Im Studiengang Visuelle Kommunikation bietet der neue Professor für Bild-Text-Konzeption, Burkhart von Scheven, in diesem Semester sein erstes Projekt an. Unter dem Titel »Umdrehungen – Wie das Bild das Wort verdreht - und umgekehrt« experimentieren die Studierenden, wie sich Bedeutungen von Bildern durch den Einsatz von Sprache oder Schrift verändern lassen – und umgekehrt.
Der Beamer in der oberen Etage der Marienstraße läuft bereits und Prof. Burkhart von Scheven eröffnet das letzte Plenum vor der summaery. Noch knapp zwei Wochen Zeit sind es, bis die Schau eröffnet wird, die Ausstellungen stehen müssen, alle Plakate hängen sollen. Zur Einstimmung gibt es ein Fundstück der künstlerischen Mitarbeiterin Ricarda Löser: einen Clip aus der Sendung mit der Maus zum Thema »Fußballfloskeln«, der von den beiden Professoren für Experimentelle Television Joern Hintzer und Jakob Hüfner (Fakultät Medien) produziert wurde.
»So, ich denke, dass wir nun im richtigen Modus sind, um den aktuellen Status quo zu präsentieren,« eröffnet Prof. von Scheven die Runde. »Ich hoffe, dass alle fast fertig sind. Wer will anfangen?« Melanie Kaiser meldet sich zu Wort und legt einen großformatigen Ausdruck auf den riesigen Tisch in der Mitte des Raumes. Ein Eisbecher mit Sahnehaube und Waffel prangt darauf, perfekt in Szene gesetzt. »Mein Konzept ist richtig gut aufgegangen,« berichtet die Studentin mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. »Beim Plotten hat der Mitarbeiter im Computerpool sofort gesagt, ihm würde das Wasser im Mund zusammenlaufen.« Allgemeines Lachen unter den Anwesenden.
Warum Melanie damit Lacher erntet, wird erst beim genauen Betrachten des Plakates klar. Die in der vermeintlichen Eiskugel steckende Waffel sieht verdammt nach einem Stück Bienenwachs aus. Auch die Sahne scheint eine eher cremige Konsistenz zu haben. Und bei kürzerem Betrachtungsabstand fallen auch die kleinen Fußnoten am unteren Bildrand mit den dazugehörigen Zahlen auf, die das wirkliche Material, aus dem die Leckerei bestehen, entlarven. Die Sahne entpuppt sich als Rasierschaum, die Eiskugeln als schnöde Wattebäusche mit Acrylfarbe zu Schokolade und Vanille angestrichen. Vorbei ist es mit dem Appetit – und Melanie hat ihr Ziel erreicht.
Melanie verdreht in Ihrer Arbeit nicht Worte mit Bilder oder umgekehrt. Vielmehr verdreht sie visuell die Tatsachen. Sie spielt in ihren kulinarischen Inszenierungen mit den Erwartungen des Betrachters und fordert ihn heraus, genauer hinzuschauen. Insgesamt zehn unterschiedliche Motive hat sie kreiert. Darunter eine Ilmwassersuppe mit Schwammklößchen und Grasgarnitur, ein Wachsjoghurt mit Spüli-Kiwi-Püree und Wachs-Shushi an Kamillenextrakt-Sojasauce. Bis zur summaery2014 muss sie nur noch an typographischen Kleinstkorrekturen, wie der richtigen Position der Nummerierung für die Legende arbeiten.
Antonia Bellmann präsentiert bewegte Bilder. Auf der Leinwand wechseln sich Begriffe und Fotos ab, sliden nacheinander von links nach rechts. Insekten, Landschaften, Menschen – unterschiedlichste Motive flimmern durchs Bild – bis auf ein Bild, das lediglich ein Wort zeigt. So steht da beispielsweise ›gefährlich‹, ›Lärm‹ oder ›Frühstück‹. Erst nach einer Weile erschließt sich die Botschaft dieser Arbeit. Und diese Botschaft zu beschreiben, ohne die Wirkung der Arbeit vorweg zu nehmen, ist schlicht unmöglich. Es ist simpel und eindrucksvoll zugleich, aber nicht zu beschreiben. Finden Sie es heraus und schauen Sie sich die Ausstellung einfach an!
Mit der Kombination von Bild und Ton hat Timo Buhl experimentiert. »Ich habe erst einmal eine Art ›Skizzen‹ mitgebracht«, eröffnet er seinen Part und spielt Geräusche und kurze Videoclips von seinem Laptop ab. Sein Konzept sieht vor, per Projektion bewegte Bilder von Gegenständen zu zeigen, die mit selbst aufgenommenen Sounds kombiniert werden. Dabei entsprechen die Töne nicht unbedingt den Erwartungen, die sich optisch ergeben. Auch mit Wortkombinationen will er jonglieren: So entsteht aus dem Abbild eine Föns in Verbindung mit einem Sound die Kreation »Haarturbine«. Einen kleinen akustischen Vorgeschmack gibt‘s hier:
Alle einzelnen Elemente seiner Arbeit hat Timo eigentlich schon fertig gestellt. Da gibt es Sounds, Filme und Grafiken, die den Besucher neugierig machen sollen, indem sie nur einen kleinen Teil des Bildes zeigen. Aber wie soll das akustisch starke Projekt am besten präsentiert werden? Läuft der Ton die ganze Zeit werden die Besucherinnen und Besucher unablässig beschallt, auch wenn sie sich gerade auf eine andere Arbeit konzentrieren. Findet man einen einzelnen kleinen Raum, stellt Timo vom Rest der Projektbeteiligten getrennt aus. Vielleicht greift er auf Kopfhörer, zurück, die man sich bei Bedarf aufsetzen kann? Wir werden sehen...
Die Arbeiten aus dem Projekt »Umdrehungen – Wie das Bild das Wort verdreht - und umgekehrt« bei Prof. Burkhart von Scheven und Dipl.-des. Ricarda Löser werden während der summaery2014 in der Marienstraße 1b in den Räumen 304 und 305 zu sehen sein.
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