Sommer vorm Haus am Horn
Morgen ist es wieder so weit: Im Haus am Horn wird das 14. internationale Sommerfest gefeiert. Unsere studentische Hilfskraft Lena Zimmermann erinnert sich an das Sommerfest im letzten Jahr und ganz besonders an die musikalischen und kulinarischen Highlights des Abends.
Kandinsky und Gropius haben hier die Einheit von Kunst und Technik gefeiert. Es ist das erste aller »Bauhäuser« und war 1923 mit seiner ungewöhnlichen Erscheinung ein gewagtes Experiment. Heute zählt es zum Weltkulturerbe: das Haus am Horn.
Als ich an diesem sommerlichen Juni-Abend den schmalen geschotterten Weg im Park entlang laufe, freue ich mich, bald mal wieder dort zu sein. Normalerweise sind die Gelegenheiten rar, zum »Horn« und dem dort gelegenen Haus zu pilgern. Doch heute haben die »Bauhaus Internationals« und der »Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar« zum Sommerfest eingeladen. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
Schon vom Eingang aus erspähe ich die Schlange zum Buffet, von wo mir meine Kommilitoninnen mit Kriegsbemalung im Gesicht winken. Dabei handelt es sich nicht um einen neuen Weimarer Hipster-Trend, wie ich sogleich aufgeklärt werde. Vielmehr ist die »African Student Association« in diesem Jahr Mitorganisator des Sommerfests und jeder, der Lust hat, kann sich von den afrikanischen Studentinnen und Studenten in ihren wildgemusterten Kleidern das Gesicht bemalen lassen. Aha.
Während ich noch überlege, wie ich das Ganze elegant umgehen kann, ohne als Spaßbremse dazustehen, werfe ich einen Seitenblick auf das Buffet: Wow, was für eine Auswahl! Alles selbst gemacht, versichert die junge Dame vor mir. Auf meinem Pappteller landen: Ugali Pap, afrikanischer Hirsebrei mit Doro Wat, einem äthiopischen Gemüsecurry. Außerdem: Tomate-Mozzarella, Hummus, Tzatziki, gegrilltes Gemüse, Baguette und Wassermelone.
Kulinarisch bestens ausgestattet, lasse ich mich auf der riesigen Wiese hinter dem Haus nieder, wo es sich schon einige andere auf ihren Picknickdecken gemütlich gemacht haben. Super Timing – gerade geht das Programm weiter. Ein Puppenspieler führt das Märchen »Kalif Storch« auf. Und zwar auf Thüringisch. Was? Ja, richtig gelesen! Thüringisch trifft auf internationale Party trifft auf originale Bauhaus-Architektur. Schon ein bisschen verrückt!
Während ich mir gerade ein Stück Honigmelone in den Mund stecke und die Leute um mich herum lautstark den Kalifen vor dem Zauberer warnen, muss ich schmunzeln. Irgendwie freue ich mich, dass der Abend gerade erst losgeht. Wer weiß, was mich noch erwartet. Eins ist sicher: heute wird hier noch lange gefeiert – und angestoßen. Auf Gropius, das Bauhaus und alle seine internationalen Freunde!