Die heutige Universität steht auf dem Boden bedeutender Traditionen; wichtige Kapitel der Kunst- und Baugeschichte in den vergangenen 150 Jahren wurden hier in Weimar mitgeschrieben. Anfangs eine rein künstlerische Lehranstalt, erhielt sie später den Charakter einer modernen technischen Hochschule mit zahlreichen bauwissenschaftlichen Disziplinen und ist jetzt wieder eine Einrichtung, in der Kunst und Technik zusammengeführt werden.
An der Bauhaus-Universität Weimar gibt es heute folgende Fakultäten:
Architektur, Bauingenieurwesen, Gestaltung und Medien.
Unter den folgenden Überschriften finden Sie jeweils kurze Erläuterungen der wichtigsten historischen Ereignisse auf dem Weg ZUR Bauhaus-Universität Weimar.
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Im Jahre 1860 gründete Großherzog Carl Alexander die Kunstschule, die zunächst Maler ausbildete. Diese Schule löste sich bald von den akademischen Traditionen und ging andere Wege, als sie vom Hof erwartet wurden. Ununterbrochenes Studium der Natur war das Gebot, das Lehrer und Schüler, ähnlich wie die französischen Impressionisten, zu einer realistischen Bildauffassung führte. Unter dem Begriff »Weimarer Malerschule« ging sie in die Kunstgeschichte ein. Im Jahre 1910 wurde die vergrößerte Einrichtung, die jetzt auch Bildhauer ausbildete, in den Rang einer Hochschule für bildende Kunst erhoben.
Zur Beförderung des Kunsthandwerks im Großherzogtum wurde 1902 der Belgier Henry van de Velde nach Weimar berufen. Er gründete ein kunstgewerbliches Seminar, dem 1907 die Großherzogliche Kunstgewerbeschule folgte, die er bis zu ihrer Schließung im Jahre 1915 leitete. Die Arbeit der Schule wurde vom Jugendstil und den Ideen der Kunsterneuerungsbewegung bestimmt, so wie sie auch van de Velde vertrat. Die Kunstgewerbeschule erlangte Einfluß auf die künstlerische Gestaltung von Erzeugnissen des Thüringer Handwerks und der Industrie. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges kündigte van de Velde unter dem Eindruck zunehmender Ausländerfeindlichkeit sein Arbeitsverhältnis; 1917 verließ er Deutschland.
Im April 1919 gelang es dem Architekten Walter Gropius, mit Unterstützung der provisorischen republikanischen Regierung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach das Staatliche Bauhaus in Weimar zu gründen, das beide, die Kunsthochschule und die Kunstgewerbeschule, mit einem neuartigen Programm zusammenführte. Das Bauhaus suchte unter der Ägide der Architektur nach einem neuen Ansatz zur Vereinigung aller gestalterischen Disziplinen.
Es reformierte die Kunstpädagogik, indem es sich vom akademischen Bildungsbetrieb abwandte, Gestaltungsgrundlagen auf neue Art vermittelte und insbesondere die Werkstatt für die handwerkliche, später auch für die moderne industrieformgestalterische Ausbildung favorisierte. Zu einer regulären Architektenausbildung fehlten allerdings die Mittel. Aus politischen Gründen wurde das Bauhaus 1925 aus Weimar vertrieben und setzte danach seine Arbeit in Dessau fort. Als moderne Schule für Gestaltung sollte es Weltbedeutung erlangen.
Schon im Jahre 1921 löste sich die mehr traditionell orientierte Kunsthochschule wieder vom Bauhaus und setzte diesen Weg unabhängig fort.
Die Nachfolgeeinrichtung des Bauhauses stand unter Leitung des Architekten Otto Bartning und bot in Weimar erstmals eine reguläre Architektenausbildung an. Die Werkstätten folgten dem vom Bauhaus eingeschlagenen Kurs der Industrieformgestaltung. So blieb die Hochschule weiterhin den Bestrebungen der Moderne in diesen Jahren verbunden und stand auf der Höhe der Zeit.
Im Jahre 1930 gelang es den Nationalsozialisten in Thüringen, den Architekten Paul Schultze-Naumburg als Direktor der Hochschule einzusetzen, der sie radikal reformierte. Mit einem alternativen Konzept zur Moderne orientierte er auf heimattümliche, nationale Werte, die der »Blut- und-Boden«-Ideologie entsprachen. Architekturhochschule, Kunsthochschule und Handwerksschule waren zwar formell zusammengeschlossen, führten aber ein relatives Eigenleben. Eine Architektur im Heimatschutzstil und gediegene Handwerklichkeit kennzeichneten ihre Arbeiten.
Nach dem 2. Weltkrieg baute der Architekt Hermann Henselmann im Geiste des »Antifaschismus und demokratischer Aufbaubestrebungen« unter der sowjetischen Besatzungsmacht die Schule neu auf. Anknüpfungspunkte sah man in humanistischen Traditionen und anfangs auch beim Bauhaus. Die Erfordernisse des dringlichen Wiederaufbaus bestimmten ihre Ziele. Infolge der »staatlichen Strukturreform« wurde 1951 die Abteilung bildende Künste aufgelöst. Es erfolgte eine Namensänderung in »Hochschule für Architektur«.
Im Jahre 1954 erhielt die Hochschule eine Rektoratsverfassung. Erster Rektor war der Architekt Otto Englberger. Zwei neue Fakultäten wurden eröffnet: die Fakultät Bauingenieurwesen und die Fakultät Baustoffkunde und Baustofftechnologie. Die Hochschule entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Hochschulen ihrer Art in der DDR, die sich durch ein breites Spektrum bauwissenschaftlicher Fachgebiete auszeichnete. Die Hochschulreform 1968 brachte einerseits eine Ausweitung auf fünf Sektionen (Fakultäten): Architektur, Bauingenieurwesen, Baustoffverfahrenstechnik, Rechentechnik und Datenverarbeitung, Gebietsplanung und Städtebau; aber andererseits eine an der zentralistischen Wirtschaftsleitung orientierte Organisationsform, die sich zum Nachteil einer freien Entwicklung von Lehre und Forschung auswirkte.
Mit der politischen Wende setzte ein Prozeß des Umbaus und der Orientierung auf die Erfordernisse einer weltoffenen Hochschule ein. Die Fakultäten wurden neu strukturiert: Städtebau und Regionalplanung wurden mit der Architektur zusammengeführt und die Baustoffkomponente in die Fakultät Bauingenieurwesen integriert. Zum Wintersemester 1993/94 erfolgte die Gründung der Fakultät Gestaltung, so daß ein breites Spektrum von Freier Kunst über Design, Visueller Kommunikation, Architektur und Stadtplanung, Bauingenieurwesen bis zur Informatik angeboten werden konnte, und die Hochschule zu einer Universität des »Bauens und Gestaltens« formte.
Der vielzitierte Satz von Walter Gropius von der Einheit von Kunst und Technik wurde mit neuem Sinn erfüllt. Die ingenieurwissenschaftliche Ausbildung durch eine künstlerische zu erweitern, nicht Kunst oder Technik, sondern Kunst und Technik, ist Ziel der Universität; ein einmaliges Konzept, dass eine klassische Ingenieur- oder Kunsthochschule nicht bieten kann. Diesem neuen, modernen und zukunftsweisenden Profil wurde mit dem Beschluss des Konzils im Oktober 1995 für eine Namensänderung Rechnung getragen: »Bauhaus-Universität Weimar«.
Ein Jahr später konnte in einem Festakt die offizielle Umbenennung begangen werden.
Als konsequente Weiterführung der künstlerisch-technischen Ausrichtung der Universität wurde im Herbst 1996 die Fakultät Medien gegründet. Sie nahm ihre Ausbildung in zwei neuen Studiengängen auf: ein wissenschaftlicher, die Medienkultur und ein künstlerischer, die Mediengestaltung. Seit dem Wintersemester 1997/98 wird der Studiengang Werkstoffwissenschaft angeboten. Ein Thüringer Modellstudiengang, getragen durch die drei Universitäten in Weimar, Ilmenau und Jena.
Abgerundet wird das wissenschaftliche Angebot durch zahlreiche Kongresse und Workshops. Zu den wichtigsten zählen die Internationale Baustofftagung »ibausil«, das Internationale Kolloquium über Anwendungen der Informatik und Mathematik in Architektur und Bauwesen (IKM) und das Internationale Bauhauskolloquium.
Entsprechend dem Anspruch auf Internationalität findet jährlich die Europäische Sommerakademie (ESA) statt, mit einem Sprachprogramm, einem Kulturprogramm und einem Fachprojekt.
Seit dem Wintersemester 1998/99 bietet die Fakultät Medien ein binationales Studienprogramm »Europäische Medienkultur« zusammen mit der Universität Lumière in Lyon an.
Im Sinne des Bologna-Prozesses führte die Bauhaus-Univerität erste grundständige Studiengänge mit Bachelor- und Masterabschlüssen ein – die Studiengänge Management und Infrastruktur & Umwelt in der Fakultät Bauingenieurwesen. Der Studiengang Bauingenieurwesen selbst folgte ein Jahr später. Seit Herbst 2003 hat auch die Fakultät Medien ihre drei Studiengänge auf Bacelor und Master umgestellt. Damit schafft die Universität beste Voraussetzungen für die internationale Vergleichbarkeit ihrer Studiengänge und ermöglicht ihren Studierenden den leichteren Wechsel ins Ausland, wie auch ausländische Studierende einen besseren Zugang zu den Weimarer Studiengängen erhalten.
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