Nachhaltigkeit gilt als Handlungsprinzip für das Bestreben, die Gesellschaften der Gegenwart so zu gestalten, dass deren berechtigten Interessen entsprochen und zugleich ihr künftiger Entfaltungsspielraum gesichert und gestärkt werden kann.
Aus den vorangegangenen Ausführungen zum Umweltbezug in Forschung und Lehre sowie zu den Berechnungen zu Umweltleistungen ergibt sich ein bereits sehr umfangreiches Bild über den Status quo an der Bauhaus-Universität Weimar im Jahr 2019.
Aus der von der Bundesregierung angestrebten Klimaneutralität bis 2045 heraus entsteht das Selbstverständnis der Bauhaus-Universität Weimar die Bemühungen zur Senkung des eigenen CO2-Ausstoßes zu forcieren. Ebenso haben Ende 2019 bereits 69 deutsche Kommunen und Städte den Klimanotstand ausgerufen, welcher alle künftigen lokalen und politischen Entscheidungen an der Klimafrage messen will.
Auch an der Bauhaus-Universität Weimar manifestierten im November 2019 die Studierenden deutlich ihre Meinung. Sie riefen zu einer Woche des Klimastreiks auf. Sehr konstruktiv war dabei nicht die bloße Aussetzung der Lehrveranstaltungen ihr Ziel, sondern die Substitution der Lehrveranstaltungen durch Lehr- und Gesprächsformate zur Nachhaltigkeit, inklusive Klimaneutralität und -gerechtigkeit. Im Dezember 2019 übergaben die Studierenden einen Forderungskatalog für eine »Klimaneutrale Bauhaus-Universität Weimar« an den Präsidenten. Der Präsident hat darauf Bezug nehmend dem Senat Vorschläge unterbreitet.
Für die Universität geht es in diesem Zusammenhang um ihren eigenen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Gestaltung der Gesellschaft und zum verantwortungsvollen Umgang mit den Gemeingütern. Um diesem eigenen Anspruch gerecht zu werden, bedarf es zweifelsohne weiterführende Maßnahmen.
Konkrete überprüfbare Ziele, Strategien und Aktivitäten zu formulieren und in die Wege zu leiten, sind daher die nächsten wichtigen Schritte. Dafür werden Handlungsfelder benannt, die die geplanten Ziele und Maßnahmen thematisch vereinen. Neben der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit, konzentrieren sich die Handlungsfelder aus diesem Umweltbericht in erster Linie auf die ökologische Ausrichtung des Nachhaltigkeitsbegriffs. Idealerweise haben die Handlungsfelder spürbare Auswirkungen auf alle Ebenen der Universität d.h. auf die institutionelle und strukturelle Ebene, die inhaltliche und didaktische Ebene sowie auf die Ebene der studentischen Lebenswelt.
Der Beitrag zur Nachhaltigkeit auf struktureller Ebene der Institution Universität zielt in erster Linie auf einen schonenden Umgang mit den endlichen Ressourcen in Bau und Betrieb ab. Zur didaktischen Ebene zählt die Ausweitung des Lehrangebots zu klima- und nachhaltigkeitsrelevanten Themen sowie die Befähigung der Studierenden, an der gesellschaftlichen Auseinandersetzung über schützenswerte Gemeingüter erfolgreich mitwirken zu können. Nachhaltiges Handeln auf inhaltlicher Ebener beinhaltet auch den reflektierten Umgang mit der eigenen Forschung und Lehre, der deren gesellschaftlicher Einbindung Rechnung trägt, ohne das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit einzuschränken. In der studentischen Lebenswelt ist die ökologische Nachhaltigkeit vielseitig verankert. Viele Nachhaltigkeitsinitiativen an der Bauhaus-Universität Weimar gehen von Studierenden aus oder werden von ihnen selbst organisiert – sei es von studentischen Vertretungen wie dem StudierendenKonvent (StuKo), den Fachschaftsräten (FSR) oder in davon unabhängigen Gruppen. Folgende Handlungsfelder zur Ableitung von konkreten Maßnahmen und Zielen werden für die Bauhaus-Universität Weimar erstmals empfohlen:
Im Kern des Handlungsfeldes steht die Verbreitung von Informationen des universitären Umweltmanagements sowie die Vernetzung und Unterstützung von internen und externen Initiativen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Die Verbesserung der umweltfreundlichen Beschaffung soll ebenfalls als Ziel benannt werden
Mit Hinblick auf die Umweltleistungen, und den CO2-Verbrauch nach Kategorie im Speziellen, wird deutlich, dass dem Handlungsfeld Energie große Wichtigkeit beigemessen wird. Ausgehend von einer optimierten Verbrauchserfassung bezüglich Elektro- und Heizenergie, gilt es Einsparpotentiale zu ermitteln und Konzepte zum verbesserten Energiemanagement bereitzustellen. Dazu ist die weiterführende Unterstützung für die Umsetzung im Rahmen von Pilotmaßnahmen durch den Freistaat Thüringen zwingend und geboten.
Die zweitgrößten CO2-Emissionen entstehen im Zusammenhang mit der universitätsbezogenen Mobilität. In diesem Bereich gibt es verschiedene Themenfelder zur Formulierung von Umweltzielen und Maßnahmen; etwa im Bereich von Dienstreisen, von gewählten Verkehrsmitteln, dem Fuhrpark der Universität sowie im Bereich der ökologischen Bewertung aller Verkehrsströme der Bauhaus-Universität Weimar.
Ziele und Maßnahmen im Handlungsfeld Abfall betreffen beispielsweise die verbesserte Trennung und Erfassung der unterschiedlichen Abfallfraktionen. Ergänzende Maßnahmen zur Steigerung der Abfallvermeidung sollen ebenso ergriffen werden.
Eine jährliche und hier begonnene Erfassung von Lehrveranstaltungen mit Bezug zu ökologischer Nachhaltigkeit soll als erste Maßnahme dieses Handlungsfeldes betrachtet werden und gilt dem Ziel Lehrangebote zu klima- und nachhaltigskeitsrelevanten Themen bekanntzumachen und zu fördern. Weiterhin sollen künftig Ziele und Maßnahmen in Verbindung mit der wissenschaftlichen künstlerischen Forschung erarbeitet werden.
Eine nachhaltige Gestaltung des Universitätscampus‘ kann auf verschiedene Weisen vorangetrieben werden. Eine gezielte Steigerung der lokalen Biodiversität, die Förderung lokaler Regenwasserversickerung oder die Begrenzung und Verringerung des Anteils versiegelter Flächen auf dem Unigelände sind nur als erste Beispiele zu nennen. Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung vorhandener Verweil- und Grünflächen kann die Aufenthaltsqualität auf dem Campus für alle Universitätsangehörigen spürbar steigern.
Aufgabe folgender Umweltberichte wird es sein, die Ziele der einzelnen Handlungsfelder zu konkretisieren und mit Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Zeitplänen zu versehen. Erst anhand dieser lassen sich künftig Fortschritt und Effektivität in den jeweiligen Handlungsfelder ablesen. Die Einführung von Prozessschleifen, bei denen Ziele und Maßnahmen diskutiert, umgesetzt, evaluiert und Probleme ausgeräumt werden, ist dabei von Vorteil.
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