BAUHAUS.INSIGHTS: Welche Idee steckt hinter der Grafik zur »summaery2024«?
Mitte Juli ist es wieder soweit: Vom 11. bis 14. Juli präsentieren Studierende und Lehrende aller Fakultäten ihre Projekte, an denen sie im vergangenen Studienjahr gearbeitet haben. Der Campus wird zur Ausstellungs- und Tanzfläche, zum Ort der Begegnung und des Austausches, man sieht sich wieder oder lernt sich neu kennen. Es ist wieder summaery.
Unter Federführung der Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften steht die Jahresschau in diesem Jahr ganz im Zeichen vom »PLAN B«. Das Motto lenkt den Blick darauf, welche alternativen Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen an der Bauhaus-Universität Weimar erdacht, erprobt und aktuell schon entwickelt werden. Zugleich macht es deutlich, dass Fortschritt nicht ohne Scheitern gelingt – denn Forschung, Kunst und Lehre leben vom Freiraum des Experiments.
Doch wie setzt man diese Themen und Motive grafisch um? Für das BAUHAUS.JOURNAL ONLINE haben wir Lena Haubner und Hannes Naumann im Rahmen unserer Serie BAUHAUS.INSIGHTS dazu befragt. Sie haben das Design für die »summaery2024«, die Jahresschau der Bauhaus-Universität Weimar, entwickelt. Beide haben Visuelle Kommunikation an der Fakultät Kunst und Gestaltung studiert, Lena Haubner bis 2015 und Hannes Naumann bis 2024.
Welche Gestaltungsidee hinter den bald überall im Stadtraum sichtbaren Plakaten und Medien steckt und wie sie diese grafisch umgesetzt haben, darüber berichten die beiden im Interview.
Lena und Hannes, ihr habt das Design der summaery2024 erfunden. Das Motto lautet in diesem Jahr »PLAN B«. Welche Gedanken habt ihr euch dazu gemacht?
L: Die große Herausforderung in diesem Jahr war, dass wir zwei Aufgaben miteinander verknüpfen mussten: Das Design des Jubiläums der Fakultät Bau und Umwelt und das der summaery2024.
H: Wir haben uns deshalb relativ früh dafür entschieden, dass das Jubiläum das visuelle Fundament sein soll, auf dem die summaery später aufbaut. Für das »Bau-Jubiläum« haben wir uns für ein eher strenges, simples Design entschieden, um es dann zur summaery zu überpinseln und neu zu interpretieren.
L: Das Motto haben wir als strenge, massive Wortmarke umgesetzt, die zur summaery mit zahlreichen völlig unterschiedlichen handgepinselten, illustrierten, geschnittenen oder geklebten Buchstaben kombiniert wird. So konnten die Events aufeinander aufbauen, aber trotzdem eine ganz eigene Linie fahren und so die ganze Bandbreite des Uni-Angebots grafisch abdecken.
Könnt ihr euren kreativen Prozess für uns beschreiben, von der ersten Idee bis zum fertigen Design? Hattet ihr Inspirationsquellen?
L: Wir haben uns erst einmal mit dem Begriff »PLAN B« auseinandergesetzt und uns gefragt, was das für uns als Gestalter*innen bedeutet. Wir wollten den Plan B nicht nur als Motiv einfangen, sondern auch selbst im Gestaltungsprozess erleben. Also durchstreichen, neu anfangen, umdenken, überkleben, zerreißen, improvisieren... So sind wir in gemeinsamen Bastel- und Brainstorming-Sessions schnell auf ein paar visuelle Grundideen gekommen, die wir dann, jeder für sich, zu ersten groben Plakatentwürfen gemacht haben. Mit den Ergebnissen haben wir uns dann wieder getroffen, sie kombiniert, uns gegenseitig zugespielt, und versucht, einen Hauptentwurf herauszuschälen.
H: Wir haben dann erneut Arbeitsteilung betrieben – Lena mit Fokus auf Typografie und Satz, ich mit Fokus auf Illustration und Animation. Die großen, gestalterischen Entscheidungen, also Farbe, Grunddesign, Style, haben wir aber immer gemeinsam und experimentell entwickelt, was viel besser funktionierte, als wir anfangs erwarteten.
Wie ihr gerade schon erwähnt habt, ihr habt gemeinsam an dem Design gearbeitet: Gibt es bestimmte Stärken, die jeder von euch in das Projekt eingebracht hat? Gab es vielleicht auch Herausforderungen oder Hürden, die ihr im Schaffensprozess gemeinsam überwinden musstet?
H: Mit der Jubiläums-summaery-Kombination haben wir uns einen Gestaltungsprozess ausgedacht, bei dem jede Grafik eigentlich immer durch vier Hände gehen musste – das ließ kaum Raum für Alleingänge und hat sich deshalb super gemeinschaftlich angefühlt. Natürlich birgt so eine Ping-Pong-Arbeitsweise auch organisatorische Herausforderungen, wir mussten z.B. erst einmal unsere Arbeitszeiten und -rhythmen in Einklang bringen. Wir haben das aber durch viel Kommunikation, gemeinsame Design-Sessions und ein, zwei Thüringer-Bratwurst-Lunches in der Weimarer Nordvorstadt gut gelöst.
L: Generell muss man in jeder Zusammenarbeit ausloten, wo man sich selbst zurücknehmen kann und Kompromisse schließt und wo man für seine eigenen Lieblings-Details kämpft – aber das lief in diesem Fall glücklicherweise immer sehr entspannt. Wir haben inzwischen beide schon ein paar Jahre Erfahrung im Beruf und konnten uns deshalb auch gut von Ideen verabschieden, für die wir nicht beide gleich stark gebrannt haben und uns andersherum auch schnell für die Vorschläge des anderen begeistern.
H: Mir hat vor allem die Konzeptionsphase wirklich Freude bereitet, in der man zusammen vor einem Haufen Papier oder einem Whiteboard steht und Ideen austauscht, anstatt alleine in seinem Skizzenbuch oder Rechner zu versinken.
Habt ihr aus diesem Projekt etwas gelernt, das ihr als »Learning« mit in eure zukünftige Arbeit nehmen werdet?
L: Ich war einfach überrascht davon, wie ähnlich sich unsere grundsätzlichen Herangehensweisen in der Gestaltung doch waren und davon, dass ich viel teamfähiger bin, als ich dachte (lacht). Es war aber sicher auch leichter, Differenzen auszuhalten und sich auf Neues einzulassen, weil wir uns beide vorher schon als Designer im Blick hatten und die Arbeit des anderen verfolgen und schätzen.
H: Schön war auch, dass wir beide in verschiedenen Tools und Bildsprachen zu Hause sind – Lena arbeitet oft eher clean mit Schriften, Rastern und Vektoren, ich arbeite viel mit Illustrationen oder freien Collage-Techniken. So konnten wir uns ständig gegenseitig kleine »Hacks« abschauen und viele Kniffe voneinander lernen.
Zum Abschluss: Was ist euer persönliches Highlight auf der summaery, wo wird man euch auf jeden Fall antreffen?
H: Ich freue mich auf jeden Fall auf die Ausstellung eines Kurses, den ich in diesem Semester an der Universität selbst leiten durfte: »Stift und Drang« im Atrium, dabei geht es um die Illustration als Werkzeug der Demokratie, entstanden ist ein kleines Magazin voller hoffnungsvoll utopischer Comics.
L: Mir gefällt einfach der ganze Spirit der summaery – alle Türen stehen offen und überall herrscht kreatives Treiben. Da kann man als Alumni fast ein bisschen nostalgisch werden. Es bleibt einfach spannend, die Werkstätten und Projekträume zu besuchen, in denen man früher selbst arbeitete und zu schauen, was die Studierenden aktuell interessiert.
Fotos: Marit Haferkamp und Luise Ziegler
Wer eins der »summaery2024« Veranstaltungsplakate für’s Büro oder die WG ergattern möchte: Diese liegen ab sofort in vier verschiedenen Designs in der Amalienstraße 13 (Erdgeschoss) zur Abholung bereit!
Alle weiteren Informationen zur diesjährigen Jahresschau erhalten Sie unter: uni-weimar.de/summaery
Die BAUHAUS.INSIGHTS-Fragen zum Design der »summaery2024« stellte Luise Ziegler.