»The circular experience«, »The doors« und »The Phosphorus Donation Foundation« sollen uns schmackhaft machen, worüber niemand gern redet und doch tagtäglich benutzt. Denn schließlich ist ES aus unserem Leben nicht wegzudenken und trotzdem ein verschwiegener Ort. Niemand erzählt lauthals vom Kauf einer neuen ... - Statussymbole gibt es in diesem Bereich kaum. Die Rede ist von Toiletten, im Form von Wasserklosetts immerhin eine Errungenschaft der zivilisierten Gesellschaft.
Und dennoch lohnt es sich, einen näheren Blick auf dieses schamhaft verschwiegene Objekt und alles, was hindurch geht, zu werfen. Denn nicht nur sechs Liter Trinkwasser rauschen bei jedem Spülgang in die Kanalisation, auch kostbare Mineralien wie Nitrogen, Phosphor und Kalium werden hinausgespült. Ungenutztes Potenzial also, quasi ein Schatz in jedem Haushalt, der gehoben werden will. Daher haben sich vier Studierende der Umweltingenieurwissenschaften und des Produktdesigns im Wintersemester 2013/2014 beherzt mit diesem allumfassenden Thema beschäftigt. »Die Stoffe können in dieser Menge nicht nur für die Umwelt schädlich sein, vielmehr befinden sich darunter einige, die in Zukunft knapp sein werden, die der Mensch jedoch täglich verbraucht.« berichtet Anniek. So ist beispielsweise Phosphor eine der Hauptkomponenten von Dünger, stellt daher unsere Lebensmittelversorgung sicher, wird aber in ungefähr 50 Jahren aufgebraucht und nicht mehr abbaubar sein.
Also zerbrachen sich die vier Masterstudierenden unter der Leitung von Jürgen Stäudel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Siedlungswasserwirtschaft, einen Winter lang die Köpfe auf der Suche nach Möglichkeiten, diese Stoffe aus unseren Ausscheidungen zurückzugewinnen. Vor allem die sagenumwobene Trenntoilette wurde besonders von den Studierenden unter die Lupe genommen. »Sie ermöglicht es Urin und Fäkalien separat zu sammeln, und die Nährstoffe aus dem Urin in der Landwirtschaft wiederzuverwenden.« erläutert Anniek die Vorteile der ungewöhnlichen Konstruktion. »Dabei liegt die Trennung doch eigentlich auf der Hand.« schmunzelt Sylvia. »Im Körper ist schließlich beides auch getrennt.« Trotzdem sind diese Systeme noch recht unbekannt und nirgendwo im öffentlichem Raum zu finden. Daher grübelten Anniek, Sylvia, Beatrice und Philipp darüber, wie neuartige Sanitärsystem am besten in westliche Gesellschaften integriert werden könnten. Welche Anpassungen am gesamten Sanitärsystem müssen vorgenommen werden?, Welche Transportvarianten gibt es? und nicht zuletzt Welche Kriterien für die Gestaltung und Funktionalität der Trenntoiletten gibt es zu bedenken? waren dabei drei wesentliche Fragen.
Stunden- und tagelang tauschten sich die vier Bauhaus-Studierenden interdisziplinär über das Thema aus, recherchierten und bastelten an neuen Ideen, um schlussendlich stolz auf drei Entwürfe für eine öffentliche Sanitäranlage zu blicken. »Dabei haben wir uns besonders auf Campingplätze und Naturschutzgebiete konzentriert.« erläutert Philipp. »Diese Umgebungen bieten eine gute Möglichkeit, unsere neuen Ideen einzuführen. Die Benutzer verwenden sie mehrmals im Laufe ihres Aufenthalts und können sich darüber schneller daran gewöhnen.« »Natürlich erhoffen wir uns davon, dass sich unsere Ideen darüber auch im privaten Bereich schneller durchsetzen.«, fügt Beatrice hinzu.
So versteckt sich hinter »The circular experience« ein integriertes Badezimmer für naturnahe Campingplätze. Die Atmosphäre ist gemütlich und erinnert an das Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken zu Hause. Die Neuerung steckt im Detail, denn Ziel dieses Konzepts ist es, die Ressourcenkreisläufe möglichst zu schließen: das Abwasser wird für die Toilettenspülung wieder benutzt oder Dank eines Sandfiltersystems direkt der Natur zugeführt. Zudem wird Regenwasser für die Toilettenspülung gesammelt. Der Urin wird aufgehoben, gelagert und vor Ort als Dünger genutzt.
Das zweite Konzept, »the doors«, zeichnet sich durch seine universelle Einsetzbarkeit aus: »Auf jeder Tür der Toiletten stehen unterschiedliche Slogans: »i’m saving water«, »i collect phosphorus«, »i’m the cleanest«, »i don’t smell« und so weiter.« berichtet Sylvia. Hinter den Türen befindet sich aber immer eine Trenntoilette, so dass bei der Benutzung auf die umfangreichen Vorteile des Systems aufmerksam gemacht wird.
Durch das Konzept der Blutspende schließlich wurde »The Phosphorus Donation Foundation«, das dritte entstandene Konzept, inspiriert. Humorvoll werden Nutzerinnen und Nutzer bei diesem Konzept dazu eingeladen, in einer klinischen Atmosphäre Urin bzw. den darin enthaltenen Phosphor zu spenden.
»Unterstützend zu unseren drei Konzepten haben wir uns infografische Informationen einfallen lassen, die auf Spiegeln, Fenstern und dem Boden unsere Idee unterstützen. Diese Grafiken erklären, wie die Nährstoff- und Wasserkreisläufe miteinander verbunden sind und weshalb es wichtig ist, sich mit der Technologie der Trenntoiletten zu beschäftigen.« erläutert Anniek die spielerische Aufbereitung der Ideen. Zwar steht die Umsetzung der Konzepte noch aus, aber alle Projektbeteiligten sind sich sicher, dass dieses Thema nicht so schnell in der Schublade verschwindet und über kurz oder lang alle umdenken müssen.
Projekt »Integrated Sanitation Systems (iSAS)«, Leitung Dipl.-Ing. Jürgen Stäudel, Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Beatrice Decker, Philipp Exner, Sylvia Debit, Anniek Vetter.
Die Ergebnisse sind auf der summaery2014 wahrscheinlich hinter dem VdV zu sehen.
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