Fakultät Kunst & Gestaltung
THEMA: Es wurde dunkel und dann brannte es überall
Bauhaus-Abschlussstipendium für Studierende
1) Warum studieren Sie an der Bauhaus-Uni?
Im Laufe meines Bachelorstudiums in Medienkunst hatte ich die Möglichkeit, viele Bereiche der Medien auszuprobieren. Sehr schnell habe ich in der Animation eine Sprache gefunden, die es mir ermöglicht, ohne Worte mit Menschen aus aller Welt zu kommunizieren.
2) Was ist an Ihrem Projekt besonders, warum ist es relevant?
Seit dem 24 Februar, als Putin und seine Regierung den brutalen Krieg gegen die Ukraine angefangen hat, fällt es mir sehr schwer zu zeichnen, zu schreiben und zu animieren. Ich bin in Hass und Verzweiflung untergetaucht und ertrunken. Für mich selbst kann ich nichts anderes außer Krieg, Tod, Angst, Feuer und Dunkelheit zeichnen. Der Film, den ich bis zum 24. Februar als meinen Bachelorfilm geplant hatte, hat sich nun für mich komplett falsch angefühlt und keinen Sinn mehr ergeben. Ich habe lange nach einem Weg gesucht, wieder arbeiten zu können. Ich suche immer noch. Nach mehreren Versuchen, alte Filmideen umzusetzen, habe ich es aufgegeben. Es wäre eine Lüge gewesen, gerade etwas anderes zu erzählen, wenn mein eigenes Leben zu mindestens 90 Prozent der Zeit aus den Kriegsthemen und Problemen besteht. Das jetzige Konzept beruht auf meinen Gefühlen und wurde damit die persönlichste Arbeit, die ich jemals gemacht habe. Es ist zwischen Nähe und Distanz zu dem Thema. Es ist zwischen der Lüge und der Wahrheit, die uns jeden Tag erzählt wird. Es tut weh, es zu machen, aber noch schmerzhafter ist es, darüber zu schweigen.
Ich bin in Kaliningrad geboren und lebe nun seit fast 16 Jahren in Deutschland. „Fühlst du dich angekommen?“ Werde ich manchmal gefragt. Ich dachte mal ja… Aber heute fühle ich mich in Deutschland so fremd, wie nie davor. Ich habe das Zeitgefühl komplett verloren. Es fühlt sich an wie März 2022, aber in Wirklichkeit warte ich immer noch auf den 25. Februar. Ich fühle eine komplette Dissonanz mit der Umgebung, mit den Menschen und dem Ort, an dem ich lebe. Meine Welt brennt - und in Weimar scheint die Sonne. Meine Oma in Russland weint am Telefon - und die Leute lachen im Café. Das Leben geht weiter, aber das Leben von so vielen ist am 24. Februar 2022 eingefroren. Wir lächeln und sagen, dass es uns okay geht und gehen arbeiten. Parallel checken wir alle paar Minuten ängstlich die Nachrichten, schlucken Beruhigungstabletten und machen Atemübungen, um etwas schlafen zu können. Die Welt, in der wir gelebt haben, die Träume, die wir mal hatten, wurden zu Fetzen. Es gibt nur das Hier und Jetzt.
In dem Film sollen die Gefühle deutlich gemacht werden. Es sind die einzigen Gefühle, die ich zurzeit verstehe oder versuche zu verstehen. Eine innere Welt, die zusammengebrochen ist. Auch wenn es gerade viel schlimmere und wichtigere Geschichten in dem Zusammenhang des Krieges gibt, die ich natürlich jeden Tag höre und mitempfinde, glaube ich nicht, das Recht dafür zu haben, sie zu erzählen. Denn ich empfinde sie zwar sehr intensiv nach, aber lebe nicht in ihnen. So habe ich versucht, mich auf das persönliche Gefühl des Verlustes von meinem alten Leben, der Zerstörung und der kommenden Vernichtung zu konzentrieren. Der Film ist eine persönliche Auseinandersetzung mit der Situation und ist mir deshalb so wichtig.
Fast blind wird der Charakter meines Films sich durch die Welt durchtasten. Die kommende Zerstörung bekommt er die meiste Zeit nur zu hören oder angedeutet durch die Schatten mit. Genauso wie ich es gerade durch die Telefonate, Erzählungen und Nachrichten mitbekomme und es nicht mit den eigenen Augen vor mir sehen kann. Bis die Figur es letztendlich sieht und sich entscheiden muss, was sie mit dieser Erkenntnis macht. Schwach und zerbrechlich wird sich die Hauptfigur des Films am Ende durch die abgebrannte Welt bewegen. Rein ins Nirgendwo.
Kontakt: instagram @chelovek.ezh
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