»Seit 1997 ist die Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar in der Bauhausstraße 11 ansässig. Obwohl das dortige Gebäude hinsichtlich seiner Architektur und Gestaltung Hinweise auf eine nationalsozialistische Vergangenheit liefert, fanden sich erst im Jahr 2019 Studierende und Lehrende der Medienwissenschaft zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um die Geschichte des Hauses und seiner Nutzung im Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Dieses Jahr konnte jene Initiative durch die finanzielle Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen in das Forschungs- und Vermittlungsprojekt »Geschichte der Bauhausstraße 11« überführt werden«, erläutert Lilli Hallmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungs- und Vermittlungsprojekts »Geschichte der Bauhausstraße 11«.
Als erstes Untersuchungsobjekt diente den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Gebäude in der heutigen Bauhausstraße 11. Sie fanden heraus, dass dieses im Jahr 1935 als erster Neubau eines nationalsozialistischen Verwaltungsgebäudes in Weimar errichtet und von 1937 bis 1945 unter dem Namen »Thüringer Ärztehaus« von zahlreichen Institutionen der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik genutzt wurde.
Neben der geschichtlichen Aufarbeitung haben sich die Beteiligten des Forschungsprojekts zum Ziel gesetzt, fakultätsübergreifend, aber auch im Austausch mit anderen Akteur:innen der Stadt Weimar, einen Diskurs zu Fragen des Erinnerns an ehemalige NS-Täterorte anzuregen. Zudem bieten die Projektverantwortlichen öffentliche Rundgänge an, um über die NS-Vergangenheit von Gebäuden aufzuklären, die heute von der Bauhaus-Universität Weimar genutzt werden. Neben der heutigen Bauhausstraße 11 gehört auch die Marienstraße 13/15 dazu.
»Mit der Bauhausstraße 11 sowie der Marienstraße 13 und 15 nutzt die Bauhaus-Universität Weimar Gebäude, die im Nationalsozialismus als bürokratische Täter-Orte fungierten. Bis vor kurzem gab es jedoch keinerlei Medien, die über die NS-Vergangenheit dieser Gebäude aufklären. Wir vom Projekt »Geschichte der Bauhausstraße 11« möchten diese Leerstelle schließen. Neben temporären Formaten, die über die Nutzung der Häuser im Nationalsozialismus aufklären, sollen dauerhafte, öffentlich sichtbare Erinnerungsmedien geschaffen werden, damit sich nicht nur Universitätsangehörige informieren können, sondern darüber hinaus auch Gäste und Passant:innen die Möglichkeit haben, sich bewusst mit der Rolle dieser ehemaligen Täter-Orte auseinanderzusetzen«, führt Hallmann weiter aus.
Neben einer bereits existierenden temporären Informationstafel in der Bauhausstraße 11, konnte am 3. Dezember eine zweite im Foyer der Marienstraße 13, heutiges Gebäude der Fakultät Bauingenieurwesen, aufgestellt werden. Diese informiert darüber, dass sowohl in den Räumen der Marienstraße 13, als auch der Marienstraße 15, in den Jahren von 1935 bis 1945 mit dem sogenannten »Thüringischen Landesamt für Rassewesen« eine nationalsozialistische Institution ansässig war. Jenes Amt fungierte zunächst hauptsächlich als NS-Propagandamaschine, in dem es ideologische sogenannte »Rassekurse« für eine Vielzahl an Berufsgruppen organisierte. Darüber hinaus wurden sensible Daten der thüringischen Bevölkerung recherchiert und gebündelt, um bestimmte Personen und Personengruppen zu selektieren.
Mit den temporären Infotafeln soll ein erster Versuch unternommen werden, Universitätsangehörige über diese Unrechtsgeschichte aufzuklären. Sowohl im Umfeld der Marienstraße 13/15, als auch am und im Gebäude der Bauhausstraße 11 sollen in den nächsten Jahren in Abstimmung mit den jeweiligen Fakultäten sowie der Universität dauerhafte Erinnerungsmedien entstehen.
Weitere Informationen zu dem Projekt erhalten Sie unter: https://www.uni-weimar.de/de/medien/forschung/die-geschichte-der-bauhausstrasse-11/
Kontakt
Bauhaus-Universität Weimar
Claudia Weinreich
Pressesprecherin
Tel.: +49(0)3643/58 11 73
Luise Ziegler
Mitarbeiterin Medienarbeit
Tel.: +49(0)3643/58 11 80
Fax: +49(0)3643/58 11 72
E-Mail: presse[at]uni-weimar.de
Web: www.uni-weimar.de/medienservice
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