Thüringens ländlichen Raum besser anbinden durch bedarfsgerechte Mobilitätskonzepte
Unter Federführung der Bauhaus-Universität Weimar startet ab September 2024 das BMBF-geförderte Verbundprojekt MOVEwell. Ziel ist es, den ländlichen Raum besser zu erschließen und damit die Standortattraktivität für Unternehmen – insbesondere für Fachkräfte – zu erhöhen. Am Beispiel dreier Modellregionen in Thüringen sollen innovative und nachhaltige ÖPNV-Konzepte entwickelt, erprobt und mit Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements verknüpft werden. Dafür stellt der Bund in den kommenden fünf Jahren knapp 4,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Wer auf dem Land lebt und täglich pendelt, weiß: Ohne Auto geht oft nichts. Zu wenig Züge auf der Schiene, zu selten fährt der Bus. Zu lange dauert die Fahrt, zu starr ist die Taktung. »Wer pünktlich ans Ziel kommen möchte, dem bleibt oft nur der motorisierte Individualverkehr«, bestätigt der Verkehrsexperte Prof. Dr.-Ing. Uwe Plank-Wiedenbeck von der Fakultät Bau und Umwelt und fordert: »Um die gesetzlich verankerten Klimaziele zu erreichen, braucht es auch im ländlichen Raum attraktive Mobilitätsangebote.«
Entwickelt werden diese im Rahmen des BMBF-Projektes »Mobilitätsverbund werthaltige ländliche Lebensräume« (kurz: MOVEwell). Dafür setzen die sieben Verbundpartner unter der Leitung des European Digital Innovation Hub Thuringia an der Bauhaus-Universität Weimar auf drei Bausteine: Optimierte und aufeinander abgestimmte ÖPNV-Fahrpläne ohne längere Wartezeiten beim Umsteigen, Ausbau des betrieblichen Mobilitätsmanagements und Entwicklung einer digitalen Plattform, um die individuellen Mobilitätsbedarfe einfach zu erfassen und zu koordinieren.
Zukunftsfähige und nachhaltige Mobilität
Getestet werden die Konzepte beispielhaft in der Projektregion bestehend aus den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt, Weimarer Land, Ilm-Kreis sowie den darin eingebetteten Städten Weimar, Bad Berka und Ilmenau. Kernelement des Projektes ist der sogenannte »Integrale Taktfahrplan« (ITF), welcher die Fahrzeiten von Zügen und Bussen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten so aufeinander abstimmt, dass die Fahrgäste nicht lange auf den nächsten Anschluss warten müssen und trotzdem genug Zeit haben, um ohne Eile umzusteigen. Ergänzend sollen neue Mobilitätsformen wie Sammeltaxis oder Rufbusse in den ÖPNV integriert werden, um »on-demand«, also individuell und flexibel, auf den Mobilitätsbedarf der Bürger*innen eingehen zu können.
Für Beschäftigte des Gewerbegebietes Weimar, der Klinik Bad Berka sowie der Arbeiterwohlfahrt Saalfeld gGmbh (AWO) sollen zudem mehr Anreize geschaffen werden, um auf klimafreundliche Mobilitätsangebote wie Fahrrad, Bus oder Bahn umzusteigen. Gleichzeitig wird geprüft, inwieweit der Fuhrpark auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umgestellt werden kann. Technische Unterstützung erfährt MOVEwell durch den Konsortialpartner HighQ Computerlösungen, der seine IT-Plattform für Mobilitätsmanagement mit einem spezifischen Fokus auf einem Mitfahrmodul weiterentwickeln wird, um damit auch Fahrgemeinschaften von Beschäftigten zu ermöglichen.
Um Anpassungen des ÖPNV in Thüringen vorzubereiten und gemeinsam mit regionalen Verkehrsunternehmen umzusetzen, arbeitet das Projektkonsortium mit dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) und der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG) zusammen. Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) unterstützt ebenso das Vorhaben und sichert zu, die Umsetzung der Mobilitätslösungen für den Berufsverkehr im ländlichen Raum in den entsprechenden Landesstrategien einzubeziehen.
Modellprojekt mit Strahlkraft
Vor dem Hintergrund des Klimawandels sowie der demografischen Entwicklung leistet das Forschungsprojekt MOVEwell einen zentralen Beitrag zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Mobilität in Deutschland. Durch den systematischen Ausbau des ÖPNV werden nicht nur positive Effekte auf Klima, Umwelt und Gesundheit erwartet, sondern auch der soziale Zusammenhalt in ländlichen Regionen gestärkt. Gleichzeitig fördert eine intelligente und bedarfsorientierte Mobilität die Wirtschaftskraft und deren Resilienz, erhöht die Attraktivität für Unternehmen und Beschäftigte, Einwohner*innen, Lieferant*innen und Tourist*innen und wirkt so problematischen demografischen Verschiebungen entgegen.
Mobilitätsverbund werthaltige ländliche Lebensräume – MOVEwell
Vorhaben im Rahmen der Richtlinie »Nachhaltige Mobilität in regionalen Transformationsräumen – in Metropolregionen, Regiopolregionen und interkommunalen Verbünden« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
Laufzeit: 1. September 2024 bis 31. August 2029
Projektvolumen: 4.6 Mio. Euro
Konsortialleitung und Kontakt:
European Digital Innovation Hub Thuringia an der Bauhaus-Universität Weimar
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Raimo Harder
Schwanseestr. 13, 99423 Weimar
Telefon: +49 (0) 3643 584827
E-Mail: vsp[at]bauing.uni-weimar.de
Konsortialpartner
Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) an der TU Ilmenau
Landkreis Saalfeld- Rudolstadt
Arbeiterwohlfahrt Saalfeld gGmbH
Zentralklinik Bad Berka
Stadtwirtschaft Weimar GmbH
highQ Computerlösungen GmbH, Freiburg und Weimar