(go) Im Rahmen einer vom DAAD-geförderten Kooperation mit dem Ethiopian Institute of Architecture Addis Abeba/Äthiopien erproben Studierende des 2. Kernmoduls im Bachelor-Studiengang Architektur unter der Leitung von Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Des. Bernd Rudolf konstruktive Techniken auf der Basis von Wandteilen aus gepresstem Stroh. Zur summaery werden vier experimentelle Pavillons auf dem Universitätscampus realisiert.
Äthiopien mit seinem starken Bevölkerungswachstum und seiner großen Armut stellt Architekten, Stadtplaner und Ingenieure vor immense Herausforderungen. Im Rahmen des Projektes war es deshalb wesentlich, auf der Basis eines einfach herzustellenden, kostengünstigen Materials zu arbeiten, das auch im ländlichen Bereich zum Einsatz kommen kann. Daher setzt das Projekt auf das Material Stroh, ein nachwachsender Grundrohstoff, der in Äthiopien Abfallprodukt in der Landwirtschaft ist. Das Stroh wird unter Wärmeeinwirkung zu festen Platten gepresst, die dann in unterschiedlichen Strukturen und Ausführungsformen Verwendung finden. Der Gedanke des organischen Bauens, sowohl in Material und Bauform wie auch als partizipatorisches Prinzip, spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Stroh hat darüber hinaus in der traditionellen Bauweise eine Bedeutung, z.B. als Dachdeckung oder Füllzuschlag für Lehmbauten.
Zielstellung war es, auf der Basis von Strohplatten Entwürfe und Technologien zu entwickeln, die sich aus einfachen, wiederverwertbaren Materialien und ohne aufwändige Werkzeuge zu wachsenden Häusern verbinden lassen, die zum Prototyp für den Hausbau in Äthiopien werden können. Wir praktizieren das so oft zitierte Motto think globally - act locally, erläutert Prof. Rudolf den Projektansatz. Die als Ergebnisse systemisch zu betrachtenden Verbindungen und Details können jeweils durch regional vorhandene Materialien ersetzt und an diese angepasst werden.
Alle Projektteilnehmenden zehn von ihnen waren im April am Bau einer zweigeschossigen Behausung aus Strohplatten auf dem Campus in Addis Abeba beteiligt entwickelten zu Semesterbeginn einen eigenständigen Entwurf. Aus den 30 Entwürfen wurden zunächst acht weiterverfolgt und vertieft, bis sich schließlich Anfang Juni vier sehr verschiedenartige Projekte als Finalisten herauskristallisiert haben, die nun zur summaery umgesetzt werden.
Wichtige Kriterien bei der Lösungssuche waren, dass die Gebäude auch von Laien gebaut werden können und modular erweiterbar sind. Hinzu kamen technische Aspekte wie Sinnfälligkeit der Konstruktion, Wetterschutz und -beständigkeit. Die vier realisierten Beispiele zeigen hier unterschiedliche Ansätze, doch allen ist eine kreative und frische Herangehensweise gemeinsam.
Ein Pavillon fungiert als Ausstellungsgebäude. Hier werden vielfältige Experimente und Testergebnisse vorgestellt, vor allem im Hinblick auf die Außenhülle. Wie bekomme ich eine Fassade dicht? Wie lassen sich die Wandteile miteinander verbinden? Ob Tetrapak oder Bienenhonig - es gibt keine Denkverbote. Die weiteren drei Pavillons, die über Wohn-, Arbeits- und Präsentationsflächen verfügen, arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien. Einer bezieht aus Plastiktüten gewebte Planen mit ein. Ein anderer zielt auf andere Recyclingmaterialien: Dosen und Autoreifen. Als Verbindungsmittel Spanngurte und Ösen? Auch am letzten der vier Pavillons zeigen sich unkonventionelle Lösungsansätze.
Eine studentische Projektteilnehmerin fasst ihre Erfahrung wie folgt zusammen: Ich war skeptisch, dass der Entwurf im Maßstab 1:1 auch tatsächlich stabil steht.
Am 6. Juli sind die 15 Gäste aus Äthiopien unter strömendem Regen angereist, um in der heißen Phase vor der summaery mit Hand anzulegen. Heute, am 10. Juli 2012, zwei Tage vor Eröffnung der summaery, wird auf dem Campus noch gebügelt, gemessen, geschnitten, gespannt, gewoben, gedreht,
Wir bleiben gespannt auf den 12. Juli und darauf, ob und welcher Prototyp künftig in Addis Abeba umgesetzt wird. Für die Projektbeteiligten jedenfalls ist das Projekt mit der Eröffnung der summaery noch längst nicht beendet. Die nächsten Exkursionen sind bereits in Planung. Ganz unmittelbar bevor steht der Workshop africa re:load, der am 13. und 14. Juli 80 Teilnehmer aus Wirtschaft, Forschung und Entwicklungszusammenarbeit zusammenbringt, um die Vernetzung zu fördern und neue Ideen für gemeinsame Projekte zu generieren.
Die Projektbeteiligten danken Strawtec/Berlin für das Sachsponsoring der Strohpaneele.
Im folgenden Clip sind Eindrücke eines Exkursionsteilnehmers vom Workshop in Äthiopien festgehalten: vimeo.com/41475414
Projektteilnehmer: Alexander Bense, Katrin Bräutigam, Elisabeth Dorfmann, Paul Eikemeier, Irene Fischer, Victoria Goldmann, Carolina Kolodziej, Clara Marie Landwehr, Sebastian Linder, Yi Lu, Vadim Makarucha, Johannes Märtin, Jonatan Molinski, Nam Nguyen Hoang, Linh Nguyen Viet, Dimitra Papadimitriou, Rubén Robledo Ibáñez, Anna Rodermund, Maria Elisabeth Röß, Zoya Solovyeva, Tereza Spindlerová, Anh Dung Trinh, Adugna Tsion, Mona Volkmann, Amelie Wegner, Georg Westermann, Nadine Wolz, Weidong Yang, Tina Zahl, Catherine Slusher
Projektbetreuer: Prof. Bernd Rudolf, Prof. Dr. Jürgen Ruth, Prof. Reinhard König, wiss. Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Hanna Aschenbach, wiss. Mitarbeiter Dipl.-Ing. Timo Riechert, wiss. Mitarbeiter Dipl.-Ing. Stephan Schütz
Fotos: Thomas Müller, Candy Welz und Bernd Rudolf
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