Doppelter Erfolg für Studierende im Architektur-Nachwuchswettbewerb »wa aktuell«
Gleich zwei Arbeiten waren im diesjährigen studentischen Ideenwettbewerb der Fachzeitschrift »wa aktuell« erfolgreich: Jana Katharina Bolten erhält für ihre Abschlussarbeit im Master Architektur zur Umnutzung von Center Architekturen der 1990er einen von fünf Preisen, eine von fünf Anerkennungen geht an Paul Zimmermann und Victoria Grossardt für ihre Semesterarbeit zu einem Europäischen Zentrum für das Erleben und Erforschen fragiler maritimer Welten.
Alle 116 insgesamt im Wettbewerb eingereichten Arbeiten standen unter dem Thema des diesjährigen Wettbewerbs »Architektur in planetaren Grenzen«.
PREIS
Jana Katharina Bolten
Resiliente Strukturen – Umnutzung von Center Architekturen der 1990er Jahre
Professur Entwerfen und komplexe Gebäudelehre
Prof. Dipl.-Ing. Jörg Springer
Nach der Wende wurden besonders im Osten zahlreiche Einkaufscenter errichtet, um Kaufkraft zu akquirieren. Im Gegensatz zu Warenhäusern sind die Einkaufscenter nicht im städtischen Kontext spürbar und an Verkehrsknotenpunkten platziert. Der charakterlose Bestand in Jena von 1993, umfasst einen umbauten Raum von 33 000m2. Die Lage am Fluss, dem Park und Nähe zur Innenstadt bietet hohe Qualität zum Wohnen, Arbeiten und Leben.
In Analogie zum städtischen Quartier wird das Volumen von einem Wegenetzwerk durchzogen. Ein- und Ausblicke stellen auf allen Geschossen Außen und Innen miteinander in Beziehung.
Die Parkrampe im Westen wird zur öffentlichen Promenade umgestaltet. Sie verbindet alle öffentlichen Nutzungen im EG (Geschäfte des täglichen Bedarfs), mit großzügigen Büro-Flächen im 1. OG, einer Mensa im 2.OG mit Sportbereich und Dachterrasse im 3.OG.
Ergänzt wird die Promenade durch ein internes Wegenetzwerk. Es verknüpft Wohnen und gemeinschaftliche Nutzungen (Gästehaus, KiTa, Jokerräume und Dachgarten) miteinander.
Um den Ansprüchen des Individuums gerecht zu werden, wurden fünf Wohntypologien entwickelt. Das Wohnen im Studio auf 30m2, im Townhouse, im Atelier, im Kollektiv mit je 15 Individualräumen und großzügigem Gemeinschaftsbereich, sowie das Patiowohnen.
Diese Wohntypologie zeichnet sich durch Grundrisskonfigurationen von 1–5 Zimmern aus und einer Vorgartenstruktur, welche die nötige Privatsphäre zwischen Innenraum und Wegenetzwerk herstellt.
Alle Wohneinheiten sind aus Holzmodulen gefertigt, welche in das bestehende Stahlskelett eingeschoben werden. Die angehängte Fassade verleiht dem Quartier einen ganzheitlichen, kraftvollen Ausdruck, ohne die Vielfalt zu verschleiern. Die Grundrissstrukturen sind anhand der verscheiden dimensionierten Stahlprofile abzulesen, wodurch die Fassade an das Prinzip eines Setzkastens erinnert. Sie löst die Lärmschutzthematik des Standorts und generiert privaten Außenraum für jede Wohneinheit.
Resiliente Strukturen ist ein Modellprojekt für einen zukunftsfähigen Quartiersprototypen, der unterschiedliche Nutzungen und die verschiedenen Ansprüche von 350 Bewohnenden miteinander kombiniert.
ANERKENNUNG
Paul Zimmermann und Victoria Grossardt
UMO
Professur Konstruktives Entwerfen und Tragwerkslehre
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Ruth
Das undefinierte Meeresobjekt – oder auch UMO - ist eine Konsequenz aus zwei Ideen: Was wäre, wenn wir zu den Fischen kommen anstatt sie zu uns zu holen und was wäre, wenn wir es auf einer Bohrinsel stattfinden lassen? Auf der Suche nach einer geeigneten Insel für ein maritimes Forschungs- und Erlebniszentrum stießen wir auf die Ruinen des »Frigg Field« im offenen Meer mitten in der Nordsee. Dabei haben wir uns vor allem für die Struktur der »Concrete Drilling Platform 1« interessiert.
Dessen neuer Aufbau sollte sowohl dem gravitätischen und monströsen Charakter gerecht werden, der den Offshore-Gebäuden generell innewohnt, als auch dem paradoxerweise sehr filigranen Grundriss. In eben diesem Widerspruch sahen wir ein Potential, das wir gerne im Entwurf untersuchen wollten.
Ziel des Entwurfs war es, aus denkmalpflegerischer Sicht eine Symbiose statt einer formalen Abgrenzung vom Bestand zu schaffen. Die Struktur spricht eine heute unübliche Sprache, die wir weiterschrauben können, um uns von einer Ästhetik des modernen Fortschritts abzugrenzen. So können wir die utopischen Architekturen der Vergangenheit in zeitgenössische Räumlichkeiten übersetzen. Wo könnte man diesen Leuchtturm besser setzen als auf einem wahnsinnigen Offshore-Bauwerk, wo diese zwiegespaltene Atmosphäre eine eigene kleine Welt aus Freizeit und Forschung einrahmt?
Weitere Informationen zum Wettbewerb und zu allen Preisen und Anerkennungen: https://www.wettbewerbe-aktuell.de/wa-award