Architekt und Bauhaus-Gastprofessor Diébédo Francis Kéré fordert Studierende auf, die Zukunft zu gestalten
Er knüpfte dort an, wo er zuletzt aufgehört hatte: Prof. Diébédo Francis Kéré gab auch bei seinem zweiten Besuch an der Bauhaus-Universität Weimar inspirierende Einblicke in sein Schaffen, diesmal mit dem Fokus auf partizipative Architektur. In einem experimentellen Workshop-Format am Mittwoch, 19. Januar 2022, das er gemeinsam mit Dipl.-Ing. Julia Heinemann leitete, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Bauformenlehre, bekamen Architekturstudierende die Möglichkeit, sich mit dem Ansatz partizipativer Prozesse zu beschäftigen und daraus mutige Entwurfsideen zu entwickeln.
Was bedeuten partizipative Prozesse? Wie können diese überhaupt entstehen? Und welche Möglichkeiten besitzt Architektur, etwas zu diesen Prozessen beizutragen? Im Audimax, das für diesen Abend als offener Gesprächsraum fungierte, diskutierten 15 Studierende in kleinen Gruppen diese und weitere Fragen und begaben sich damit in einen spielerischen, unbefangenen und freien Entwurfsprozess. In einer gemeinsamen Abschlussrunde präsentierten die Studierenden ihre Ideen und erläuterten, wie Orte entstehen können, an denen Beteiligung möglich ist und ein Gemeinschaftsgefühl erwachsen kann. Prof. Kéré, der die Gruppengespräche begleitete und die Teilnehmenden mit seinen Ausführungen zu neuen Denkanstößen befähigte, lobte das Potential der Studierenden und gab ihnen mit auf den Weg: »Seid mutig, geht voran, die Welt erwartet euch.«
Universitätspräsident Prof. Winfried Speitkamp, der sich ebenfalls an den studentischen Diskussionen beteiligte, bedankte sich für das mitreißende Engagement des Bauhaus-Gastprofessors und ermunterte auch seinerseits die Studierenden, ihre Freiräume zu nutzen: »Nutzen Sie die Möglichkeitsräume, die Ihnen Workshops wie diese bieten. Denken Sie nicht in Schablonen. Nur so können die Gesellschaft und die Gemeinschaft davon profitieren.«
Am darauffolgenden Tag, Donnerstag, 20. Januar 2022, führte Prof. Kéré den intensiven Austausch in einem fast vierstündigen Workshop zum Thema »Emerging City Lab: Learning from Burkina Faso« mit 19 Architekturstudierenden fort. In Zusammenarbeit mit Vertr.-Prof. Sven Schneider, Professur Informatik in der Architektur, und Dipl.-Ing. Philippe Schmidt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur und Koordinator des Masterstudiengangs Integrated Urban Development and Design, beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Siedlungsstrukturen des vorwiegend agrarisch geprägten Heimatlandes des Bauhaus-Gastprofessors und diskutierten dabei nicht nur bauliche, sondern vor allem gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe.
Um zu verstehen, wie Planer und Städtebauer zukünftig im Sinne einer partizipativen Baukultur den Umgang mit lokalen Traditionen und natürlichen Ressourcen stärker berücksichtigen können, flossen auch Erfahrungen aus Forschungsprojekten des Emerging City Lab ein, das gemeinsam von der Bauhaus-Universität Weimar mit der Addis Ababa University in Äthiopien betrieben wird. In diesem Zusammenhang stellte Vertr.-Prof. Sven Schneider KI-basierte partizipative Planungsinstrumente für das Bauen in Subsahara-Afrika vor, während Dipl.-Ing. Philippe Schmidt über Lösungen für eine nachhaltige, ressourcenintegrierte Stadtentwicklung sprach.
Zum Abschluss seines zweiten Workshops forderte Prof. Kéré die Studierenden auf, neue Wege zu suchen und zu beschreiten und ermunterte sie, notwendige Lösungen für die globalen Probleme unserer Zeit weiterzuentwickeln und zu gestalten.