Von Weimar nach Tokyo: Als ehemaliger »Buddy« in die japanische Millionenmetropole
Silke Weise studiert an der Bauhaus-Universität im Masterstudiengang »European Urban Studies«. Bereits früh in ihrem Studium entdeckt sie ihre Leidenschaft für die japanische Kultur und Sprache, nimmt am Tandemprogramm des Weimar International Network (WIN) teil und engagiert sich als »Buddy« für internationale Studierende. Nun hat sie den Schritt gewagt, für ein Praktikum in die Millionenmetropole Tokio zu reisen.
Du bist derzeit in Tokio und besuchst deine ehemalige Buddy-Partnerin, die du vor einem Jahr hier an der Universität begleitet hast. Wie kam es dazu?
Ich hatte mich im Wintersemester letzten Jahres für das Tandemprogramm des Weimar International Networks (WIN) angemeldet und dadurch meine jetzige Gastgeberin und Freundin Rieko aus Tokyo kennengelernt, die zu der Zeit ein Austauschjahr in Weimar verbrachte. Vor kurzem beschäftigte ich mich mit der Organisation meines einsemestrigen Pflichtpraktikums, das in meinem Studiengang »European Urban Studies«, vorgesehen ist. Ich begann recht schnell den Wunsch zu entwickeln, mein Praktikum in Japan zu verbringen. Das hatte sicherlich mit meinen Eindrücken während des Tandemprogramms zu tun, sicherlich aber auch damit, dass ich bereits eine Summer School in Japan besucht hatte und seitdem sehr gerne noch mal nach Japan zurückkehren wollte. Als ich Rieko von meinen Plänen berichtete, bot sie mir an, während meiner Praktikumszeit bei ihr in Tokyo unterzukommen.
Gehen wir einen Schritt zurück: Wie bist du auf das Programm aufmerksam geworden und was hat dich bewegt, selbst Buddy zu werden?
Das erste Mal von dem Programm gehört hatte ich von meiner Mitbewohnerin. Da sie ursprünglich aus Litauen stammt und für ihr Masterstudium nach Deutschland zog, informierte sie sich nach ihrer Ankunft in Weimar über die Angebote für internationale Studierende an der Bauhaus-Universität. Ich unterstützte sie dabei und die Programme hörten sich für mich damals schon sehr interessant an. Nachdem ich beschloss, in meinem ersten Mastersemester an der Bauhaus-Universität einen Japanisch-Sprachkurs zu belegen, dachte ich mir, dass es sicher hilfreich sein könnte, selbst eine Tandempartnerin zu finden, mit der ich meine Sprachkenntnisse verbessern könnte. So lernte ich Rieko kennen. Es entwickelte sich schnell eine Freundschaft zwischen uns, da wir oft gemeinsam Veranstaltungen besuchten. Eigentlich waren wir damals schon mehr »Buddy«-, als »Tandem«-Partner. Im zweiten Semester hatte ich dann das Glück, eine Stelle als Koordinatorin der Tandem- und Buddyprogramme zu bekommen und so hinter die Kulissen dieser Programme schauen zu können.
Wie sieht eine typische Semesterwoche im Leben eines Buddys aus? Was erwartet Studierende, die an dem Buddy-Programm teilnehmen?
Eine »typische« Woche gibt es eigentlich nicht. Jedes »Buddy-Paar« gestaltet sein Programm individuell. Am Anfang des Semesters ist es vor allem wichtig, den internationalen Studierenden bei organisatorischen Dingen helfend zur Seite zu stehen. Ansonsten ist die Vielfalt der Möglichkeiten groß: Erkundungstouren durch Weimar oder die vielzähligen Veranstaltungen des WIN sind sicherlich ganz klassische Unternehmungen. Die Lebhaftigkeit des Programms hängt natürlich viel von der Motivation und dem Engagement der Teilnehmer ab, denn ob man letztlich an den Angeboten des Buddy-Programms teilnimmt, bleibt jedem Buddy selbst überlassen. Ein Pflichtprogramm gibt es nicht. Was einen interessierten Teilnehmer auf jeden Fall erwartet ist sehr viel interkultureller Austausch, interessante Lebensgeschichten und ganz viel Spaß!
Sicherlich gibt es einige Studierende, die sich ebenfalls vorstellen könnten, als Buddy internationale Studierende zu begleiten – gibt es etwas, das du ihnen mit auf den Weg geben kannst?
Ich denke, das Wichtigste ist, dass man sich traut. Auch wenn man selber vielleicht kein Organisationstalent ist, so hilft es einem internationalen Studenten schon enorm, nur ein paar grundlegende Fragen während der ersten Wochen in Deutschland beantwortet zu bekommen. Im Grunde genommen kann jeder, der schon länger als ein Semester in Weimar studiert und somit selbst die Erfahrungen des Ankommens und sich Einfindens gemacht hat, Buddy für einen neuen internationalen Studierenden werden. Und wer sich unsicher ist, der kann jederzeit wieder aussteigen, wenn es nicht nach ihren oder seinen Vorstellungen verläuft. Das ist aber nur sehr selten der Fall.
Was waren deine persönlichen Höhepunkte des Programms?
Das waren definitiv die ersten drei Events am Semesteranfang, die ich mit organisieren durfte. Dazu zählten eine Inforunde in der »Welcome Lounge«, die sich als eine kleine aber sehr ausgiebige Gesprächsrunde entwickelte oder der »Culture Talk«-Abend, das Kick-Off Event des Programms, bei dem wir einen kompletten Saal mit Besuchern aus aller Welt füllten. Ein Höhepunkt war für mich auch die »Baumwipfelpfad«-Exkursion, bei der wir gemeinsam den Thüringer Wald erkundeten und anschließend in Bad Langensalza den Tag in einem Restaurant mit regionaler Küche ausklingen ließen. In diesen drei Events habe ich viele interessante und ganz unterschiedliche Leute kennengelernt.
Welche Erfahrungen hast du für dich aus dem Programm mitgenommen und was hast du während der »Buddy«-Zeit über dich selbst gelernt?
Ich kann behaupten, dass ich durch die Organisation der Events extrem viel gelernt habe und ich nach und nach an meinen Aufgaben gewachsen bin. Anfangs hat mich beispielsweise die Vorstellung, vor Leuten zu sprechen, nervös gemacht, aber die Herzlichkeit und das Interesse der Teilnehmenden haben mir schnell die nötige Sicherheit gegeben. Mit den »Bauhaus Internationals« hatte ich zudem immer ein paar helfende Hände dabei, sodass ich nicht überfordert war. Besonders schön war für mich zu sehen, wie sich aus dem Programm feste Freundschaften für das ganze Semester entwickelten, die teilweise vermutlich ein Leben lang halten werden.
Das Gespräch führte Marvin Hamann, Mitarbeiter Medienarbeit, in der Universitätskommunikation der Bauhaus-Universität Weimar.
Hintergrund:
Das Buddyprogramm wird organisiert vom Weimar International Network (WIN) an der Bauhaus-Universität Weimar. Es bietet internationalen Studenten die Möglichkeit, gemeinsam mit einem Welcome-Buddy, der selbst bereits mindestens ein Semester an der Bauhaus-Universität studiert, die deutsche Kultur und das Studentenleben in Weimar besser kennenzulernen. Das Programm verbindet so Studierende aus der ganzen Welt und schafft jedes Semester eine internationale Gemeinschaft und organisiert vielzählige Veranstaltungen, wie zum Beispiel Gesprächsrunden oder Ausflüge.
Weitere Informationen über die Programme für internationale Studierende an der Bauhaus-Universität Weimar:
https://www.uni-weimar.de/projekte/win/programme.html
Selbst Buddy werden?
Interessierte können sich jederzeit unter folgendem Link auf der WIN-Webseite für das Buddy- bzw. das Tandemprogrammanmelden:https://www.uni-weimar.de/projekte/win/de/programme/buddyprogramm/anmeldung.html