Ein gemeinsam von Gropius-Professur und Professur Denkmalpflege im Sommersemester an der Bauhaus-Universität Weimar veranstaltetes Seminar beschäftigte sich mit dem Erfurter Feuerungsanlagen-Hersteller Topf & Söhne. Angesichts der problematischen Zukunftsaussichten für das ehemaligen Betriebsgelände entstanden studentische Vorschläge, die den Blick der Öffentlichkeit auf die Brache lenken und zur Diskussion anregen wollen. Im Stadtmuseum Erfurt werden sie unter dem Titel „Areal der Vergegenwärtigung“ ab Ende Oktober ausgestellt.
Auf dem Betriebsgelände der Firma wurde während des Zweiten Weltkriegs der Großteil der Einäscherungsöfen nationalsozialistischer Konzentrations- und Vernichtungslager entworfen und gebaut. Die Betriebsgeschichte ist ein markantes Beispiel für die Verflechtungen zwischen deutscher Industrie und NS-Vernichtungspolitik. Sehr schnell hatte die Fa. Topf & Söhne die neuen Absatzchancen erkannt, die mit den ersten Konzentrationslagern verbunden waren. Die während der zwanziger Jahre im kommunalen Krematoriumsbau hochgehaltenen Grundsätze für eine würde- und pietätvolle Leichenverbrennung wurden bei der Arbeit für die SS ignoriert. „Topf & Söhne“ perfektionierte mit ingeniöser Beflissenheit die Beseitigung der Opfer des Holocaust. Geleitet waren Inhaber und Ingeniere dabei nicht von nationalsozialistischer Ideologie, sondern von scheinbar normalem Ingenieurs- und Geschäftsdenken.
Damit markiert “Topf & Söhne“ Mechanismen und Hintergründe eines heute unvorstellbaren Zivilisationsbruchs und wirft Fragen auf, die innerhalb der Holocaust-Gedenklandschaft nicht ausreichend thematisiert sind: Wie geschahen Mittäterschaften? Wie weit darf Geschäftsdenken freie Bahn gelassen und wann muß es gebremst oder durchkreuzt werden?
„Durchkreuzungen“, „Provokationen“ und „Anprangerungen“ eines sich von Verantwortung lossagenden Ingenieurs- und Geschäftsgeistes sind auch die Vorschläge der Seminarteilnehmer für die Fabrikbrache in Erfurt - ein Ort der sich wie kaum ein anderer als „Areal der Vergegenwärtigung“ dieser Fragen anbietet. Diese künstlerischen Inszenierungen von ungenutzten und vom Verfall gezeichneten Bauten sind gleichzeitig aber auch Fingerzeige und Verweise auf das Gelände und seine Geschichte. Dahinter steckt die Erkenntnis, daß klassische Aufklärungskonzepte (z.B. musealer Art) meist nur die sowieso schon Interessierten erreichen und es Ideen bedarf, die vor allem eine breitere Öffentlichkeit zu „Topf & Söhne“ hinführen. Dieser Aufgabe haben sich die der studentischen Arbeiten dezidiert gestellt. Temporäre Bespielung durch Installationen und Ausstellungen schlagen sie genauso vor wie „Wegweiser“, die in der Innenstadt oder an anderen Stellen der Stadt „Topf & Söhne“ thematisieren.
Neben solchen gezielten, künstlerischen Aktionen entstanden auch langfristiger gedachte, planerische Ideen. Sie bewegen sich zwischen einem „Zurückholen“ des Geländes in die Stadt und kontrollierten Verfalls-Szenarien. Manche Beiträge zeigen Wege auf, wie Wiederbelebung und Erinnerung auf dem Gelände räumlich-gestalterisch kombiniert werden könnten.
Parallel zur Ausstellung wird das Anliegen „Fenster“ zum Thema und zum Gelände zu öffnen, am Ort selbst umgesetzt. Eine allabendlich erleuchtete Glashalle wird von der „Öffnung“ des Areals künden. Mit künstlerischen Aktionen und geführten Rundgängen werden reale Einblicke ermöglicht und die Frage nach einem angemessenen zukünftigen Umgang mit dem Gelände aufgeworfen.
Die Ausstellung ist ab dem 23. Oktober 2005 im Stadtmuseum Erfurt im Rahmen der internationalen Wanderausstellung „Techniker der ‚Endlösung’“ zu sehen.
Kontakt:
Vertr.-Prof. Dr. phil. Simone Hain (Gropuis-Professur)
Telefon: 03643/583150, email: simone.hain@archit.uni-weimar.de
Dipl.-Ing. (FH) Mark Escherich (Professur Denkmalpflege)
Telefon: 03643/583126 o. 0361/2110152, email: mark.escherich@archit.uni-weimar.de
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