Unmonumental Moments – Freie-Kunst-Studierende stellen in Galerie im Stadtspeicher Jena aus
Installation, erweiterte Malerei und Wandzeichnung präsentieren die Studierenden Fabian Reetz, Lea Bredenbals, Felix Deiters, Coretta Klaue, Till Röttjer, Lilly Marie Braatz und Rio Usui bis zum 18. Januar 2023 in Kooperation mit dem Jenaer Kunstverein e.V. Zur Eröffnung am Freitag, 25. November 2022, 19 Uhr, sind Interessierte herzlich eingeladen!
Die letzte Ausstellung des Themenjahres »Schöne neue Welt« bringt die Perspektive junger Künstler*innen auf eine zunehmend fragmentierte Welt und Wahrnehmung ein. In den künstlerischen Momentaufnahmen, die sich als ortsspezifische Installationen, erweiterte Malerei und (Wand-)Zeichnungen in der Galerie manifestieren, schwingt die übergeordnete Frage nach der Bedeutsamkeit des Nicht-Monumentalen, des Flüchtigen und der Zeitlichkeit mit. Dabei formulieren die aktuellen Arbeiten der Studierenden des Kunstwelt-Clubs der Bauhaus-Universität Weimar in ihrer Prozesshaftigkeit und durch ihre Unabgeschlossenheit eine Annäherung an ein Ganzes, aus dem in der Galerie im Stadtspeicher ein Erlebnisraum entsteht.
Die präsentierten Arbeiten lassen sich keinem eindeutigen Medium zuordnen, verwischen Gattungsgrenzen und sind oftmals nicht abgeschlossen, sondern Teil und Moment einer Entwicklung. In der Galerie im Stadtspeicher beschreiben sie ein dialogisches Miteinander und behandeln das Unmonumentale und Momenthafte in vielschichtiger Art und Weise. Dabei dehnt sich die Ausstellung über die gesamten Räumlichkeiten des Kunstvereins aus, besetzt auch Treppenhaus und Zwischenräume, und schafft neue Räume aus fragmenthaften Symbolen und unheroischen Alltagsmomenten. Die Ausstellung selbst wird zu einer Assemblage, in die jede*r der Künstler*innen seine eigene Ideen- und Gedankenwelt in Form von unmonumentalen Werken einbringt. Dabei entsteht ein Ganzes aus der Diversität der verschiedenen Ansätze und Ausdrucksformen der unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten.
Zwischen den auf den ersten Blick disparat erscheinenden Werken gibt es dennoch verbindende Elemente. So zum Beispiel spielt neben dem Thema Zeit auch die Frage nach Raum und Räumlichkeit eine wichtige Rolle: Till Röttjer lenkt in seiner Installation den Fokus auf den architektonischen Konstruktionscharakter von physischen Räumen und damit verbundene Raumerfahrungen, während Lea Bredenbals stoffliche Räume erschafft, die als Suche nach Schutz- oder Geborgenheitsräumen allerdings ambivalente Erfahrungen provozieren können – von Sicherheit und Behaglichkeit bis hin zu Beengtheit oder Ausgeliefertsein.
Zwischen gegensätzlichen Polen oszilliert auch Felix Deiters Arbeit: Er befasst sich in seiner ortsspezifischen Wandzeichnung mit Zwischenräumen in Identitäts- und Gesellschaftsfragen, deren Ausprägungen Verletzungen herbeiführen können. Das Dazwischen, die Durchdringung von Innen- und Außenraum bildet bei Fabian Reetz einen wichtigen Aspekt, wenn er sich mit Flächen, Strukturen und Körpern befasst – im Zusammenhang mit persönlicher und kollektiver Erinnerung. Rio Usui widmet sich Fragen nach räumlicher Begrenzung und Ausdehnung von künstlerischen Zeichen und Medien, wenn sie ihre Malerei über die Fläche der Leinwand überschreiten lässt und so direkte und lose Verbindungen gleichzeitig schafft.
Um räumliche Dimensionen sowie die Verbindung eines psychischen Innen und eines physischen Außen geht es auch in der Arbeit von Coretta Klaue. Sie montiert eine feingliedrige Zeichnung im großen Format frei im Raum und visualisiert darin Spuren innerer Prozesse und Impulse. Im Gegensatz zur großformatigen Zeichnung stehen die Werke von Lilly Braatz. Sie widmet sich in ihren zeichnerischen und malerischen Arbeiten unscheinbar wirkenden Momentaufnahmen aus Orten ihrer Umgebung und ihrer Imagination, wobei verschiedene Stimmungslagen – von Melancholie bis Heiterkeit – zum Ausdruck kommen.
Medial, gedanklich-konzeptionell wie ästhetisch zeugt die Ausstellung des Kunstwelt-Clubs der Bauhaus-Universität Weimar von Vielfalt, diversen Perspektiven und freier Gestaltungskraft. Durch diese künstlerischen Blicke auf innere und äußere Welten entsteht in der Ausstellung in der Galerie im Stadtspeicher ein eigener Mikrokosmos.
Teilnehmende Künstler*innen
Lilly Marie Braatz (1998 in München, lebt und arbeitet in Weimar)
Lea Bredenbals (*1999 in Bielefeld, lebt und arbeitet in Weimar)
Felix Deiters (*1997 in Nürnberg, lebt und arbeitet in Weimar und Berlin)
Coretta Klaue (*1995 in Berlin, lebt und arbeitet in Weimar)
Fabian Reetz (*1997 in Bad Salzungen, lebt und arbeitet in Weimar)
Till Röttjer (*1984 in Dresden, lebt und arbeitet Weimar und Kromsdorf)
Rio Usui (*1997 in Tokyo, lebt und arbeitet in Weimar)
Die Ausstellung ist eine Kooperation der Bauhaus-Universität Weimar mit dem Jenaer Kunstverein e.V. und wird kuratiert in Zusammenarbeit mit Florian Schmidt (Künstlerischer Mitarbeiter – Klasse Prof. Björn Dahlem / Skulptur, Objekt, Installation) und Michaela Mai (Kunsthistorikerin, Kuratorin – Jenaer Kunstverein).
Die Ausstellung wird gefördert von der Thüringer Kulturstiftung und JenaKultur.
Ausstellungsdauer:
26. November 2022 – 28. Januar 2023
Ausstellungseröffnung mit Musik von VATI (Paula Franke & Benedict Möbius):
Freitag, 25. November 2022, 19 Uhr
Rundgang mit den Künstler*innen:
Samstag, 10. Dezember 2022, 15 Uhr
Donnerstag, 12. Januar 2023, 17 Uhr
Finissage mit Performances, Lectures und Interventionen:
Samstag, 28. Januar 2023, 14 – 20 Uhr
Ausstellungsort:
Galerie im Stadtspeicher
Markt 16
07743 Jena
www.jenaer-kunstverein.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch, Freitag und Samstag : 12 – 16 Uhr
Donnerstag: 12 – 19 Uhr
Unter jenaer-kunstverein.de sowie auf den Social-Media-Kanälen (Instagram, Facebook, YouTube) werden digitale Vermittlungsangebote veröffentlicht.
Wichtiger Hinweis:
Der Jenaer Kunstverein macht vom 19.12.2022 bis 08.01.2023 Winterpause.