Ein Weg ins Offene des Denkens: Prof. Gerd Zimmermann im Gespräch über fast 50 Jahre Zugehörigkeit zur Hochschule für Architektur und Bauwesen und zur Bauhaus-Universität Weimar
In einem weiteren Gespräch zur Hochschulgeschichte beschreibt Prof. Gerd Zimmermann, der nach 1992 in drei Amtszeiten bis 2010 als Rektor die Geschicke der Hochschule maßgeblich geprägt hat, was ihn als Pennäler nach Weimar und an die Hochschule für Architektur und Bauwesen (HAB) geführt hat.
In dem zweiteiligen Gespräch mit dem Direktor der Universitätsbibliothek Frank Simon-Ritz geht es zunächst um sein Architekturstudium in der zweiten Hälfte der 60er Jahre und um seine Forschungs- und Lehrtätigkeit in den 70er und 80er Jahren. Schon als Schüler hatte Gerd Zimmermann die Idee Architekt zu werden. Diese Idee setzte er dann in seinem Studium an der HAB in den Jahren 1965 bis 1973 um. Dabei hat er die Hochschule immer als einen »Ort des freien Denkens« erlebt. Prof. Zimmermann spricht über bedeutende Persönlichkeiten, die seinen Weg geprägt haben, wie den Architekturtheoretiker Bruno Flierl (geb. 1927), den Philosophen Wolfgang Heise (1925–1987) und den italienischen Semiotiker Umberto Eco (1932–2016). Seine Doktorarbeit, die er gemeinsam mit Friedrich Rogge und Olaf Weber verfasste, beschäftigte sich mit dem Thema »Architektur als Kommunikationsmittel«. Die Berichte Zimmermanns über seine Entwicklung in den 70er und 80er Jahren sind durchsetzt von allgemeinen Betrachtungen zur Entwicklung der Architektur und des Kunst- und Architekturdiskurses in dieser Zeit, vor allem zur Debatte über Moderne und Post-Moderne.
Ein Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf den Jahren von 1989 bis 1992, also der Phase der Wende und der sich daraus ergebenden Umgestaltung aller Lebens- und Arbeitsverhältnisse in der ehemaligen DDR. Auch hier spricht Prof. Zimmermann sowohl als Zeitgenosse und Augenzeuge als auch als Mitgestalter. Zur Demonstration auf dem Herderplatz am 31. Oktober 1989 merkt er an, dass ihn in diesen Stunden »das Gefühl einer totalen Befreiung« überkam.
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Im zweiten Teil des Gesprächs geht es zunächst um die Weichenstellungen für die weitere Entwicklung der Hochschule ab 1989. Prof. Gerd Zimmermann beschreibt den Demokratisierungsprozess, der an der Hochschule stattfand und der zu einer fast schon radikaldemokratischen Grundordnung führte. Und er schildert die Einflüsse, die gleichsam von außen wirksam wurden, wie vor allem das Gutachten des Wissenschaftsrats aus dem Jahr 1991. Die darin angelegte Tendenz und der Gedanke, dass die Hochschule mit einem einmaligen Profil ein »Unikat« in der deutschen Hochschullandschaft sein sollte, wird dann für ihn zur strategischen Leitlinie und führt zunächst 1993 zur Neugründung der Fakultät Gestaltung, 1996 zur Neugründung der Fakultät Medien. Im gleichen Jahr wählte die Hochschule ihren neuen Namen »Bauhaus-Universität Weimar«. Gerd Zimmermann will diesen Namen als Programm und natürlich auch als Signet der Kreativität und Internationalität verstanden wissen. Vor allem steht der neue Name für ihn aber für den inhaltlichen Brückenschlag zwischen Kunst und Technik, also zwischen dem Ästhetischen und dem Technologischen, im Raum einer modernen Universität.
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