Bauhaus-Universität Weimar an der Ausstellung »Mahnmal im Kollektiv!« beteiligt
Anlässlich des 60. Jahrestages der Einweihung des Mahnmals lenkt die Künstlerinnen und Künstlergruppe pink tank mit der Ausstellung »MAHNMAL IM KOLLEKTIV!« den Fokus auf die baukünstlerischen Aspekte des Mahnmals Buchenwald auf dem Ettersberg. Eine Rauminstallation im Weimarer Stadtmuseum thematisiert vom 1. September bis 4. November 2018 die Entstehungsgeschichte des Mahnmals als Ergebnis einer bewussten architektonischen und landschaftlichen Gestaltung durch eine Gruppe junger Architekten und Landschaftsplaner, dem »Kollektiv Buchenwald«.
Ausgangspunkt der Ausstellung sind Pläne, Skizzen und Aquarelle aus den 1950er Jahren sowie mehrere Interviews mit beteiligten Architekten und Zeitzeugen, die als Soundcollage zu hören sind. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, eigene Ideen zu Papier zu bringen.
Am Mahnmal selbst wird die Architektur an zwei Abenden in einer Tanz-Performance erkundet. Eine Installation widmet sich den Arbeitseinsätzen der Bevölkerung zur Errichtung des Mahnmals. Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm: Eine Podiumsdiskussion zur Zukunft des Mahnmals, ein Vortrag zu den Konflikten zwischen kommunistischen KZ-Überlebenden und der SED-Führung, eine naturkundliche Wanderung am Südhang des Ettersberges und weitere Veranstaltungen laden dazu ein, sich intensiv mit der ambivalenten Geschichte des Mahnmals zu beschäftigen.
Von der Bauhaus-Universität Weimar sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Promovenden und die Juniorprofessur Landschaftarchitektur und -Planung beteiligt.
MAHNMAL IM KOLLEKTIV!
Eine Ausstellung der Künstler*innengruppe pink tank zum 60. Jahrestag der Einweihung des Buchenwald-Mahnmals
Vernissage: 31. August 2018, 17 Uhr
Es sprechen: Peter Kleine (Oberbürgermeister der Stadt Weimar);
Dr. Alf Rößner (Direktor Stadtmuseum Weimar);
Jun.-Prof. Dr. Sigrun Langner (Bauhaus-Universität Weimar);
Künstler*innengruppe pink tank (Anke Binnewerg, Iris Engelmann, Dominique Fliegler, Carola Ilian, Uta Merkle und Johannes Warda) und Raumpflege Kollektiv
Ausstellung:
1. September bis 4. November 2018
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Stadtmuseum Weimar, Karl-Liebknecht-Straße 5–9, 99423 Weimar
Weitere Informationen: http://www.bauhauseins.de/de/mahnmal-im-kollektiv/
Hintergrund Mahnmal
Alle Weimarerinnen und Weimarer kennen es, und wer sich der Stadt, egal ob von Süden, Norden, Osten oder Westen per Rad, Auto Bahn oder zu Fuß nähert, kennt es auch: Das Buchenwald-Mahnmal auf dem Ettersberg mit seinem weithin sichtbaren Glockenturm. Genau so wollten es die ehemaligen Häftlinge, die bereits kurz nach der Befreiung des KZ Buchenwald den Bau eines Mahnmals anregten: Ein Zeichen, das »weit in die Landschaft hinaus wirken« sollte. Es vergingen noch 13 Jahre, bis das Mahnmal am 14. September 1958 in einem Staatsakt der DDR eingeweiht werden konnte. Die Zeit bis zur Errichtung war geprägt von der Auseinandersetzung um das richtige Erinnern an Buchenwald. So ist das Mahnmal heute insbesondere ein Zeugnis der SED-Geschichtspolitik, die den kommunistischen Widerstand im KZ Buchenwald zum antifaschistischen Gründungsmythos der DDR stilisierte, während andere Opfer des Nationalsozialismus in dieser Erzählung kaum oder gar nicht vorkamen. Zur Aufbau-Propaganda gehörten auch eine großangelegte Spendenaktion für die KZ-Gedenkstätten der DDR und Arbeitseinsätze der Bevölkerung. Bis Juli 1958, soweit das den Bauakten zu entnehmen ist, leisteten 944 Frauen und 3.551 Männer aus Weimar, Thüringen und der gesamten DDR 33.444 Arbeitsstunden. Vereinzelt meldeten sich auch freiwillige Zusatzhelfer, während das Gros der Stunden im Rahmen von organisierten Aufbaueinsätzen erbracht wurde.
Die komplexe Geschichte des Mahnmals konfrontiert uns heute mit einer Reihe von Fragen. Welche Bedeutung kann diesem Bauwerk heute noch zukommen? Welche Möglichkeiten gibt es, mit diesem maßgeblich politisch-ideologisch geprägten Symbol der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus umzugehen? Und schließlich: Welche Formen des Gedenkens und der Auseinandersetzung mit Geschichte gestalten wir heute in einer Zeit, in der aus Geschichtsklitterung, Hass und Menschenverachtung gerade auch in Deutschland wieder politisches Kapital geschlagen wird?