Dr. Dorothee Rummel zur Juniorprofessorin für »Stadt Raum Entwerfen« berufen
Zum 6. Januar 2022 ist die Stadtplanerin und Architektin Dr.-Ing. Dorothee Rummel zur Juniorprofessorin für »Stadt Raum Entwerfen« berufen worden. Vor ihrer Berufung war sie elf Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Sustainable Urbanism der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität München tätig.
»Ich freue mich sehr, das zumindest für mich neue Terrain Weimar und Umgebung zusammen mit den Studierenden intensiv zu erkunden. Und voraussichtlich werden es wieder die hintersten Winkel und die eigenartigen Schauplätze sein, die mich begeistern und in denen ich die interessanten Fragestellungen zum Zusammenleben in Stadt und Land finde«, so die neue Juniorprofessorin.
Dorothee Rummel, geboren 1975 in München, studierte von 1995 bis 2002 Architektur mit städtebaulichem Schwerpunkt an der Universität Karlsruhe (KIT), der University of California, Berkeley und der Hochschule der Künste (UdK), Berlin.
Nach ihrer Mitarbeit im Münchner Architektur- und Stadtplanungsbüro SBS-Planungsgemeinschaft 2003 bis 2007 gründete sie in München mit drei Partnern XOstudio für Architektur und Stadtplanung, in dem sie bis heute als Planerin und Beraterin in der Stadt- und Ortsentwicklung vor allem für Städte und Gemeinden im Süddeutschen Raum tätig ist.
Parallel zu ihrer Tätigkeit am Lehrstuhl für Sustainable Urbanism wirkte sie von 2016 bis 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Energieeffizientes und Nachhaltiges Planen und Bauen der Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt an der TU München sowie von 2018 bis 2021 als Lehrbeauftragte für städtebauliches Entwerfen im Fachgebiet Städtebau und Theorie der Stadt an der Fakultät für Architektur der Hochschule München. Sie konzipierte und leitete Seminare, Vorlesungsreihen und Entwurfsstudios zu den Grundlagen des Städtebaus, zu Methodik und Praxis der Stadtbeobachtung wie -erkundung. Ihre Forschungsschwerpunkte lagen auf städtischen Raumreserven, Prinzipien und inklusiveren Modellen des Zusammenwohnens und Zusammenlebens in Städten, interdisziplinären Lehr- und Forschungsmethoden und auf der gegenseitigen Beeinflussung von Stadt und Psyche.
Dorothee Rummel promovierte 2016 am KIT im Rahmen des Internationalen Doktorandenkollegs »Forschungslabor Raum« bei Prof. Markus Neppl (KIT) und Prof. Dr. Michael Koch (HCU) zum Thema »Unbestimmte Räume in Städten: Der Wert des Restraums«. Sie war Stipendiatin im Brigitte-Schlieben-Lange-Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kind. Dorothee Rummel hat zwei Kinder.
Wie verstehen Sie das Profil der Juniorprofessur?
Die Professur »Stadt Raum Entwerfen« beobachtet, forscht und entwirft in urbanen und ländlichen Räumen. Immer im Fokus steht das Zusammenleben der Menschen in der Beziehung zu Raum, Zeit und Umwelt.
Wesentlicher Bestandteil der Lehre und Forschung von »Stadt Raum Entwerfen« ist die Zusammenarbeit mit benachbarten wie entfernteren Disziplinen. Die Professur daher wirkt an der Erarbeitung von Zukunftslösungen aktueller Transformationsprozesse mit, indem interdisziplinäre Kooperationen verstärkt gepflegt werden und relevante Themen in Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen anschlussfähig gemacht werden. Städtebau und Public Health, Stadtraum und Psyche, Stadt und Inklusion sowie Öffentlicher Raum und Environment and Society werden als Joint Ventures in Lehre und Forschung angegangen. Interdisziplinarität ist entscheidend für zukunftsfähige Forschung, Methoden des erfolgreichen interdisziplinären Arbeitens sollen bei den Studierenden als Kompetenz ausgebaut und Forschung und Lehre keinesfalls getrennt behandelt werden, sondern voneinander profitieren.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den vermeintlichen Nebenschauplätzen von Stadt und Land. Randbereiche, Zwischenzonen und Restraum werden als wertvoller Teil des urbanen Gewebes gesehen und im Rahmen von Expeditionen und städtebaulichen Entwürfen ergründet.
Worauf legen Sie Ihre Schwerpunkte in der Lehre?
Mein Lehrkonzept für »Stadt Raum Entwerfen« setzt zum einen auf Wissensvermittlung, zum anderen auf die Vermittlung der Fähigkeit, Wissen zu vermitteln. Das Lehrcurriculum verfolgt zwei Ziele:
Es geht einerseits darum, in deutsch- und englischsprachigen Vorlesungen, Übungen und städtebaulichen Entwürfen Kernwissen und Kompetenzen in den Grundlagen der eigenen Disziplin, des Städtebaus, zu vermitteln und zu festigen. Die Ausbildung der Bachelor-Studierenden in Architektur und Urbanistik zu exzellenten Entwerfern steht im Zentrum der Vermittlung der Grundlagen des Städtebaus – dies einerseits in künstlerischen und imaginativen Prinzipen, andererseits kontextuell, ausgerichtet auf das Wohlbefinden und Zusammenleben der Menschen. Es gilt, sowohl eine klare Vorstellung von Basiswissen als auch von neusten Themen zu vermitteln, zu trainieren und sie im tatsächlichen Stadtraum zu entschlüsseln.
Für fundierte Reaktionen auf komplexere stadträumliche Fragestellungen benötigen Architekt*innen und Stadtplaner*innen heute darüber hinaus ein Repertoire, welches über das Basiswissen hinausreicht. Denn Innovation, aber auch politischer oder klimatischer Wandel verändern die Bedarfe unserer Gesellschaft und damit auch den Anspruch an die Räume, in denen sie leben will. Wohnformen, Wohntypologien, sowie die Funktionalität des Raumes für Öffentlichkeit und Mobilität müssen im Wirkungsgeflecht Stadt ständig neu gedacht werden. Ich möchte Studierenden durch experimentelle Formate, die Nachbardisziplinen einbeziehen, Lust machen, sich entwerferisch wie theoretisch in unvertraute Bereiche von Stadt und Land vorzuwagen.
Welche Forschungsthemen haben Sie sich vorgenommen?
In der Forschung wird es interdisziplinär weitergehen. Inter- und transdisziplinäre Netzwerkforschung zu Stadt und dem städtischen Lebensumfeld soll ausgebaut und vergrößert werden. Lokal und unbedingt auch international. Public Health und Umweltwissenschaften sind zum Beispiel interessante Partner, wenn es um Fragen geht wie »Machen uns Städte krank? Wie utopisch ist es, eine Stadt, die gesund macht entwerfen zu wollen?« oder »Welche räumlichen Konsequenzen hat Angst? Für ein inklusives Miteinander, für Wohnen am Wasser, für neue Perspektiven des ländlichen Raums, für Zukunftsmodelle der Stadt?«
Welche Erwartungen verbinden Sie mit Ihrer Berufung nach Weimar?
Ich freue mich sehr darauf zukünftig »Stadt Raum Entwerfen« in Weimar zu unterrichten! Hier an der Bauhaus-Universität Weimar wird mit viel Offenheit und Experimentierfreude gearbeitet, zumindest ist das mein erster Eindruck. Perfekt, denn beides benötigt man für Formate wie auch für Themen, die neben der Kernkompetenz auch alternative, exotische Aspekte des Städtebaus in Angriff nehmen. Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit mit den anderen Professuren, besonders auch der anderen Fakultäten der Bauhaus-Universität und ich freue mich natürlich auf ein kreatives Arbeiten mit den Studierenden.