FÜNF FRAGEN AN ... Präsident Professor Peter Benz
Seit Anfang März ist Professor Peter Benz Präsident der Bauhaus-Universität Weimar. Seit Anfang Juni ist nun auch das Präsidiumsteam vollständig – der Senat hat drei neue Vizepräsident*innen bestätigt. Welche Pläne hat die neue Universitätsleitung, gibt es inhaltliche Schwerpunkte und wie hat Professor Peter Benz die Universität bisher erlebt? Wir haben nachgefragt.
Herr Professor Benz, am 8. Juni 2023 war Ihr 100. Tag im Amt. Wir sind neugierig und möchten wissen: Welche Eindrücke haben Sie bisher von der Bauhaus-Universität Weimar?
Ich empfand meine Wiederentdeckung der Bauhaus-Universität als interessant, spannend, erkenntnisreich und schlicht als Spaß. Es ist eine Freude, die Arbeit der Uni und die Menschen, die dahinterstehen, für mich zu entdecken – wobei ich auch sagen muss, dass viele dieser Projekte grundsätzlich mehr Sichtbarkeit verdient hätten. Es sollte nicht sein, dass nur der Präsident einen Überblick hat, wie toll seine Uni ist. Daran werden wir arbeiten müssen. Kurzum: Ich fand meine ersten 100 Tage gut, aber ich würde erwarten, dass die Hochschulgemeinschaft sich zu diesem Thema ihre eigenen Gedanken macht.
Zu Ihrem Amtsantritt als Präsident haben Sie angekündigt, alle Bereiche und Professuren persönlich kennenlernen zu wollen. Wie steht es um dieses Vorhaben, haben Sie noch viele offene Termine im Kalender?
Grundsätzlich habe ich ca. 70 unserer ca. 84 Professuren besucht, wobei es ein wenig differierende Vorstellungen gibt, wer und was alles zu den Professuren zählen sollte. Von denen, die in meiner Zählung fehlen, habe ich die meisten in anderen Zusammenhängen, zum Beispiel in Gremien, trotzdem bereits getroffen; nur einigen wenigen bin ich noch gar nicht begegnet.
Ansonsten habe ich fast alle Dezernate besucht, die meisten Bereiche wie die Bibliothek und das SCC, ich war in allen Fakultätsräten, in Personalrat und in der Personalversammlung, beim Stuko und bei mehreren Mitarbeiter*innentreffen. Außerdem habe ich versucht, viele öffentliche Veranstaltungen (Richtfeste, Eröffnungen, Parties, Potluck Dinners usw.) zu besuchen, um vor allem Studierenden die Möglichkeit zu geben, mich persönlich kennenzulernen. Und natürlich gehe ich so oft wie möglich in die Mensa.
Insofern glaube ich, dass ich die ersten Monate wirklich ganz gut genutzt habe, um mir einen neuen Blick auf die Bauhaus-Universität Weimar zu erarbeiten. Trotzdem: natürlich wird es nötig sein, diese Kontakte nicht nur einmal am Anfang zu suchen, sondern immer weiter zu erhalten und auszubauen.
Am 7. Juni hat der Senat alle Ihre drei Kandidat*innen für die Vizepräsidentschaften bestätigt, das neue Team steht also fest. Was haben Sie sich schon vorgenommen und welche Aufgaben stehen ganz oben auf der Agenda?
Aus meiner Sicht geht es nicht wirklich darum, was ich mir vorgenommen habe; stattdessen müssen wir als Hochschulgemeinschaft eine Vorstellung davon haben, wo wir hin wollen. Alle drei Vizepräsident*innen – wie auch ich – sind neu in unseren Ämtern; ich habe ein paar Monate Vorsprung, aber trotzdem müssen wir uns – inklusive des Kanzlers – jetzt natürlich als Team noch aufstellen, das heißt, Aufgaben verteilen, unsere Positionen bestimmen und Prioritäten setzen.
Der Plan ist, dass wir Mitte August in eine Präsidiumsklausur gehen, zu der wir weitere Gäste aus der Uni einladen werden, um die Aufgaben, mit denen wir die Amtszeit dieses Präsidiums beginnen möchten, in einem »Aktionsplan« zusammen zu stellen. Darin werden wir unsere Prioritäten setzen, die wir bis Ende 2023 anpacken wollen. Was genau diese sein werden, dem möchte ich nicht vorgreifen. Allerdings sind einige Punkte auch von außen gesetzt, beispielsweise die Neuverhandlung Rahmenvereinbarung VI, externe Ziel- und Leistungsvereinbarungen, die AG Innovation in Studium & Lehre usw. Und natürlich sind durch die Vizepräsidentschaften jetzt auch bereits ein paar Leitplanken gesetzt.
Eine Sache, die ich allerdings wirklich gerne bereits über den Sommer anfassen würde, sind die Gremienzusammensetzungen, -zuständigkeiten und -pläne. In dem Bereich habe ich das Gefühl, könnten wir uns schlanker und effektiver aufstellen. Idealerweise gelänge uns dies bereits vor dem nächsten Semester, damit wir in der nächsten Vorlesungszeit bereits etwas entlastet wären. Aber wir werden sehen, wie weit die Uni mitgehen möchte.
Neu ist die Vizepräsident*innenstelle für gesellschaftliche Transformation. Warum haben Sie diese eingeführt und welche Aufgabenbereiche deckt diese Vizepräsidentschaft ab?
Im Zusammenspiel eines Präsidiums sind die Vizepräsidentschaften für Forschung und für Studium & Lehre im Wesentlichen gesetzt; man kann kleinere Anpassungen machen, aber im Großen und Ganzen sind diese Denominationen – berechtigterweise – eigentlich gegeben. Das heißt, man kann mit einer dritten Vizepräsidentschaft quasi einen programmatischen Schwerpunkt setzen, ein Zeichen nach innen und außen, was für die nächsten drei Jahre zentrale Themen der Hochschule sein sollen. Angesichts der gesellschaftlichen Prozesse und multiplen Krisen, die wir gerade erleben, ist es meiner Meinung nach unabdingbar, dass wir die Möglichkeiten und Ressourcen der Uni nutzen, um Probleme und Lösungen zu verstehen, anzubieten und zu reflektieren. Letztlich wollen wir uns in diesem Gefüge positionieren.
Natürlich gibt es für die Vizepräsidentenstelle gesellschaftliche Transformation auch konkrete Handlungsfelder: Transfer, Wissenskommunikation, Nachhaltigkeit usw. Wenn wir in diesen Themenfeldern nicht einfach nur auf externe Vorgaben reagieren wollen, müssen wir es schaffen, sie für uns passend zu interpretieren und inhaltlich zu besetzen.
»Transfer« wird z.B. allgemein relativ schlicht als »angewandter Technologie-/Wissenstransfer zur kommerziellen Verwertung in der Wirtschaft« verstanden. Wir werden solche Projekte natürlich auch umsetzen – und wir werden sie gut machen. Ich glaube aber, die Hochschule hat wesentlich mehr, wesentlich diversere und wesentlich interessantere Möglichkeiten, eine Wirksamkeit in die Breite der Gesellschaft zu entwickeln. Diese Ansätze werden wir für uns ausarbeiten müssen, um dann andere Interessenvertreter*innen und Partner*innen mit auf unseren Weg zu nehmen.
Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Vizepräsidentschaft im Verbund mit unseren anderen Aktivitäten in Forschung und Lehre das Profil der Bauhaus-Universität Weimar deutlich schärfen und auffrischen können.
Last but not least: Es fällt positiv auf, dass Sie oft und gern in der Mensa am Park zum Mittagessen gehen. Haben Sie ein Lieblingsessen und was ist für Sie das Wichtigste an der Mensaroutine?
Ganz klar: mittags zwischen 12 und 14 Uhr geht man in die Mensa; mach ich so seit ich 1996 als Student in Weimar angefangen habe. Allerdings ist auch klar, dass man nicht nur wegen des Essens in die Mensa geht, sondern wegen des sozialen Erlebnisses. Ein Lieblingsessen habe ich deshalb eigentlich nicht, aber es gibt ein paar Gerichte, mit denen ich bestimmte Erinnerungen verbinde und die deshalb einen besonderen »sentimental value« haben: Milchreis mit zerlassener Butter, Germknödel mit Vanillesoße sowie die Calamares-Ringe. Irgendwie alles die weniger gesunden Gerichte …