film bis heute in jedem noch so trivialen Unterhaltungsfilm nicht verloren.
Mit optischen Verfahren erzeugen Filme Abbilder real existierender Objekte und zeichnen Töne auf. Das ermöglicht eine direkte Auseinandersetzung mit der uns umgebenden Realität jenseits der augenblicklichen Wahrnehmung oder der durch einen Mittler gemachten Darstellung. Neben ihrer Abbildfunktion können Filme die Dauer von etwas wiedergeben, Bewegungen aufzuzeichnen und sich selbst im Raum bewegen. Filme machen Verborgenes wie Übergroßes, zu Kleines, zu Schnelles oder zu Langsames sichtbar. Zugleich bieten die filmischen Gestaltungsmittel wie Schnitt, Bewegung, Einstellungswahl, Ausschnitt, Verlangsamung und Beschleunigung das Potential zur Verfälschung.
Gerade weil die Kamera dem Auge ähnlich ist, bedeutet das Herstellen wie das Analysieren von Filmen immer auch ein Forschen an unserer eigenen Wahrnehmung und ihrer Veränderung. Die Wechselbeziehungen zwischen Film und Forschung sind Gegenstand filmgeschichtlicher Analysen und praktischer Übungen.

 

Veranstaltungstyp:Seminar, Blended Learning
Prüfungsleistung:3 ECTS (90 SWS)
Kurszeitraum:12 Wochen, davon 3 Präsenztage in Weimar
Zuordnung:Modul/Zertifikat: Film und Forschung