Rückkehr nach 94 Jahren: Bücher und Zeitschriften aus der Bauhaus-Bibliothek kehren nach Weimar zurück
In einem Nachlass, den Dr. Christiane Wolf, für die Universität im Jahr 2018 übernahm, machte die Leiterin des Archivs der Moderne an der Bauhaus-Universität Weimar einen bemerkenswerten Fund: Die Hinterlassenschaft enthielt Bücher und Zeitschriftenhefte, die nachweislich zwischen 1919 und 1925 zur Bibliothek am Staatlichen Bauhaus in Weimar gehörten. Nun kehren insgesamt sechs Publikationen an die Universitätsbibliothek Weimar zurück.
Die Objekte stammen aus dem Nachlass von Arno Fehringer, der als freischaffender Grafiker und von 1949-1952 an der Hochschule als Druckmeister tätig war. Aus Familienbesitz fanden die wertvollen Werke den Weg direkt in das Archiv der Moderne. Vermutlich hat sie Fehringer mit dem Nachlass seines Freundes Harry Scheibe in Besitz genommen. Harry Scheibe wurde 1897 in Weimar geboren und hatte engen Kontakt zu Künstlerkreisen und zum Bauhaus. Der gelernte Schriftsetzer verdiente seinen Unterhalt als freier Gelehrter und mit Gelegenheitsarbeiten. Von den Nationalsozialisten verfolgt, zog er 1948 nach Weimar zurück und verstarb 1974.
Publikation zur »Bauhaus-Bibliothek« zeigt bereits 2009 Lücken im Bestand auf
»Für die Bibliothek ist dieser Fund ein ganz besonderer Glücksfall.«, so Bibliotheksdirektor Simon-Ritz. Bereits im Jubiläumsjahr 2009 hatte Simon-Ritz zusammen mit dem Weimarer Bauhaus-Experten Michael Siebenbrodt den versunkenen Schatz der »Bauhaus-Bibliothek« gehoben und in einer Buchpublikation vorgestellt (Die Bauhaus-Bibliothek: Versuch einer Rekonstruktion: Weimar: Verlag der Bauhaus-Universität, 2009). Ausschlaggebend für die Rekonstruktion war zum einen, dass die Bücher und Zeitschriften durch einen entsprechenden (Bauhaus-)Stempel gekennzeichnet wurden. Zum anderen tragen diese Medieneinheiten die Spuren der Zuordnung zu einer Systematik, die aus einer römischen Ziffer (also z.B. I für »Ästhetik und Theorie der Künste«) und einer arabischen Ziffer (als konkrete Signatur) bestehen. Durch die Rekonstruktion konnten die Bearbeiterinnen und Bearbeiter einerseits zeigen, was bis heute als Bibliotheksbestand aus der Zeit des Bauhauses vorhanden ist (insgesamt 147 Titel, z.T. in mehreren Bänden). Andererseits wurde deutlich, wo es Lücken im Bestand gibt.
Insgesamt sechs Werke kehren nach Weimar zurück
Nach Weimar zurück kehren nun u.a. einige Hefte der expressionistischen Zeitschrift »Der Sturm« (Herwarth Walden), die in der Bauhaus-Bibliothek der Systematikgruppe XXI (»Zeitschriften für Kunst«) zugeordnet waren. Gerade in dieser Gruppe war – wie ein Brief des damals Bibliotheksverantwortlichen an Gropius aus dem Jahr 1924 zeigt – viel Schwund zu verzeichnen.
Übersicht der Objekte:
- Katalog zu Franz Marc von Herwarth Walden, Berlin 1916 (mit Stempel und Sign.: IV/286))
- »Der Sturm«, Katalog zur Sechzehnten Ausstellung Gemälde und Zeichnungen des Futuristen Gino Severini, Erster Deutscher Herbstsalon, Berlin 1913, Hrsg. v. Herwarth Walden (mit Stempel und Sign.: XXV/126)
- »Der Sturm«, Katalog Hundertste Ausstellung - Zehn Jahre Sturm Gesamtschau, Berlin 1921, Hrsg. v. Herwarth Walden (mit Stempel und Sign.: XXVI/20)
- »Der Sturm«, Monatszeitschrift für Kultur und die Künste, 11. Jg., Berlin 1920, Hrsg. v. Herwarth Walden (mit Stempel und Sign.: XXI/49a)
- Charles Péguy: Die Litanei vom schreienden Christus, o.J., (mit Stempel und Inschrift „Dem staatlichen Bauhaus geschenkt 1923 und Sign.: XIX/5)
- Kasimir Malewitsch - Die gegenstandslose Welt, Bauhausbücher 11, Schriftleitung Walter Gropius und nL. Moholy-Nagy, München 1927 (ohne Stempel)