Wissenschaftstag 2021 rückt die Perspektive des wissenschaftlichen Nachwuchses in den Mittelpunkt
Was bewegt Forschende nach der Promotion dazu, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen? Dass es vor allem die Freude an der intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung ist, zeigte sich eindrucksvoll in Fachvorträgen und Elevator Pitches, aber auch verschiedenen Auszeichnungen während des Wissenschaftstags 2021 am Mittwoch, 17. November 2021. Organisiert wurde die jährliche Veranstaltung in diesem Jahr im hybriden Format: im Audimax führte das Team des Dezernats Forschung und der Bauhaus Research School vor einem Publikum durch das Programm, während weitere Zuschauerinnen und Zuschauer sich online zuschalten und per Voting und Chat am Wissenschaftstag beteiligen konnten.
Während der wissenschaftliche Nachwuchs bereits in den vergangenen Jahren immer schon ein wichtiger Bestandteil des Wissenschaftstages war, wurde er nun in den Mittelpunkt gestellt. Besonders im Licht aktueller bundesweiter Debatten um die Be- bzw. Entfristung von Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau, ging es darum, jene zu Wort kommen zu lassen, die nach der Promotion den Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere gewagt haben. Dr. Lisa Vollmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Urbanistik, Dr.-Ing. Hayder Alsaad, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Bauphysik und Leiter der AG Raumklima, und Dr. Elena Vogman, Freigeist-Stipendiatin der VolkswagenStiftung und Leiterin des Forschungsprojekts »Madness, Media, Milieus. Reconfiguring the Humanities in Postwar Europa« an der Fakultät Medien, gaben zunächst in kurzen Vorträgen Einblicke in ihre aktuellen Forschungsfelder. Alle drei Vorträge machten deutlich, wie unterschiedlich Wege in die Wissenschaft aussehen können.
Im Anschluss stellten sich die drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Moderation von Prof. Dr. Tom Lahmer, Professor für Stochastik und Optimierung an der Fakultät Bauingenieurwesen, der Diskussion um die »Perspektive Wissenschaft« und beantworteten auch Fragen des Publikums. Dabei wurde deutlich, dass in der Postdoc-Phase vor allem ein gutes Netzwerk wichtig ist, das dabei unterstützt, erfolgreich Forschungsanträge zu schreiben. In der Diskussion zeigte sich, dass die Interdisziplinarität oftmals zu einer besonderen Herausforderung wird, wenn ein Thema sich nicht einer einzelnen Fachrichtung klar zuordnen lässt: »Manchmal muss man es etwas passend machen und ein paar Brücken bauen, um das Thema für eine neue Disziplin zu öffnen«, riet Dr. Elena Vogman. Auf Prof. Lahmers Frage, wie die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit der Realität befristeter Stellen umgingen, hob Dr. Lisa Vollmer ihren proaktiven Umgang mit der Situation hervor: »Ich versuche mich für mehr entfristete Stellen einzusetzen. Wenn das System wirklich reformiert wird, wird es trotz Entfristung weiterhin Wechsel in der Besetzung geben.« Dr. Hayder Alsaad wies auf die spezielle Situation internationaler Forschender hin, deren Befristung auch immer das Visum betreffe. Trotzdem sei für ihn die große Abwechslung in der Lehr- und Forschungstätigkeit ein großer Motivator die wissenschaftliche Karriere weiter zu verfolgen.
Auch diejenigen, die noch am Beginn einer möglichen wissenschaftlichen Laufbahn stehen, wurden im Rahmen des Wissenschaftstages für ihre Forschungsleistungen gewürdigt. Mittlerweile fest etablierter Bestandteil des Wissenschaftstages ist der Nachwuchswettbewerb: Acht Promotionsstudierende, ein Masterstudent und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin stellten ihre Forschungsthemen komprimiert auf einem Poster dar und präsentierten das Thema in einem Videopitch dem Publikum in aller Kürze möglichst verständlich. Dabei ging es vielfach um zukunftsweisende und klimagerechte Lösungen in Architektur und Bauwesen sowie um Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts und Zusammenlebens. Während das Online-Voting für das beste Poster bereits im Vorfeld der Veranstaltung stattfand, konnte live für den besten Pitch abgestimmt werden. Zusätzlich vergab eine Fachjury Preise für die besten Beiträge.
Die Preise im Nachwuchswettbewerb gingen an:
- Mara Geske (Jurypreis: Bestes Poster)
- Sneha Singh (Jurypreis: Bester Pitch)
- Jinia Sharmeen (Publikumspreis: Bestes Poster)
- Maria Victoria Behler (Publikumspreis: Bester Pitch)
- Luise Wedekind (Gesamtpreis der Jury: Beste Wissenschaftskommunikation)
Zusätzlich wurden Absolventinnen und Absolventen der vier Fakultäten sowie ein Nachwuchswissenschaftler für ihre Abschlussarbeiten von der Vizepräsidentin für Internationales, Diversität und Transfer, Prof. Dr. Jutta Emes, mit den Hochschulpreisen ausgezeichnet.
Liste der Preisträger*innen in der Kategorie Studierende:
- Lara Hartig, Hamidou Marice Bouguerra, Maximilian Hoffmann, Pernilla Kober, Moritz Twente (Fakultät Architektur und Urbanistik)
- Jonas Josef Duchéne (Fakultät Bauingenieurwesen)
- Anna Rupp (Fakultät Kunst und Gestaltung)
- Jörg Schoolmann (Fakultät Medien)
Preisträger in der Kategorie Nachwuchswissenschaftler*innen:
- Dr. phil. Ekkehard Coenen (Fakultät Medien)
Universitätspräsident Prof. Dr. Winfried Speitkamp schloss den Wissenschaftstag 2021 schließlich mit anerkennenden Worten für all jene, die den Weg in die Wissenschaft einschlagen: »Ich bewundere diejenigen, die auf befristeten Stellen Fragen beantworten, deren Antworten sie noch nicht kennen. Es ist für die Hochschulen enorm wichtig, diesen Mut trotz der unwägbaren Rahmenbedingungen zu nutzen.«
Fotos: Thomas Müller