Welchen Beitrag Visuelle Kommunikation und Produktdesign zur Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern leisten können, erkunden zurzeit Studierende der Fakultät Gestaltung unter der Leitung von Prof. Wolfgang Sattler und Prof. Markus Weisbeck in einem interdisziplinären Projekt. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum in Jena werden Brücken zwischen Gestaltung und Krankenhausroutine gebaut.
(rw) Ein eigenartiger Geruch schwebt durch das lichtdurchflutete Atelier der Van-de-Velde-Werkstatt, in dem sich die Teilnehmer des Projektes »H Y G I E N E« jede Woche treffen. »Heute ist Weihnachten«, verkündet Prof. Sattler, der sich die Hände reibt. Ein großer Hersteller von Hygiene-Artikeln für Krankenhäuser hat die Projektgruppe mit Arbeitsmaterialien versorgt. Auf den zusammengerückten Tischen im Zentrum des Raumes stapeln sich Flaschen mit Desinfektionslösungen, Kanülen und Infusionsgeräte die Ursache für den klinisch reinen Duft. Die Studierenden stürzen sich neugierig auf die Anschauungsmaterialien. Jeder einzelne Gegenstand wird genau beäugt, in den Händen gewendet und geprüft. Kleine Grüppchen finden sich und versinken in Gesprächen und Diskussionen.
In Deutschland erkranken jährlich ca. 400.000 bis 600.000 Menschen an nosokomialen Infektionen kurz Krankenhausinfektionen. Sie stecken sich also im Zusammenhang mit einer Behandlung im Krankenhaus an. Schätzungen zufolge versterben jedes Jahr 7.500 bis 15.000 Menschen an diesen Infektionen. Die deutschlandweit größte Präventionsstudie für Krankenhausinfektionen läuft derzeit am Universitätsklinikum in Jena. Das Projekt »H Y G I E N E« möchte diese Studie bei dem ehrgeizigen Ziel, die Infektionsrate um 20 Prozent zu verringern, unterstützen.
Die kritischen Momente, in denen eventuell fatale Ereignisketten entstehen und zu verhängnisvollen Fehlern führen können, sind vielfältig. Sophie Jahns hat beispielsweise einen Arztkittel vorbereitet, der mithilfe illustrierter Karten zeigt, wie viele und welche Gegenstände ein Arzt im Arbeitsalltag mit sich herumträgt. Im Dunkel der Kitteltasche trifft so der Zungenspatel auf Telefon oder Pieper, die kleine Lampe »kuschelt« mit dem Kugelschreiber. Die beste Gelegenheit für einen Keim, von Gegenstand zu Gegenstand auch auf den Patienten übertragen zu werden. Doch das ist bei weitem nicht das einzige Ansteckungszenario. Die Studierenden suchen nun nach Entwürfen und Konzepten, die einen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten können.
Um die Teilnehmer auf die Materie vorzubereiten, hatte Anne Schön in einem kurzen Vortrag über ihr Praktikum am Laboratory for Social Inclusion in Dänemark berichtet. Auch dort beschäftigt man sich mit Problemstellungen im medizinischen Bereich. Anne entwickelte eine Art Tabletten-Tagebuch für Kinder, sie nennt es »Medication Diary«, in dem die kleinen Patienten jeden Tag, indem Sie Bilder malen, Farbe, Form und Menge der verabreichten Medizin dokumentieren. So können eventuelle Fehlmedikationen schneller erkannt und verhindert werden.
Der Ansatz im Projekt »H Y G I E N E« ist das routinierte, traditionelle Verhalten im Krankenhausdienst aufzubrechen. Dazu muss zunächst das Bewusstsein für die Problematik sensibilisiert werden, was beispielweise über Ausstellungen, Kampagnen, Schulungen für das Krankenhauspersonal oder durch ein standardisiertes Leitsystem passieren kann. Ebenso sollen Lösungen im Bereich des Produktdesigns entwickelt werden, zum Beispiel durch die Optimierung von Desinfektionsmittelspendern. Der Studierende der Visuellen Kommunikation Dimitri Engelhardt schlägt die Brücke in die Disziplin Produktdesign: er entwickelt einen High-Five-Spender, der zum Abklatschen einlädt und auf jeden Fall Bewusstsein schaffen sollte.
Die Ergebnisse des Projektes können auf der summaery2012 in Atelier 002 in der Van-de-Velde-Werkstatt bestaunt werden.
Weiterführende Informationen finden Sie auf: www.cscc.uniklinikum-jena.de
Fotos: Candy Welz
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