Dr. Grischa Bertram zum Juniorprofessor für Raumplanung und Raumforschung berufen
Zum 1. November 2022 ist Dr.-Ing. Grischa Bertram auf die Juniorprofessur für Raumplanung und Raumforschung an die Fakultät Architektur und Urbanistik berufen worden.
Grischa Bertram, geboren 1978 in Göttingen, betreibt seit 15 Jahren Raumplanungsforschung im universitären Kontext. Der studierte Stadt- und Stadtentwicklungsplaner war vor seiner Berufung elf Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Stadterneuerung & Planungstheorie der Universität Kassel tätig. Dort promovierte er 2018 über bürgerschaftlichen Protest in der lokalen räumlichen Planung in Berlin.
In den letzten Jahren hat Grischa Bertram in Kassel oft Masterstudierende mit einem Urbanistik-Bachelorabschluss aus Weimar betreut. Diese waren es auch, die sein Interesse an der Bauhaus-Universität Weimar gestärkt haben: »Ich habe die Studierenden aus Weimar als besondere Studierende erlebt: besonders interessiert am Fach, besonders gut im Diskutieren. Dadurch hat die Lehre mit diesen immer auch besonders Spaß gemacht und mich bereichert.« Folgerichtig war dann auch der Schritt, sich in seinem Fachgebiet auf die Juniorprofessur in Weimar zu bewerben.
Der neue Juniorprofessor bildet in Weimar zusammen mit dem Seniorprofessor Prof. Dr. Max Welch Guerra in den kommenden drei Jahren eine Doppelspitze an der Professur Raumplanung und Raumforschung. Dabei stimmen beide die Lehre eng miteinander ab und teilen diese untereinander und mit den Wissenschaftlichem Mitarbeiter*innen auf. In den wenigen Wochen, die Grischa Bertram in Weimar tätig ist, war er bislang insbesondere am Institut für Europäische Urbanistik und an der Fakultät Architektur und Urbanistik unterwegs. Dabei schätzt er neben den kurzen Wegen auch die Arbeitsatmosphäre und das kollegiale Miteinander sehr.
In der Raumforschung gilt sein Interesse insbesondere der (Re-)Produktion von Räumen und der Governanceanalyse, in der Raumplanung den Möglichkeiten zur sozioökonomischen Transformation sowie internationaler Übertragbarkeit. Speziell interessiert ihn das Verhältnis von Demokratie zu Planung, in verschiedenen Zusammenhängen und bei verschiedenen Formen der Partizipation. Er nimmt dabei Beteiligungsmöglichkeiten aus der Perspektive der Bürger*innen in den Blick und sucht Antworten auf Fragen wie diese: Was bringt parteiliches Engagement? Was bringen neuere Formen wie Petitionsplattformen? Wann ist Protest ein einfacherer Weg?
Bei den Planungsinhalten hat er aktuelle Fragen der Nachhaltigkeit, ökologische Themen und Flächenschutz auf der Agenda. Meist mit dem Fokus auf politische Prozesse, hat er sich in der Vergangenheit auch mit Fragestellungen zu Innenstädten und Einzelhandel, verlorenen Bauten und Räumen sowie Nachkriegswiederaufbau, Verkehrswende, nachhaltiger Stadtentwicklung und Städtebauförderung in Europa auseinandergesetzt.
Schon als Schüler hat er eine Lokale Agenda mit initiiert, war in der kommunalen Jugendarbeit aktiv und hat sich auch studien- und berufsbegleitend verschiedentlich politisch und ehrenamtlich engagiert, sei es als Stadtverordneter und Mitglied der Regionalversammlung, als Verfasser von Stellungnahmen für einen Naturschutzverband oder beratend bei Bürgerinitiativen.
Die Fakultät Architektur und Urbanistik freut sich auf das Engagement von Jun.-Prof. Dr. Grischa Bertram in Lehre und Forschung. Brücken nach Kassel bleiben bestehen: In den kommenden Monaten pendelt er aus familiären Gründen noch zwischen Kassel und Weimar. Eine fachliche Brücke zwischen Kassel und Weimar soll noch länger bleiben, vorausgesetzt, die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt den gemeinsamen Antrag, den der neue Juniorprofessor gemeinsam mit seinem ehemaligen Kasseler Chef zum Thema Großprojekte im Diskurs auf den Weg gebracht hat.