(tm) Júlia aus Spanien und Sebastian aus Kolumbien kommen nach Weimar, um Medienkunst/Mediengestaltung zu studieren. Was sie vorfinden, ist das nahezu perfekte Klassik-Idyll. Doch nicht unweit der Innenstadt stoßen sie auf die Plattenbausiedlung im Westen. Ihre Idee? Die Platte muss in die Innenstadt damit Bürger, Studierende und Touristen konfrontiert werden mit den zwei Wirklichkeiten Weimars. Im Projekt »I am a Wild Type« an der Professur Gestaltung medialer Umgebungen bei Prof. Ursula Damm gestalten die Studierenden eine Installation, die mitten ins Zentrum eine lebendige Fensterfront aus Weimar West projiziert. Eine Performance gab es bereits, nun schlagen die Studierenden zur summaery2012, am 12. Juli, mit Einbruch der Dunkelheit erneut eine Brücke von der Universitätsbibliothek nach Weimar-West.
Kennen Sie Weimar? Die Kulturhauptstadt? Die Stadt der Dichter und Denker? Die perfekte Stadt? So zumindest ist der Eindruck der meisten Touristen, die durch die Innenstadt Weimars flanieren. Ein Bild, das kaum Abweichungen zulässt. Ähnlich ging es auch den Studierenden Júlia und Sebastian. »Ich komme aus Barcelona und Sebastian aus Bogota richtige Großstädte mit Ecken und Kanten also«, erklärt Master-Studentin Júlia. »Als wir nach Weimar kamen, war alles gleich so perfekt, fast ein bisschen künstlich wie in diesem Film ,Die Truman Show.« Innerhalb des Projektes »I am a Wild Type« bei Prof. Ursula Damm setzten sich die beiden Studierenden mit ihrer vorübergehenden Heimatstadt auseinander. Gestoßen sind sie dabei aber nicht nur auf das artifizielle Weimar, sondern auch auf eine andere Realität, die eigentlich nur ein paar Bushaltestellen entfernt liegt. In den Neubaugebieten von Weimar-West und Weimar Nord fanden sie ein eigenes Bild, das so gar nicht dem Idyll der Klassikerstadt entspricht: »Schon wenn man mit dem Bus in Richtung Westen fährt, merkt man, dass dort andere Personen sind, die nichts mit dem touristischen Leben Weimars zu tun haben. Es ist wie eine zweite Wirklichkeit.«
Um diesen Gegensatz in die Innenstadt zu transportieren, haben sich Jùlia und Sebastian einen prominenten Platz ausgesucht: die Universitätsbibliothek. In ihrer Arbeit »Windows-Fenster: a view through glass« installieren die Medienkunst-Studierenden einen Plattenbau mitten in der Stadt. Die fensterlose graue Fassadenfront des Bibliothekneubaus dient als Projektionsfläche für zahlreiche Fenster aus dem entfernten Stadtteil. Damit wird nicht nur die Fläche neu belebt, sondern auch zum Symbol der Gegensätzlichkeit Weimars. Nicht zuletzt als Bildungsstätte spannt die Bibliothek einen inhaltlichen Bogen zu den zumeist sozialschwachen Wohngebieten. Die Fenster aus Weimar-West sind dabei als lebendige Metapher zu verstehen: »Dort kann man ein anderes Leben beobachten. Schon die Architektur sieht ganz anders aus und auch die Menschen tragen andere Kleidung, verhalten sich anders. Fenster sind sozusagen die Schnittstelle zwischen der inneren und der äußeren Welt der Menschen«, beschreibt Júlia die Anordnung. Damit gibt die Installation einen öffentlichen und gleichermaßen intimen Einblick in die zweite Realität Weimars.
Die filmischen Aufnahmen, die als Grundlage für die Projektion dienen, haben ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. »Die Menschen aus den Neubaugebieten waren eigentlich sehr aufgeschlossen. Manche haben sich schon gewundert, andere wollten nicht mitmachen. Aber der Großteil hat sich ziemlich gefreut über unser Projekt«, resümieren die Künstler. Auch an der Bibliotheksfassade gab es bereits eine Aufführung mit ebenso verwunderten und erfreuten Gesichtern. Ein erster Schritt des Brückenschlags nach Weimar-West und zurück ist damit erreicht. Zur summaery2012 wagen die Studierenden ihr Experiment erneut.
Die Arbeit »Windows-Fenster: a view through glass« von Júlia Palao Arimon (Medienkunst/Mediengestaltung, Master, 3. Semester) und Sebastian Prince (Medienkunst/Mediengestaltung, Bachelor, 6. Semester) entstand im Wintersemester 2011/12 im Projekt »I am a Wild Type« an der Professur Gestaltung medialer Umgebungen bei Prof. Ursula Damm.
Eine filmische Kurzdokumentation der Arbeit gibt es unter http://vimeo.com/41015765.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.
Fotos: Jorgelina Garcia, Júlia Palao Arimon, Sebastian Prince
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