Infektionsausbrüche früher erkennen und präziser vorhersagen
In dem Pilotprojekt »SARS-CoV-2-Abwassermonitoring in Thüringen« (CoMoTH) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bauhaus-Universität Weimar, wie ein flächendeckendes Abwassermonitoring als Frühwarnsystem gegen Corona-Ausbrüche eingesetzt werden kann. Zum Start des Projekts hat Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee am Mittwoch, 20. Oktober, einen Förderbescheid über 370.000 Euro an die Bauhaus-Universität Weimar und ihren Industriepartner, das Messtechnikunternehmen Analytik Jena GmbH, übergeben.
In Thüringen soll ein flächendeckendes Abwassermonitoring entstehen, das zum Nachweis unterschiedlicher Viren, Antibiotikaresistenzen und anderer mikrobiologischer Rückstände eingesetzt werden kann. So lassen sich mit dem System beispielsweise Corona-Ausbrüche frühzeitig erkennen und eingrenzen. Die Forschungspartner Bauhaus-Universität Weimar und die Analytik Jena GmbH wollen dafür verfügbare Verfahren und Technologien weiterentwickeln, mit denen kommunale Abwässer untersucht werden können. Diese sollen auf die Thüringer Gegebenheiten angepasst und in einer Pilotphase getestet werden.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden zunächst über mehrere Monate mehr als 1.000 Abwasserproben aus 20 Kläranlagen – und damit von rund einem Drittel der Thüringer Bevölkerung – analysiert und ausgewertet. Geeignete Entnahmestellen sind in den letzten Wochen bereits identifiziert worden. Die gewonnenen Analysedaten sollen digital aufbereitet und unterschiedlichen Einrichtungen – insbesondere den Gesundheitsämtern – bereitgestellt werden. »Die Etablierung eines Abwassermonitorings kann dazu beitragen, Infektionsausbrüche früher zu erkennen und präziser vorherzusagen«, sagte Tiefensee bei der Fördermittelübergabe. »Ziel des Vorhabens ist es, am Fallbeispiel Thüringen die im Bereich der Abwasseranalyse vorhandenen Kompetenzen zu erweitern und Handlungsempfehlungen für eine flächendeckende Einführung zu entwickeln«, ergänzte der Minister weiter.
Das Thüringer Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben mit rund 370.000 Euro, wobei die Bauhaus-Universität Weimar rund 300.000 Euro erhält. Bereits im Juli hatte die Bauhaus-Universität Weimar rund 60.000 Euro zur Anschaffung von entsprechenden Laborgeräten erhalten, insbesondere für einen Thermozykler, einen Homogenisator sowie einen vollautomatischen Extraktionsautomaten für DNA/RNA aus unterschiedlichen Proben.
»Die Förderung ermöglicht es uns, neue Wege in der Wasser- und Abwasserforschung zu beschreiten und zugleich einen unmittelbaren Mehrwert für die Region zu erzielen«, erklärt Prof. Dr. Silvio Beier, Leiter des Bauhaus-Instituts für zukunftsweisende Infrastruktursysteme der Bauhaus-Universität Weimar (b.is). Beier hat die Professur für Technologien urbaner Stoffstromnutzungen an der Fakultät Bauingenieurwesen inne und koordiniert das CoMoTH-Projekt. Er fügt hinzu: »Wasser und Gesundheit spielen eine zentrale Rolle für die Lebensqualität. Entsprechend bedarf es innovativer, wissenschaftlicher Ansätze, Informationen aus dem Abwasser wertschöpfend zu nutzen.«
Auch der Präsident der Universität, Prof. Dr. Winfried Speitkamp, unterstreicht die Relevanz des Projekts und hebt hervor: »Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie an der Bauhaus-Universität Weimar wissenschaftliche Forschung auf höchstem Niveau dazu beiträgt, Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen zu finden.« Mit der Zuwendung kann die Universität ihre Kompetenzen im Bereich der abwasserbasierten Epidemiologie weiter ausbauen, was nicht allein in der aktuellen Pandemielage, sondern auch für zukünftige Entwicklungen von hoher Bedeutung ist.