Nass-Kollodium Fotokurs »Silver and Moonshine« stellt auf der summaery2016 aus
Im Sommersemester 2016 hatten Studierende der Medienkunst die Möglichkeit, gemeinsam mit Stephan Jacobs, Fotokünstler und Professor am Emmanuel College in Boston, mit der aufwändigen Nass-Kollodium-Fototechnik zu arbeiten. Während der summaery2016 werden die Ergebnisse in der Ausstellung »Family & Madness« zu sehen sein.
Das Verfahren ist eines der ursprünglichsten Formen fotografischer Fotoentwicklung. Dabei werden Aluplatten mit einer Kollodium-Tinktur überzogen und anschließend in einem Silbernitratbad lichtempfindlich gemacht, bevor diese in einer Großformatkamera belichtet werden können. Ein gutes Resultat braucht viel Geduld und bedeutet zunächst eins: cleaning. Allein die richtige Vorbereitung entscheidet darüber, ob man am Ende ein entwickeltes Bild in der Hand hält. Innerhalb von sechs intensiven Workshop-Wochen entstanden neben den Aufnahmen auf Aluplatten auch Experimente mit Glas-Negativen.
Nach ersten Probeversuchen im Ilmpark und einer Führung durch die Sammlung von Hermann Krone, einem bedeutenden Pionier der Fotografie des 19. Jahrhunderts, ging es für die acht Bachelor- und Master-Studierenden im Juni mit einer mobilen Dunkelkammer auf eine dreitägige Exkursion in die Sächsische Schweiz. »We had to do a lot of innovation and trouble shooting. It's good to work in a controlled environment, but you learn much more about the process when you're getting more challenges outside. When everyone wants to make the perfect aluminium plate and you can't do it, it's really frustrating but this is also part of the analogue process«, erzählt Stephan Jacobs von den Erfahrungen, die die Gruppe unterwegs machte.
Jeder Versuch ist immer wieder eine neue Überraschung und jedes Bild aus der Großbildkamera ein Unikat für sich – ob nun die Platten auch mal vor Ort in einem Bach gewaschen werden müssen oder ein einfacher Kaffeefilter zum Reinigen ausreichen muss. »Selbst die Wärme deiner Hand, mit der du die Platte hältst, verändert sofort das Bild. Macht man einem Fehler, muss man alles nochmal filtern. Es ist wirklich ein Meisterstück, allein eine saubere Platte zu haben, die man dann nutzen kann«, erzählt Medienkunst-Student Ronny Ristok, der selbst als Erasmus-Student am Emmanuel College war. Begeistert von der analogen Technik hat er sich sogar zu Hause ein eigenes kleines Labor aufgebaut, um weiter zu experimentieren – in der Küche werden die wichtigen Lösung gemischt, das Badezimmer anschließend als Dunkelkammer genutzt.
»It's a very physical technique. The craft of it is so important, not just for the style of the piece but for being successful with the result. The procedure really forces you to be very careful and gives you great respect of the process of photographing. It makes the students' work and their tools sharper and stronger because they have more control«, so Jacobs.
Im Sommersemester 2015 war Jacobs schon einmal der Einladung von Nina Röder, Künstlerische Mitarbeiterin der Fakultät Kunst und Gestaltung, nach Weimar gefolgt. Bereits seit 2014 gibt es mit dem Emmanuel College in Boston ein studentisches Austauschprogramm. Dieses Jahr erhielt Stephan Jacobs eine Förderung als »Fulbright Specialist«. Das 1946 gegründete Fulbright-Programm ist eines der prestigeträchtigsten Stipendienprogramme der Welt in die und aus den USA. Gefördert wird der bilaterale und kulturelle Austausch durch Stipendien für Studierende und Akademiker. Jährlich vergibt die Fulbright-Kommission in Deutschland Förderungen an lediglich drei deutsch-amerikanische Kooperationsprojekte.
Nach den letzten spannenden Wochen hoffen alle, die Zusammenarbeit, unterstützt durch das Dezernat für Internationale Beziehungen, auch im nächsten Jahr weiter fortsetzen zu können. Jacobs freut sich: »I innovate all the time, and because of that I'm always learning more and more about the process here«.
Vernissage »Family & Madness« mit Fotografien aus dem Silver and Moonshine-Kurs
Donnerstag, 14. Juli 2016, 19 Uhr
Ort:
Bauhaus-Universität Weimar
Experimentelle Fotowerkstätten
Amalienstraße 13, Erdgeschoss und Keller
99423 Weimar