Spanisches Architektenduo übernimmt Vertretungsprofessur für Entwerfen und Raumgestaltung
Das spanische Architektenduo Carla Ferrando Costansa und Pablo Garrido Arnaiz, Gründer des Büros Parabase, wird im Sommersemester 2025 die Professur für Entwerfen und Raumgestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar vertreten. Ihr Ansatz verbindet analytische Forschung mit einer starken räumlichen und materiellen Sensibilität. Was hat sie nach Weimar geführt? Welche Impulse möchten sie den Studierenden mitgeben?
Was hat euch motiviert, die Vertretungsprofessur für Entwerfen und Raumgestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar anzunehmen?
Die Bauhaus-Universität Weimar ist eine weltweit renommierte Architekturhochschule mit herausragenden Persönlichkeiten. Wir fühlen uns sehr geehrt, die Vertretungsprofessur für Entwerfen und Raumgestaltung übernehmen zu dürfen. Für uns ist es ein echtes Privileg, gemeinsam mit unseren Universitätskolleg*innen und den Studierenden die Diskussion über verschiedene zeitgenössische architektonische Themen voranzutreiben.
An welchen Projekten arbeitet ihr derzeit mit eurem Büro und was macht diese Projekte aus?
In unserem Büro arbeiten wir derzeit an zwei großen Wohnsiedlungen in Basel, die sich konstruktiv mit den Themen Kreislauf, Wiederverwendung und Design for Disassembly, also Gebäudeentwürfen, dass sie am Ende ihrer Nutzungsdauer leicht zerlegt, umgebaut oder recycelt werden können, beschäftigen. Wir arbeiten auch an anderen kleineren Wohnprojekten in Barcelona und Mallorca, die versuchen, die oben genannten Themen in einen Kontext zu stellen, in dem sie weniger üblich sind. Darüber hinaus beteiligen wir uns intensiv an Wettbewerben, nicht nur in Europa, sondern auch außerhalb.
Welche Themen und Methoden werdet ihr in euren Lehrveranstaltungen besonders in den Fokus rücken?
Wie auch in unserer beruflichen Praxis sind wir daran interessiert, die Konzepte der Wiederverwendung, Wiederverwertung und Recycling zu erforschen. Diese Verfahren dienen dazu, Abfälle nutzbar zu machen, etablierte Produktionsprozesse in Frage zu stellen und der Veralterung entgegenzuwirken, indem sie Materialien ein zweites Leben geben. Sie bieten auch eine andere Sichtweise auf die Umwelt, in der wir leben. Generell verstehen wir die Kreislaufwirtschaft nicht nur als eine pragmatische Entscheidung, sondern als integralen Bestandteil einer nachhaltigen kulturellen Praxis.
Die Bauhaus-Universität Weimar ist bekannt für ihre interdisziplinären Ansätze. Wie wichtig ist euch der Austausch mit anderen Disziplinen und welche Chancen seht ihr darin für eure Arbeit in Weimar?
Interdisziplinarität ist ganz entscheidend für unser Verständnis von Architektur. In unserer beruflichen Praxis ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung, und wir umgeben uns vom Beginn des Entwurfsprozesses an mit Bauingenieur*innen, Künstler*innen oder Soziolog*innen. Das wollen wir auch während unseres Semesters tun, in dem wir eine heterogene Gruppe von Architekt*innen, Ingenieur*innen, Künstler*innen, Kurator*innen, Designer*innen und Aktivist*innen zu Vorträgen und Gesprächen einladen werden, um unsere Vorstellungen von Kreislauf, Konstruktion und Design zu erweitern.
Was möchtet ihr den Studierenden über das Entwerfen und die Raumgestaltung mit auf den Weg geben – gibt es eine zentrale Idee oder Haltung, die ihr vermitteln wollt?
Indem wir gemeinsam nach alternativen Perspektiven für die Wiederverwendung suchen, möchten wir unsere Bau- und Konsumgewohnheiten hinterfragen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass Gebäude materielle Zeugnisse einer sozialen und wirtschaftlichen Vergangenheit sind und nicht unabhängig als Formen verstanden werden können. Wir glauben an eine Architektur, die den Formalismus und die Konventionen hinter sich lässt, an eine Architektur, die aus einem tiefen Verständnis für den Akt des Bauens erwächst und diesen eher als technischen, kulturellen und politischen Akt denn als reine Gestaltungsaufgabe begreift.
Die Fragen stellte Gabriela Oroz.
Profil Parabase
Die Architektin Carla Ferrando Costansa und der Architekt Pablo Garrido Arnaiz haben Parabase 2021 gegründet, nachdem beide zuvor in renommierten Büros wie Herzog & de Meuron, Foster & Partners, Diener & Diener sowie Miller & Maranta gearbeitet haben. Das Büro vereint die Entwicklung und Realisierung architektonischer Projekte mit Forschung und Lehre. Ihre Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet und unter anderem auf der Architekturbiennale in Venedig sowie der Triennale in Lissabon ausgestellt. Aktuell realisiert PARABASE Projekte unterschiedlicher Maßstäbe in Spanien, Mexiko und der Schweiz.
Weitere Informationen zu Parabase:
http://www.parabase.eu
https://www.instagram.com/parabase.eu
Weitere Informationen zur Professur Entwerfen und Raumgestaltung: https://www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/professuren/entwerfen-und-raumgestaltung/