Das etwas andere Semester #2 – Digitale Projektbörse zum Vorlesungsstart
Das Projektstudium ist eine Besonderheit der Bauhaus-Universität Weimar: Studierende arbeiten in Kleingruppen an aktuellen Fragestellungen der eigenen Disziplin, aber auch – ganz in der Tradition des Bauhauses – an interdisziplinären Themen. Immer zum Semesterbeginn steht die Suche und Vergabe der passenden Semesterprojekte an – im digitalen Sommersemester 2020 muss auch dies neu organisiert werden.
In Prä-Corona-Zeiten wurden Vorstellung und Auswahl der Projekte von den Fakultäten je nach Disziplin ganz unterschiedlich umgesetzt: Aushänge am schwarzen Brett, persönliche Konsultationen auf Grundlage von künstlerischen Mappen, Bewerbung via E-Mail samt Motivationsschreiben oder auch die Projektbörse in gut gefüllten Vorlesungssälen mit allen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Die Wege, einen Platz im bevorzugten Semesterprojekt zu ergattern, waren vielfältig. Im aktuellen Semester läuft fast alles mittels digitaler Kommunikation und so müssen nun auch die Präsentation der Projektinhalte sowie die Auswahl geeigneter Studierender auf diesem Weg stattfinden.
Geballte Kompetenz für eine gemeinsame Lösung
Eine Lösung hierfür entwickelte die Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Christian Koch, Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Professor für Intelligentes Technisches Design. »Für dieses Vorhaben war es nötig, die an der Universität vorhandenen Kompetenzen zu bündeln: Der Fachbereich Medieninformatik hatte bereits im März ein Konzept für eine digitale Modulbörse zusammengestellt. In Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Fakultätsdekanaten, dem Dezernat Studium und Lehre, dem eLab sowie dem Rechenzentrum (SCC) wurde dies nun weitergedacht und entwickelt, so dass die Lösung universitätsweit, von allen Fakultäten, genutzt werden kann.« erläutert Prof. Dr. Christian Koch. »Das Mittel der Wahl war für uns moodle, weil es sowohl Studierenden als auch Dozierenden als Lehr- und Lernplattform vertraut ist.«
Ready, steady, go! – Der Startschuss für die digitale Projektbörse
Die Serverkapazitäten wurden aufgerüstet und so konnte am 4. Mai 2020 die digitale Projektbörse mit 59 Projekten sowie zahlreichen Bauhaus.Modulen und Fachkursen starten. »Wir haben uns dazu entschieden, die Projekte in parallelen Live-Sessions vorzustellen. Die Materialien, wie Folien, Clips und Bildmaterial, konnten die Studierenden im Vorfeld bereits einsehen«, schildert PD Dr. Andreas Jakoby aus dem Fachbereich Medieninformatik. »Sie hatten dann die Möglichkeit, durch die für sie interessanten Projekt-Sessions zu springen, sich die dort stattfindenden Präsentationen der Lehrenden anzuschauen und Fragen im Chat oder über das Mikro zu stellen.« Im Anschluss sollten die Studierenden eine Liste ihrer drei Wunschprojekte erstellen und einreichen. Ein eigens erstellter Algorithmus wurde genutzt, um die Projekte dann auf Grundlage dieser Listen zuzuteilen.
Am darauffolgenden Tag fanden an der Fakultät Kunst und Gestaltung, ebenfalls über moodle, individuelle Einzelkonsultationen statt. Hierbei konnten Lehrende und Studierende im Eins-zu-eins-Kontakt die gegenseitigen Erwartungshaltungen zu den angebotenen Projekten erörtern.
Gelungene Premiere mit studentischer Unterstützung
Elisa Kluge, Studentin im vierten Semester Medieninformatik, unterstützte vor, während und nach der Projektbörse als eTutorin Lehrende sowie Studierende und erzählt: »Die Vorarbeit und die Kommunikation mit den Dozentinnen und Dozenten waren umfangreich, aber durch die tolle Zusammenarbeit, beispielsweise mit Stepan Boldt aus dem eLab, machte es Spaß, die Projektbörse wachsen zu sehen. Während der eigentlichen digitalen Veranstaltung gab es kaum technische Probleme. Die meisten studentischen Rückfragen waren inhaltlicher Natur und konnten an die Lehrenden weitergegeben werden.« Einige technische Verbesserungsvorschläge, wie beispielsweise die Nutzung von Headsets für eine bessere Tonqualität, wurden gesammelt und können bei zukünftigen Veranstaltungen umgesetzt werden.
Digitales Semesterprojekt der Informatik bringt Studierende zurück an Schulen
Kluge studiert zwar noch, bietet aber in der von ihr mitgestalteten Projektbörse auch selbst ein Lehrprojekt an, in welchem sie die »Digitalisierung an Schulen unter Ausnahmebedingungen« untersucht. Gemeinsam mit Axel Schorcht, Student im Bachelor Medieninformatik, realisiert sie das Semesterprojekt. Beide unterstützen seit Beginn der Corona-Krise das Lyonel Feiniger Gymnasium Buttelstedt/Mellingen bei der Umsetzung von Home Schooling mithilfe verschiedener digitaler Tools.
»Bei der Medieninformatik handelt es sich um einen sehr anwendungsbezogenen Studiengang und so kam die Idee auf, die Herausforderungen, vor der sich Schulen aktuell befinden, im Rahmen von universitärer Lehre zu analysieren und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln«, schildert Kluge. Die wissenschaftliche Leitung des Projekts übernahmen Prof. Dr. Bernd Fröhlich und PD Dr. Andreas Jakoby. In den kommenden Wochen steht für die Studierenden somit jede Menge Arbeit an: Verschiedene Lernmanagement- und Webkonferenz-Systeme sind zu betrachten und zu vergleichen. Weiterhin ist eine bundesweite Befragung mit Lehrenden sowie Schülerinnen und Schülern zu deren Anforderungen an entsprechende Tools geplant. Am Ende sollen Empfehlungen für Schulen stehen, die nicht nur technische, sondern auch soziale Aspekte digitaler Lehre im Schulkontext berücksichtigen.