Ihr Werben um gut ausgebildete Jugendliche könnte die Stadt Chemnitz befördern, würde sie ein Gründerzentrum für musikwirtschaftliche Aktivitäten einrichten. Dies ergab die am 24. Januar 2007 an der Bauhaus-Universität Weimar veröffentlichte Studie „Inhalt und stadtplanerische Ziele eines HipHop-Existenzgründerzentrums - Die Rolle von Musik als Teil städtischer Erneuerungsprozesse in Sheffield und Chemnitz“. Der gewünschte Zuzug von kreativen Köpfen könnte demnach Defizite einer nicht vorhandenen akademisch-künstlerischen Ausbildung in Chemnitz kompensieren. Mit dem Anfang des Jahres bekannt gewordenen Umzug von Deutschlands größtem HipHop Open-Air nach Bitterfeld verliert die Stadt nach neun Jahren ihr bedeutendstes überregional wahrgenommenes Kulturereignis.
Die Analyse der Presseberichterstattung seit der Wiedervereinigung ergab, dass weniger die erfolgreiche Werkzeugmaschinenindustrie, sondern erst die Innenstadtneubebauung nach 1998 sowie etliche neue Museumsprojekte überregional für positive Berichte über Chemnitz sorgten. Mit durchschnittlich 45 Jahren liegt die Stadt gemessen am Alter der Bevölkerung deutschlandweit auf einem Spitzenwert. „Das ist die Crux in Chemnitz – hochkarätige Museen sind vorhanden, die Oper genießt einen hervorragenden Ruf und auch die Volksmusikveranstaltungen sind ausverkauft. Doch das zieht kaum junge Leute unter 30 in die Stadt“, so Alexander Bergmann, Doktorand am Institut für Europäische Urbanistik und Autor der Studie.
Angesichts des drohenden Fachkräftemangels und sinkender Einwohnerzahlen gewinnt die Frage nach Zuzug von jungen Menschen immer mehr an Bedeutung. Bergmann untersucht in seiner Studie die Bedeutung von jugend- und subkulturellen Angeboten im internationalen Vergleich. Anregungen aus dem „Cultural Industries Quarter“, einer kommunalen Kulturförderung der englischen Stadt Sheffield, werden erstmals auf ihre Übertragbarkeit für ein deutsches Fallbeispiel diskutiert. Deutschlands bislang einziges musikalisches Gründerzentrum befindet sich in Mannheim. Dank einer ausgeprägten lokalen HipHop-Szene, großem Raumangebot und günstigen Mietkonditionen bietet sich in Chemnitz ebenfalls eine derartig experimentelle, kulturwirtschaftliche Nutzung an. Der ideale Ort dafür ist Bergmanns Studie zufolge das Gebäude der ehemaligen Aktienspinnerei in unmittelbarer Nähe zu Universität und Hauptbahnhof. Eigentümer ist die stadteigene Wohnungsgesellschaft, welche in den letzten Jahren bereits Erfahrung mit der Sanierung von wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt sammelte.
Internationalität, Toleranz und Respekt gegenüber anderen – Aspekte, die im HipHop ihren Ausdruck finden – kommen jüngsten Bemühungen gegen die Ausbreitung jugendlicher Sympathien gegenüber rechtsextremem Gedankengut entgegen. „Ethnizität und Authentizität“ als HipHop-Bestandteil könnten Ortsbindungen erhöhen und Abwanderungsverlockungen entgegenwirken, zudem wirken „Theatralität und Realität“ des HipHop in Chemnitz angesichts einer „Lokaltradition“ wirtschaftlicher und stadträumlicher Herausforderungen keinesfalls deplatziert.
Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass mit dem Experiment einer städtischen HipHop-Förderung das zu Stadtmarketingzwecken hilfreiche Bild einer integrativen, diversifizierten und experimentellen Musiklandschaft transportiert werden könne.
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