Prof. Peter Benz feierlich ins Amt des Präsidenten eingeführt
Am Dienstag, 26. September 2023, fand im Audimax die feierliche Investitur von Prof. Peter Benz als neuem Präsidenten der Bauhaus-Universität Weimar statt. Vor einem vollen Auditorium erhielt er von Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee symbolisch seine Ernennungsurkunde überreicht. Zahlreiche Universitätsmitglieder und Gäste verfolgten Prof. Benz‘ Antrittsrede zum Thema »Frei sein«.
Fotos: Bauhaus-Universität Weimar/ Thomas Müller
Die vollständige Investiturrede von Prof. Peter Benz können Sie hier barrierefrei nachlesen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Prof. Jutta Emes, die die Bauhaus-Universität Weimar von 2022 bis 2023 als Interimspräsidentin leitete. Sie bedankte sich in ihrer Ansprache für die gute und konstruktive Zusammenarbeit in dieser Zeit und hieß insbesondere auch das neue Präsidiumsteam, das seit Juni 2023 im Amt ist, willkommen. Zudem hob sie die Internationalisierung der Bauhaus-Universität Weimar hervor und sie begrüßte die engere Kooperation der Universität mit der Europäischen Kommission. Hochrangige Vertreter*innen der internationalen Hochschulen, die gemeinsam mit der Bauhaus-Universität Weimar die Hochschulallianz BAUHAUS4EU bilden, waren parallel zu ihrem Netzwerktreffen ebenfalls zu Gast.
Grußwort vom Wissenschaftsminister
Anschließend hielt Thüringens Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft Wolfgang Tiefensee ein Grußwort. Er hob dabei die Kommunikation als wesentliche Qualität hervor, sich gegenseitig verstehen zu können und sprach sich dafür aus, Möglichkeiten zu suchen, neue Formen des Dialogs und des Austausches zu finden. Prof. Peter Benz bedankte sich und nahm symbolisch seine Ernennungsurkunde von Minister Tiefensee entgegen, die er bereits zu seinem Amtsantritt am 1. März 2023 erhalten hatte.
Nachdem auch Radu Paul Simon Reinhardt als Vertreter des Studierendenkonvents Grußworte an den Präsidenten gerichtet hatte, in denen er u. a. mehr Räume für Dialog forderte und sich mehr Transparenz und Partizipation sowie eine prinzipielle Unabhängigkeit der Universität wünschte, wandte sich Prof. Peter Benz in seiner Antrittsrede »Frei sein« an das volle Auditorium und schilderte ausgehend von seinen Erfahrungen in Hongkong seine Vorhaben und Ansätze für die Zukunft.
»Frei sein«
2019 demonstrierten in Hongkong Millionen Menschen für mehr Teilhabe an der politischen Entwicklung. In diesem Zusammenhang erlebte er mit seinem damaligen Kollegen der Academy of Visual Arts der Hongkong-Baptist-University, Justin Wong Chiu-Tat, was es heißt, nicht frei zu sein. Justin hatte in der Schweiz einen Aufsatz auf Basis seiner Sammlung visueller Zeugnisse der Protestbewegung veröffentlicht. Auf einem der im Aufsatz abgebildeten Comic-Bilder war der Satz »Liberate Hongkong – Revolution of our Times« zu lesen. Das öffentliche Zeigen dieses Spruches ist nach dem Verständnis der Hongkonger Regierung strafbar.
Einige gedruckte Exemplare erreichten über Umwege die Universität, die Anzeige erstattete, um vorgeblich Schaden abzuwenden. »Ich war mit Justin gerade im Seminar, als er von der Anzeige erfuhr. Nach einer kurzen Minute des Schweigens meinte er lediglich ›I think I need to leave now‹, ging aus dem Raum, fuhr zum Flughafen und verließ Hongkong für immer, um einer möglichen Verhaftung zuvor zu kommen. Er ist heute frei, aber sein Leben, wie er es bis dahin kannte, war damit vorbei«, erläuterte Prof. Benz.
Diese Geschichte mache deutlich, dass gesetzlich verankerte Freiheit der Lehre, Forschung und Meinung hohle Güter sind, wenn sie in einem Klima der Prekarität, der Unsicherheit und der Angst gelebt werden müssten. Solange man sich nicht traue, die Dinge zu tun, zu sagen oder zu denken, die man für richtig und wichtig halte, gäbe es kein echtes »Frei sein«.
Das Credo des Präsidenten lautet: »Dafür müssen wir kämpfen, auch über den unmittelbaren Universitätsraum hinaus in die Gesellschaft hinein, denn – wie das Beispiel Hongkong zeigt – es gibt keinen vermeintlich losgelösten, geschützten Raum der Universitäten neben der Gesellschaft. Wir müssen als Universitätsleitung und als Institution ein Gefühl des ›Frei seins‹ schaffen und erhalten. Denn nur dann können wir uns – was die erhofften und erwarteten Spitzenergebnisse in Forschung und Lehre betrifft – voll auf die Kreativität, die Innovationskraft, die Energie und den Einsatz der einzelnen Kolleg*innen, Mitarbeitenden und Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar verlassen.«
Startprogramm des neuen Präsidiums
Im weiteren Verlauf stellte er – gemeinsam mit Vizepräsidentin Dr. Ulrike Kuch – zugleich die Visionen für die Universität und die Pläne des neuen Präsidiums vor. Auf der Basis verschiedener Teilhabeformate sei ein Startprogramm zusammengestellt worden, welches erste Prioritäten in der gemeinsamen Arbeit setzen solle.
»Wir definieren zunächst fünf große Bereiche: Bildung, Forschung, Gesellschaft, Organisation und Infrastruktur. Für jeden dieser Bereiche bilden wir je drei bis sechs Schwerpunkte, von denen wir annehmen, dass sie uns die gesamte Legislaturperiode begleiten werden. Und dann benennen wir jeweils zwei bis vier Meilensteine, die wir bis Ende 2023 in diesen Schwerpunkten erreichen wollen. Gleichzeitig haben wir versucht, darauf zu achten, dass Querschnittsthemen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Diversität konsistent in allen Bereichen vorkommen.«
Im gleichen Zuge ruft das Präsidium die gesamte Universitätsgemeinschaft dazu auf, mit ihm an weiteren Lösungen zu arbeiten. Dafür wurde eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet, unter welcher Anregungen und Hinweise sehr gern zugesandt werden können: wir[at]uni-weimar.de
Get together bei herrlichem Spätsommerwetter
Nach der feierlichen Zeremonie, die musikalisch vom »D’Takito JamDuo«, Klarinette und Klavier, begleitet wurde, versammelten sich die Gäste zu einem Empfang im Foyer der Universitätsbibliothek. Hierbei gab es die Gelegenheit, in persönlichen Austausch mit Prof. Peter Benz und anderen Mitgliedern der Universität zu treten. Noch bis in den Abend hinein kamen die Universitätsmitglieder und Gäste im Innenhof der Universitätsbibliothek zusammen, der von der Alumna Franziska Kowitz überall mit gelben Blumen geschmückt worden war. Die Gespräche drehten sich – angeregt durch die Reden – um die Zukunft der Universität und neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.