Der Winkelbau, heutiges Van-de-Velde-Gebäude, beherbergte Werkstätten und die Bildhauerateliers. Die ebenerdigen Eingänge, die zum Platz hin orientiert sind, waren dabei den »sauberen« Werkstätten Keramik und Ziselieren zugeordnet, während die anderen Werkstätten auf die Rückseite des Gebäudes verlegt wurden.
Trotz stilistischer Gleichheit mit dem Kunsthochschulbau, heutiges Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar, betont das Van-de-Velde-Gebäude seine Autonomie. So werden die vom Hauptgebäude vorgegebenen Baufluchten nicht aufgenommen. Vielmehr verlangt der Winkelbau in seiner Form nach einem Gegenstück nach Osten hin, wo heute der als Bürogebäude genutzte Plattenbau steht. Insgesamt erscheint das Van-de-Velde-Gebäude weniger repräsentativ als das Hauptgebäude. Es besitzt keine repräsentativen Räume. Dennoch wird es über ein ebenso aufwändig gestaltetes Treppenhaus erschlossen.
Das Gebäude der Kunstgewerbeschule liegt im Gelände etwas tiefer als jenes der Kunsthochschule. Van de Velde ließ das Gelände nicht planieren, sondern nutzte die Niveau-Differenzen zur unterschiedlichen Ausprägung der einzelnen Flügel. Wie eine Schmuckfassade wird der Südflügel des Winkelbaus behandelt. Vergleichbar mit einer barocken Kirchenschauwand ist er dem Baukörper vorgeblendet und ragt über das Dach hinaus. Durch die zwei zurückstehenden Mauerstreifen an der Seite, welche wie massive Strebepfeiler wirken, wird eine andere konstruktive Situation vorgetäuscht, als tatsächlich vorhanden ist.
Über das erste Obergeschoss spannt sich ein Hufeisenbogen, der vom Sturz der Fenstergruppe im Erdgeschoss begrenzt wird. Dabei liegen die beiden Fenstergruppen zueinander leicht versetzt. Die drei Fenster im Obergeschoss werden durch die mit einer Metallabdeckung verblendeten Mauerstreifen, welche die Fenster zu einer Einheit verbinden, als Fensterband begriffen. Dem Radius des Hufeisenbogens folgend wird die Fassade durch ein kleines Oberlicht im Scheitelpunkt abgeschlossen. Hinter dem Giebel befand sich das Privatatelier des Direktors. Die räumliche Position im Gebäude weist auch auf die Stellung desselben an der Hochschule hin.
Eine Besonderheit im Inneren des Van-de-Velde-Gebäudes sind die verschiedenen Wandbilder gestaltet von Oskar Schlemmer anlässlich der Bauhaus-Austellung 1923. Heute sind an den Wänden der Eingangszone und im Runden Treppenhaus Rekonstruktionen der Werke von Bildhauer Hubert Schiefelbein und Maler Bruno Dolinski aus den Jahren 1979 - 1980 zu bewundern. Die Originale wurden im Juni 1930 aufgrund ihres "kulturbolschewistischen" und fremdartigen Charakters durch Mitglieder der NSDAP entfernt.
Quellen:
Opitz, Silke (Hg.): Van de Veldes Kunstschulbauten in Weimar. Weimar 2004;
Eckardt, Michael (Hg.): Bauhaus-Spaziergang. In Weimar unterwegs auf den Spuren des frühen Bauhauses. Weimar 2009;
Bauhaus-Universität Weimar: Der Bogen 3/2007. Weimar 2007
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