Die dreidimensionalen Gravuren wurden bisher nur durch Fotos und Handzeichnungen dokumentiert. Ihre Existenz war den meisten Menschen bisher nicht bekannt. Im Rahmen des Projektes werden nun neue 3D-Scantechnologien zur hochgenauen Digitalisierung der Pitoti und des umliegenden Geländes entwickelt. Die Digitalisierung ermöglicht neue Perspektiven auf das Alpental und seine Felskunst. Zum einen werden computergestützte Analysemethoden die Erkennung und den Vergleich der Figuren erleichtern, zum anderen können Wissenschaftler und Laien die Figuren erstmals unabhängig von Ort und Zeit erleben.
»Unsere interaktive 3D-Visualisierungstechnik bietet Gruppen von Nutzern die Möglichkeit zur gemeinsamen Sichtung virtueller Umgebungen. Im digitalisierten Val Camonica werden wir räumliche Zusammenhänge aus einer Vogelperspektive sowie einzelne Felszeichnungen aus nächster Nähe betrachten können«, erklärt Alexander Kulik, Mitarbeiter an der Professur Systeme der Virtuellen Realität. In den submillimetergenauen 3D-Scans werden Details sichtbar, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind. Diese räumliche Genauigkeit ermöglicht erstmals auch die Untersuchung der Meißelspuren, beispielsweise hinsichtlich der Dichte, Tiefe und Richtung der Einschläge. In den detaillierten Strukturen hoffen die Wissenschaftler »Handschriften« zu finden und dadurch die Felszeichnungen verschiedenen Stilen, Entstehungsphasen und Autoren zuordnen zu können.
Die Ästhetik der Pitoti entfaltet sich durch die Wechselwirkung von Licht und Schatten zu verschiedenen Tageszeiten. Die Figuren scheinen sich zu bewegen, als wären sie animiert. Einige der Felszeichnungen sind überhaupt nur morgens und abends bei sehr niedrigem Sonnenstand erkennbar. Dieses dynamische Spiel von Licht und Schatten soll im virtuellen Val Camonica realistisch nachempfunden werden. Dazu muss die neue 3D-Scantechnik über die Geometrie hinaus auch Materialeigenschaften erfassen. Anders als Fotos und Videos, die nur die Lichtsituation zum Zeitpunkt der Aufnahme festhalten, erlaubt die dreidimensionalen Erfassung und Präsentation die nachträgliche Veränderung der Beleuchtung. Dadurch können Archäologen und Museumsbesucher die prähistorische Kunst im jeweils besten Licht bewundern, unter anderem im simulierten Sonnenlicht zu jeglicher Jahres- und Tageszeit.
Durch die Kombination innovativer Scanmethoden ermöglicht das Projekt »3D-Pitoti« die umfassende und hochauflösende Digitalisierung der schwer zugänglichen Felskunst und des umgebenden Geländes. Die Archivierung und intelligente Verarbeitung der Daten eröffnet neue Wege zur Erforschung der prähistorischen Kulturzeugnisse. Neue 3D-Visualisierungstechniken machen die Pitoti einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Auch für die künstlerische Auseinandersetzung mit den Werken unserer Vorfahren ergeben sich neue Möglichkeiten. Einen Vorgeschmack darauf gab der Student der Medienkunst/Mediengestaltung, Marcel Karnapke, mit seinem Bachelor-Abschlussprojekt »Vergangenheit berührt Gegenwart«. Er leitete von den 3D-Gravuren entsprechende Volumenkörper ab und präsentierte dem Publikum der summaery 2012 Varianten ihrer Interpretation in Form von 3D-gedruckten Skulpturen. Die Arbeit fand kürzlich auch großes Interesse auf archäologischen Ausstellungen in Mailand und Cambridge.
Ein Video zur Ausstellung in Cambridge finden Sie hier: www.itv.com.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
»3D-Pitoti - 3D acquisition, processing and presentation of prehistoric European rock-art«
Ein durch die EU im 7. Rahmenprogramm finanziertes gemeinsames Projekt der Bauhaus-Universität Weimar (Fakultät Medien: Prof. Dr. Bernd Fröhlich, Systeme der Virtuellen Realität) mit der University of Nottingham, FH St. Pölten, Universtity of Cambridge, TU Graz, Arctron 3D GmbH und dem Centro Camuno di Studi Preistorici (CCSP).
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt gibt es unter www.pitoti.org.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Alexander Kulik, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Systeme der Virtuellen Realität, unter +49 (0) 36 43/58 37 22 oder per Mail an alexander.kulik@uni-weimar.de wenden.
Kontakt
Bauhaus-Universität Weimar
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Pressesprecherin
Tel.: +49(0)3643/58 11 73
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Mitarbeiterin Medienarbeit
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