»Maurice Halbwachs ist nach seiner Deportation in Buchenwald gestorben, in den letzten Tagen des Februar 1945. Am 23. Juli 1944 war er in Paris verhaftet worden, einige Tage nach seinem Sohn Pierre, einem Widerstandskämpfer und Deserteur aus dem Zwangsarbeitsdienst, da ihm vorgeworfen wurde, diesem Schutz und Unterschlupf gewährt zu haben. [...] Halbwachs wurde zunächst in Fresnes interniert, dann nach Deutschland verschleppt. Es hat nicht den Anschein, dass er die Brutalitäten und Misshandlungen erleiden musste, denen so viele seiner Mitgefangenen ausgesetzt waren. Es steht aber fest, dass die beabsichtigten Folgen eines bewusst organisierten physiologischen Elends es ihm nicht erlaubten, seine Kräfte auf der gleichen Höhe zu halten wie seine Hoffnungen. Er starb, wobei ihm in den letzten Stunden sein Sohn beistand, den er im Lager wiedergetroffen hatte.« (Über Maurice Halbwachs / Georges Canguilhem; übersetzt von Ronald Voullié und herausgegeben von Henning Schmidgen. Berlin 2022, S. 7-9)
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Dokumenten, die eindrücklich von der Lagerhaft von Maurice Halbwachs im KZ Buchenwald erzählen, infolge derer er schon nach kaum sieben Monaten starb.
Der französische Maler Boris Taslitzky veröffentlichte 1945 Skizzen aus Buchenwald in seinem Buch »III Dessins fait à Buchenwald, 1944-1945«. Zwei dieser Zeichnungen zeigen Maurice Halbwachs wenige Tage vor seinem Tod. Taslitzky selbst war vom 6. August 1944 bis zur Befreiung des Lagers in Buchenwald interniert. Mit 94 Jahren starb er am 9. Dezember 2005 in Paris.
Von seiner Personalakte über Schreiben von Lagerärzten bis hin zur Totenmeldung: Die amtlichen Dokumente zeugen von Halbwachs' Haft und Leiden im Konzentrationslager Buchenwald.
Bereits zwei Jahre nach Kriegsende veröffentlichte die Université de Strasbourg 1947 einen Band mit dem Titel »Témoignages strasbourgeois«. Er versammelte Berichte, in denen Überlebende ihre Verschleppung in deutsche Konzentrationslager und den französischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten schilderten.
Eine Auswahl dieser Berichte liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor. In »Témoignages strasbourgeois – Berichte französischer Überlebender der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora« vermitteln die Herausgeber*innen Anett Dremel, Michael Löffelsender und Jens-Christian Wagner die Erfahrungen und Beobachtungen mutiger Angehöriger der Straßburger Universität, die die Deportation und Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern überlebt haben. Henning Schmidgen verortet diese Berichte im Kontext der europäischen Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte.
Erschienen ist der Band im Wallstein Verlag Göttigen:
Témoignages strasbourgeois.
Berichte französischer Überlebender der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Herausgegeben von Anett Dremel, Michael Löffelsender und Jens-Christian Wagner
Göttingen: Wallstein Verlag, 2024
Am 24. Oktober 2024, 18 Uhr, wurde das Buch in einer Lesung in der Lounge der Universitätsbibliothek vorgestellt. Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Prof. Dr. Henning Schmidgen, Professor für Medientheorie und Wissenschaftsgeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar schilderten eindrucksvoll die Umstände, unter denen die Berichte nach der Befreiung entstanden waren. Pauline Böhnisch las aus den Originaltexten.
Zudem erhielten die Anwesenden tiefe Einblicke in die historische Bedeutung und eine Einordnung der Berichte und ihrer Entstehung. So war die Université de Strasbourg ein Zentrum des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten und deutschen Besatzer. Zahlreiche ihrer Lehrenden und Studierenden wurden in verschiedene Konzentrationslager deportiert, etwa in das Konzentrationslager Buchenwald. Das Buch zeigt die unmenschlichen Bedingungen der Lagerhaft, an denen auch Maurice Halbwachs zugrunde ging.
Fotos: Thomas Müller
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