Umweltleistungen

Maßgebliche Umweltemissionen der Bauhaus-Universität Weimar werden nun aufgeführt, die sich entweder aus vorhandenen Daten errechnen lassen oder abgeschätzt werden konnten. Aus den Ergebnissen wurden eine CO2-Bilanz gezogen, Hot-Spots aufgezeigt und potentielle Einsparungspotentiale und Handlungsfelder identifiziert.

Die Definition der Umweltleistungen ist im Folgenden angelehnt an die DIN EN ISO 14001:2015, die Umweltleistungen als messbare Ergebnisse bezogen auf das Management von Tätigkeiten oder Dienstleistungen der Bauhaus-Universität Weimar (BUW) festlegt. Die quantitative Darstellung und qualitative Bewertung dieser Umweltleistungen werden untergliedert in die Abschnitte Mobilität, Energie, Abfall, Wasser und Abwasser, Material und Beschaffung und einer abschließenden CO2-Bilanzierung aller Felder. Für eine bessere Übersicht und Vergleichbarkeit sind die beschriebenen Umweltleistungen als Gesamtübersicht in Tabelle 1 für 2019 dargestellt. Auf die Systematik, Erhebung und Bewertung der Daten wird in den folgenden Abschnitten des Kapitels ausführlich eigegangen. Im Sinne einer einheitlichen Fortschreibung der Umweltberichte wird in Tabelle 1 ein Vergleich der aktuellen Verbräuche und Emissionen zum zurückliegenden 5-Jahresmittel von 2014–2018 dargestellt, sofern Daten für die Zeiträume vorliegen.

Tabelle 1: Gesamtverbräuche und Emissionen der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

*prozentuale Veränderung zum 5-Jahresmittel (2014-2018) **unvollständige Datenerfassung
LeistungVeränderung*
Flugreisen[km]1.734.388
Fuhrpark[km]167.686
Strom[kWh]5.281.744+4%
Erdgas, Heizöl[kWh]9.702.929+3%
Fernwärme[kWh]1.176.930+3%
Restabfall**[kg]87.987
LVP-Abfälle**[kg]17.708
Papierabfälle**[kg]67.620
Bioabfälle**[kg]63.177
Wasser[m³]15.828-18%
Abwasser[m³] 17.578-28%

Bezüglich Umweltbilanzen an Weimarer Mensen wird an das Studierendenwerk Thüringen verwiesen. Eine zusätzliche Vereinheitlichung im Sinne der Vergleichbarkeit der Umweltleistungen erfolgt in Anlehnung an die »Umweltmanagement – Umweltleistungsbewertung – Leitlinien« DIN EN ISO 14031:2021. So werden in den jeweiligen Abschnitten Umweltleistungen in CO2-Äquivalent bilanziert, um einen sektorübergreifenden Vergleich zu ermöglichen. Die entsprechende Gesamtübersicht zum CO2-Fußabdruck aus den Umweltleistungen ist in Tabelle 2 dargestellt.

Tabelle 2: Gesamt-CO₂-Fußabdruck der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

CO₂ Fußabdruck
Flugreisen[t CO₂]353,4
Fuhrpark[t CO₂]38,5
Strom[t CO₂]0,0
Erdgas, Heizöl[t CO₂]1.941,7
Fernwärme[t CO₂]235,5
Restabfall**[t CO₂]33,9
LVP-Abfälle**[t CO₂]12,4
Papierabfälle**[t CO₂]0,5
Bioabfälle**[t CO₂]0,6
Trinkwasser[t CO₂]4,2
Abwasser[t CO₂]2,5
Druckerpapier[t CO₂]11,5
Summe[t CO₂]2.634,7
**unvollständige Datenerfassung

In den folgenden Abschnitten 3.1 bis 3.6 werden die Umweltleistungen entsprechend ihrer Untergliederung aus Tabelle 2 im Einzelnen erläutert, ihre Datengrundlage kritisch beleuchtet und erste Schlüsse auf die Vollständigkeit gezogen.

Im Bereich Mobilität wird grundsätzlich zwischen Dienstreisen der Beschäftigten und dem universitätseigenen Fuhrpark unterschieden. Ausgenommen von der Betrachtung sind zurückgelegte Arbeitswege der Beschäftigten und Studierenden.

Dienstreisen

Im Jahr 2019 wurde die systematische Erfassung von Dienstreisen der Beschäftigten auf das MACH-ERP System umgestellt. Dieses erlaubt ab sofort gezielte Datenabfragen zu Dienstreisen auch auf gewählte Transportmittel und Reiseentfernungen. Das bisherige Managementsystem lässt keine gezielten Abfragen zu und aufgrund der Inhomogenität und Menge der Daten ist auch eine vollumfängliche Einzelauswertung nicht möglich. Für das Bezugsjahr 2019 wurden daher lediglich die Flugreisen im Rahmen von Dienstreisen betrachtet. Aus 278 Hin- und Rückflügen ergeben sich so 556 Einzelflüge die sich zum Großteil aus 326 Flügen (59%) aus innereuropäischen Flügen zusammensetzen, siehe Tabelle 3. Der größte Anteil an den gesamten CO2-Emissionen stellen jedoch aufgrund der längeren Wegstrecke transatlantische Flüge mit 143,3 t CO2 (40,5%). Die Berechnung des CO2-Fußabdrucks erfolgt mit dem CO2-Rechner des Bundesumweltamtes (UBA 2021).

Tabelle 3: Flugreisen von Beschäftigten der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

Anzahl der Einzelflüge[-]Zurückgelegte Strecke[km]Emissionen[t CO₂]
Europa326334.76867,2
Asien124581.272105,7
Amerika84657.170143,3
Afrika20124.81230,4
Ozeanien236.3666,7
Summe5561.718.250353,4

Wie eingangs beschrieben, können in der Auswertung zu 2019 lediglich Flugreisen betrachtet werden. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Flugreisen den größten Teil der Emissionen verursachen. Durch die Umstellung auf das MACH-ERP System sollten jedoch zukünftig alle Dienstreisen erfasst und ausgewertet werden. Dazu zählen Reisen mit Mietfahrzeugen, Privat-Kfz. sowie Zug- oder Busreisen. Der vorliegende Bericht sollte also nur als erste Bestandsaufnahme gewertet werden. Der Bilanzrahmen wird sich auch weiterhin auf die Beschäftigten der Bauhaus-Universität Weimar beziehen.

Fuhrpark

Der Fuhrpark der Bauhaus-Universität Weimar umfasst elf Fahrzeuge, die in ihrer Funktion zwischen Bau und Transport, Betriebstechnik (Heizung/Sanitär, Elektronik), Universitätsleitung, Hauspost und dem eigenständigen Fahrzeug der Versuchstechnischen Einrichtung (VTE) unterschieden werden. Die folgenden Daten zu den gefahrenen Kilometern, die Einsatztage und spezifischen Verbräuche werden vom Servicezentrum Liegenschaften – Fuhrpark erfasst und bereitgestellt. Bei den beiden BMWs der Universitätsleitung handelt es sich um einjährige Leasingfahrzeuge, deren jährlicher Tausch innerhalb des Betrachtungszeitraums liegt. Die Verbräuche beider Generationen wurden für den Jahresbericht in Summe betrachtet, eine separate Unterscheidung der Modelle erfolgt nicht. Bei dem E-Citroën der Hauspost handelt es sich um ein Elektrofahrzeug, der Rest der Fahrzeugflotte fährt mit Dieselmotoren. Der Ford Bus (9 Sitze) mit überdurchschnittlicher Fahrtleistung von 40.753 km, siehe Abbildung 2, sowie die der BMW 730 und BMW 5er werden ausschließlich vom Fahrdienst der Uni genutzt. Der Opel Astra, VW Caddy, und der VW Crafter stehen zur freien Verfügung aller Universitätsangehörigen.

Der CO2-Fußabdruck der Fahrzeuge in Abbildung 3 errechnet sich nicht aus der Fahrtleistung, sondern über den in Fahrtenbüchern dokumentiertem Kraftstoffverbrauch in Litern, bzw. dem spezifischen CO2-Ausstoß von 2,65 kg CO2/l Diesel (UBA 2016), bei 35,87 MJ/L (AGEB 2018). Ausgenommen von der Diesel-CO2-Betrachtung ist der E-Citroën der Hauspost (9.529 km), der mit Ökostrom betrieben und mit 0 g CO2/kWh verbucht wird, siehe Kapitel 3.2 Strom, S. 14. Der Betrieb des E-Autos benötigt eine Leistung von 1.991 kWh.

Erwartungsgemäß führt die hohe Fahrtleistung des Ford Busses (ca. 40.000 km) auch zum höchsten CO2-Ausstoß. Danach folgt der VW Crafter von Bau und Transport (ca. 20.000 km). Neben der Einordnung über die Fahrtstrecke ist eine Betrachtung des Fuhrparks nach spezifischen CO2-Ausstößen sinnvoll. Dort führen große Fahrzeuge wie das Multicar, die VW Crafter, die Mercedes Vitos und der Ford Bus die Statistik an (>250 g CO2/km), siehe Tabelle 4.

Tabelle 4: Eckdaten und Verbräuche zum Fuhrpark der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

Fahrtstrecke [km]Diesel [l]CO₂-Ausstoß [kg]Spez. CO₂-Ausstoß [g CO₂/km]
Ford Bus40.7533.94110.461257
Opel Astra21.5021.2123.217150
VW Caddy18.9911.3343.541186
VW Crafter20.3612.1845.797285
Multicar M307.5211.3473.577476
Mercedes Vito9.3041.0432.769298
Mercedes Vito3.5863811.010282
BMW 73017.4321.3363.547203
BMW 5er10.4257451.978190
E-Citroën9.529(*1.991 kWh)-0
VW Crafter8.2829972.645319
Summe158.15714.51938.541

Strom

Der Stromverbrauch der Bauhaus-Universität Weimar ergibt sich aus den Verbrauchs- und Abrechnungsdaten des Servicezentrums Liegenschaften. Diese wurden den Autoren in Kooperation mit dem Forschungsprojekt »Bauhaus 2050: Energetische Quartierssanierung zur Reduktion der CO2-Emissionen unter Berücksichtigung denkmalgeschützter Bauten in Weimar« der Professuren Bauphysik, Prof. Dr. Conrad Völker, sowie Modellierung und Simulation – Konstruktion, Prof. Dr. Guido Morgenthal, durch Servicezentrum Liegenschaften zur Verfügung gestellt.

Wie eingangs in der Gesamtübersicht (Tabelle 1) dargestellt, liegt der Stromverbrauch 4% über dem 5-Jahresmittel aus 2014 bis 2018. Die Berechnungsgrundlage ist in Tabelle 5 dargestellt.

Tabelle 5: Stromverbräuche der Bauhaus-Universität Weimar in kWh, 2014–2019

Stromverbrauch[kWh]
20145.069.258
20155.095.645
20165.057.364
20175.012.766
20185.122.415
20195.281.744

Die Bauhaus-Universität Weimar bezieht ihren Strom aus einem Ökostromtarif vom Anbieter Thüringer Energie AG, dem ein bilanzieller CO2-Fußabdruck von 0,0 g CO2/kWh zugrunde liegt. Daraus ergibt sich für den Gesamtstromverbrauch im Jahr 2019 ein CO2-Fußabdruck von 0,0 kg CO2, siehe Tabelle 6.

Tabelle 6: CO₂-Fußabdruck aus dem Stromverbrauch der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

Strom-Verbrauch[kWh]spez. CO₂-Fußabdruck
[g CO₂/kWh]
CO₂-Fußabdruck
[kg CO₂]
Strom5.281.7440,00,0

Datengrundlage für den Heizenergieverbrauch ist die Verbrauchs- und Abrechnungsdatenbank des Servicezentrums Liegenschaften. Die Bereitstellung der gesamten Heizenergie erfolgt über Heizöl, Fernwärme und Erdgas. Der gesamte Heizenergiebedarf der Bauhaus-Universität Weimar beläuft sich auf 10.879.859 kWh, wie in Abbildung 5 dargestellt. Im Bezugsjahr 2019 setzt sich der Energiebedarf aus 9.702.929 kWh (89%) Erdgas, 1.176.930 kWh (11%) Fernwärme und aus 0 kWh aus Heizöl (0%) zusammen.

Die numerische Darstellung der Datenreihe aus Abbildung 5 ist für die Jahre 2014–2019 kann Tabelle 7 entnommen werden. Wie eingangs in der Gesamtübersicht (Tabelle 1) dargestellt, liegt der Gesamtenergiebedarf 2019 damit 3% über dem 5-Jahresmittel aus 2014 bis 2018. Während es sich bei Heizöl und Erdgas um klassische, fossile Primärenergieträger handelt, bedarf es bei der Fernwärme einer genaueren Draufsicht. Dabei handelt es sich um einen gasbetriebenen Heizkessel im Gebäudekomplex der Steubenstraße 6, 6a und 8. Der Gasheizkessel befindet sich innerhalb der Liegenschaften der Bauhaus-Universität Weimar und wird von den Stadtwerken Weimar betrieben und gewartet. Aus der Abrechnung geht jedoch nicht hervor, ob die geleisteten kWh in Wärmeleistung oder in kWh Erdgas abgerechnet werden. Eine Unterscheidung (Einbezug Wirkungsgrad Heizkessel) wird in der Berechnung der CO2-Bilanz allerdings notwendig. In der weiteren Berechnung wurde mit dem zweiten Fall – abgerechnete Primärenergieleistung Erdgas – gerechnet.

Tabelle 7: Energieverbräuche der Bauhaus-Universität Weimar in kWh, 2014–2019

Heizöl*FernwärmeErdgas
*Brennwert Heizöl: 9,80 kWh/l
20140973.8158.752.777
201501.191.8009.420.174
201601.151.0109.921.623
201701.140.3409.874.433
2018137.2001.238.4309.660.783
201901.176.9309.702.929

In Tabelle 8 ist die Umrechnung der spezifischen CO2-Emissionen je kWh in den gesamt CO2- Fußabdruck dargestellt (UBA 2016). Der Brennwert für Heizöl wurde für eine bessere Vergleichbarkeit mit 9,8 kWh/l angenommen. Für den Heizenergieverbrauch der Bauhaus-Universität Weimar im Jahr 2019 ergibt sich dadurch ein CO2-Fußabdruck von 2.177.206 kg CO2.

Tabelle 8: CO₂-Fußabdruck aus dem Heizenergieverbrauch der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

spez. CO₂-Fußabdruck
[g CO₂/kWh]
Heiz-energie
[kWh]
CO₂-Fußabdruck
[kg CO₂]
Heizöl266,400,0
Fernwärme200,11.176.930235.520
Erdgas200,19.702.9291.941.687
Summe10.879.8592.177.206

Abfall

Die Datenerfassung der anfallenden Abfälle wird wie Strom- und Heizenergie ebenfalls vom Servicezentrum Liegenschaften erfasst. Dabei entfällt die Entsorgung unterschiedlicher Fraktionen auch auf unterschiedliche Entsorgungsträger: häusliche Abfälle, Bioabfälle, Papier werden zweiwöchentlich und Glas auf Anfrage über die Stadtwerke Weimar (Kommunalservice) entsorgt, während Leichtverpackungen (LVP) und außerordentliche Abholungen von Schüttgütern in Absetzmulden über Remondis® erfolgen. Die zweiwöchentliche Abholung von Abfällen erfolgt in Umleerbehältern mit 60l, 80l, 120l, 240l oder 1.100l Müllgroßraumbehältern (MGB). In Summe stehen der Bauhaus-Universität Weimar so 114 Umleerbehälter mit 16,9 m³ Hausmüll, 5,4 m³ Biomüll, 7,7 m³ LVP, 20,0 m³ Papier und 4,7 m³ Glasbehältervolumen zur Verfügung, siehe Tabelle 9.

Tabelle 9: Anzahl der Umleerbehälter der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

60l80l120l240l1.100lSumme
Hausmüll1-531816.900l
Biomüll-1818-5.360l
LVP----77.700l
Papier---101620.000l
Glas---634.740l

Bei der regelmäßigen Erfassung der Umleerbehälter durch den Kommunalservice wird keine individuelle Wägung am Fahrzeug vorgenommen. Durch diese Lücke in der Datenerfassung kann das tatsächliche Gewicht nur indirekt über Literatur- und Vergleichswerte abgeschätzt werden. In Tabelle 10 sind die in diesem Bericht verwendeten mittleren Abfalldichten der verschiedenen Abfallfraktionen dargestellt. Des Weiteren wird mit einem spezfischen Füllgrad im Jahresmittel der Umleerbehälter von 80% gerechnet. Durch die Annahmen und Unsicherheiten in der Datenerfassung ergeben sich ebenfalls Unsicherheiten in der Auswertung, deren Bewertung entsprechend ungenau ausfällt.

Tabelle 10: Mittlere Abfalldichten, nach (Ottow und Bidlingmaier 1997; EAV 2018)

Haus-müll(1,2)
[t/m³]
Bio-müll(1,2)
[t/m³]
LVP(2)
[t/m³]
Papier(1,2)
[t/m³]
Glas(2)
[t/m³]
(1) Ottow und Bidlingmaier 1997, S. 145
(2) EAV 2018
Frischgewicht0,170,570,110,181,2

Bei den Wechselcontainern handelt es sich um Absetz- und Schuttmulden oder Aktenvernichtungstonnen. Hier wird das Gewicht durch die Rechnungsstellung durch das Entsorgungsunternehmen direkt übermittelt, wodurch keine Umrechnung über Literatur- und Schätzwerte notwendig ist. Die errechneten Abfallmengen der Umleer- und Wechselcontainer sind in Tabelle 11 dargestellt. Demnach besteht die größte einzelne Abfallfraktion (ohne Baustoffe) mit 88,0 t (27,9%) aus hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen (Hausmüll). Die getrennt erfassten Abfallstoffe LVP, Papier und Glas liegen in Summe bei 122,0 t (38,7%).

Tabelle 11: Abfallmengen der Bauhaus-Universität Weimar, 2019, (MUL 2012)

Umleer-container
[t]
Wechsel-container
[t]
SummeContainer
[t]
CO₂-Fußabdruck
[t]
Hausmüll58,629,488,033,9
Biomüll63,2-63,20,6
Grünschnitt-37,137,10,4
LVP17,60,117,712,4
Papier72,83,876,60,5
Glas27,7-27,70,0
Baustoffe-81,781,7-
Sperrmüll-4,94,92,2
Summe239,9157,0396,950,0

Für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks wurde auf ein Berechnungstool der Universität Leoben zurückgegriffen (MUL 2012). In der Begleitstudie weisen die Autorinnen und Autoren explizit darauf hin, dass das Klimabilanztool nur begrenzt auf die Steiermark gilt. Die Region ist aber als Vergleichsszenario geeignet. Betrachtet werden Aufbereitung, Behandlung oder Recycling und Deponierung der Abfallstoffströme. Nicht betrachtet werden Transportwege die für eine Einzelfallbetrachtung in Weimar ebenfalls neu zu erstellen wären. Zu Baustoffen liegen keine Daten vor. Hier wäre eine eigene Klimabilanzierung für die Entsorgungspfade der Bauhaus-Universität Weimar wünschenswert.

Eine eindeutige und belastbare Auswertung ist aufgrund der errechneten Daten aus den Umleercontainern, einer lediglich händischen Erfassung der MGB, oder im Fall von Glas einer nicht dokumentierten Abfuhr nicht möglich. Die sich anschließende CO2-Bilanz basiert auf Daten aus 2010/2012 für die Steiermark und sollte deshalb lediglich als qualitativer Nachweis zur Identifikation von CO2-Hotspots dienen und nicht als belastbare Kennzahl. Die Abfallmengen und CO2-Emissionen wurden daher in den Übersichtsdarstellungen in Tabelle 1 und Tabelle 2 entsprechend gekennzeichnet.

Neben den haushaltsähnlichen Fraktionen Hausmüll, Biotonne, Grünschnitt, LVP, Papier, Glas, Baustoffe und Sperrmüll fallen in der Bauhaus-Universität auch Gefahrstoffe an. Die Entsorgung erfolgt auf Abruf der Einrichtungen und wird zentral durch das Servicezentrum Liegenschaften anhand der Abfallschlüsselnummern der Abfallverzeichnis-Verordnung erfasst, siehe Tabelle 12.

Zusätzlich werden die Mengen der Fakultät Bauingenieurwesen durch den Gefahrstoffbeauftragten dokumentiert. Die Abfälle werden über Remondis® klassifiziert und entsorgt.

Tabelle 12: Gefahrstoffabfälle der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

AbfallschlüsselnummerBezeichnungMenge [kg]
09 01 01Entwickler und Aktivatorenlösungen auf Wasserbasis317
09 01 04Fixierbäder167
08 01 12Farb- und Lackabfälle258
16 05 04Gefährliche Stoffe enthaltende Gase in Druckbehältern6
16 05 06Laborchemikalien, die aus gefährlichen Stoffen bestehen oder enthalten558
08 03 12Druckfarbenabfälle, die gefährliche Stoffe enthalten35

Auf eine Umrechnung der entsorgten Gefahrstoffabfälle in einen CO2-äquivalenten-Fußabdruck wurde aufgrund der undifferenzierten Klassifizierung verzichtet.

Die Datengrundlage für den Trinkwasserverbrauch und den Abwasseranfall sind wie in den obigen Abschnitten die Verbrauchs- und Abrechnungsdaten des Servicezentrum Liegenschaften.

Die Entwicklung des Trinkwasserbedarfs und dem entsprechenden Abwasseranfall für die Jahre 2014 bis 2019 sind in Abbildung 6 dargestellt. Wie eingangs in der Gesamtübersicht (Tabelle 1) dargestellt, liegt der Trinkwasserverbrauch 2019 18% unter dem 5-Jahresmittel aus 2014 bis 2018. Der Abwasseranfall liegt sogar 28% unter dem 5-Jahresmittel. Der Unterschied resultiert aus dem Jahr 2014, in dem eine große Diskrepanz zwischen Trinkwasserverbrauch und Abwasseranfall aufgeführt wird. Bei der Bestimmung des Abwasseranfalls handelt es sich allerdings nicht um eine tatsächliche Messgröße, sondern um eine indirekte Bestimmung über den Trinkwasserverbrauch. Diese Erfolgt seitens des Kommunalservice. Wie es zu dieser Diskrepanz im Jahr 2014 kam ist aus den übermittelten Daten nicht ersichtlich. Die Daten wurden dennoch in den 5-Jahrestrend aufgenommen. Die zugrundeliegende, numerische Berechnungsgrundlage für die graphische Darstellung aus Abbildung 6 ist in Tabelle 13 aufgeführt.

Abbildung 6: Trinkwasserverbrauch und Abwasseranfall der Bauhaus-Universität Weimar, 2014–2019

Balkendiagramm Trinkwasserverbrauch und Abwasseranfall der Bauhaus-Universität Weimar 2014-2019; Werte siehe Tabelle 13.

Tabelle 13: Trinkwasserverbrauch und Abwasseranfall der Bauhaus-Universität Weimar in m³, 2014–2019

Trinkwasser [m³]Abwasser [m³]
2014 18.697 38.059
2015 27.588 29.465
2016 18.575 20.337
2017 16.329 17.900
2018 15.002 16.548
2019 15.828 17.578

Für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks muss zuerst der notwendige Strom- und Primärenergiebedarf für die Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbeseitigung und -reinigung für Weimar ermittelt werden. Seitens der Stadtwerke liegen keine gesonderten Daten zu CO2-äquivalenten-Aufwendungen vor, daher mussten teilweise Annahmen getroffen oder bei fehlenden Kennwerten auf Literaturangaben zurückgegriffen werden. In der Trinkwasseraufbereitung der Stadtwerke Weimar gilt ein Energieverbrauch von 1,43 kWh pro m³ Trinkwasser mit 185 g CO2/kWh (Wasserversorgung Weimar 2020). Daraus errechnen sich für die Bauhaus-Universität Weimar 4.212 kg CO2 für die Trinkwasserbereitstellung. In der Abwasserbeseitigung liegen für die Abwasserbetriebe der Stadt Weimar keine stadtspezifischen Kenndaten vor. Berechnungsgrundlage sind Literaturangaben wie ein spezifischer Abwasseranfall von 120 l/(EW∙d) und einer spezifischen Reinigungsenergie von 35,1 kWh/(EW∙a) (Kolisch 2014). Daraus errechnet sich ein spezifischer Energieverbrauch von 0,80 kWh/m³ Abwasser, die im kommunalen Strommix der Weimarer Stadtwerke mit 174 g CO2/ kWh verrechnet werden (SW-Weimar 2020). Der CO2-Fußabdruck für die Abwasserbehandlung der Bauhaus-Universität Weimar liegt damit bei 2.451 kg CO2, siehe Tabelle 14.

Tabelle 14: CO₂-Fußabdruck Trinkwasser, Abwasser der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

Spezif. CO₂-Fußabdruck Trinkwasser
[g CO₂/m³]
Gesamt CO₂-Fußabdruck
Trinkwasser

[kg CO₂]
Spezif. CO₂-Fußabdruck Abwasser
[g CO₂/m³]
Gesamt CO₂-Fußabdruck
Abwasser

[kg CO₂]
264,6 4.212 139,2 2.451

Unter dem Abschnitt Material und Beschaffung fallen eine Vielzahl an Groß- und Kleinanschaffungen die für den Betrieb der Universität die Forschung, die Projektarbeit und die Lehre notwendig sind. Hier konnte noch keine Systematik zur Erfassung und Bilanzierung aller Anschaffungen entwickelt werden. Exemplarisch erfolgt diese Erörterung an der Verwendung von Druckerpapier, unter anderem weil hier eine zentrale Erfassung der Daten im Rahmen der klimaneutralen Landesverwaltung 2030 durch das Servicezentrum Liegenschaften erfolgt. Die Verwendung von klassischem Druckerpapier benötigt zur Herstellung neben den Rohstoffen Holz und Wasser sehr viel Energie. Auch bei der Substitution der Holzfasern durch Recyclingpapier ist immer noch eine große Menge an Energie für die Herstellung notwendig. Die Berechnung des CO2-äquivalenten-Fußabdrucks für die Verwendung von Druckerpapier erfolgt über den Verbrauch an gewöhnlichem DINA-A4 Papier. Die Bauhaus-Universität Weimar verbraucht demnach 2.374.775 Stück, bei 80 g/m² entspricht das 11,85 t Papier, siehe Tabelle 15. Die CO2- Bilanz des Papierverbrauchs errechnet sich mit dem online Tool der Initiative Pro Recyclingpapier, basierend auf einer Studie des IFEU Instituts (IPR 2006; IFEU 2006). Dabei ist eine Unterscheidung von Frischfaser- und Recyclingpapier vorgesehen. Da aus den erfassten Daten nicht ersichtlich wird, ob Frischfaser (1.060 g CO2/kg Papier), oder Recyclingpapier (886 g CO2/kg Papier) zum Einsatz kommt, wurde mit dem Mittelwert (50:50) gerechnet und so der Fußabdruck auf 11,53 t CO2 gewählt, siehe Tabelle 15.

Tabelle 15: DIN-A4 Papierverbrauch und CO₂-Fußabdruck der Bauhaus-Universität Weimar, 2019

Stückzahl
[-]
Gewicht
[t]
Spezif. CO₂-Fußabdruck
[g CO₂/kg]
Gesamt CO₂-Fußabdruck
[t]
Papier 2.374.775 11,85 973 11,53

Zukünftig wäre eine Ausweitung auf weitere Teilbereiche der Materialbeschaffung im Sinne eines Umweltberichts wünschenswert. Der Papierverbrauch ist zwar ein klassischer Bemessungsparameter einer Umweltbilanz, aber für eine angemessene Repräsentation des Bereichs Material und Beschaffung nicht ausreichend. Zur Verbesserung der Datenlage müssten vorrangig eine Systematik zur Erfassung und Bilanzierung entwickelt und Richtlinien zu einer nachhaltigen Beschaffung abgeleitet werden.

Die zuvor dargestellten Emissionen werden folgend verglichen und eingeordnet. Die gesamten CO2-Emissionen der Bauhaus-Universität Weimar von 2.634,7 t CO2 sind in Abbildung 2 zusammenfassend als Kreisdiagram dargestellt. Daraus geht hervor, dass Heizenergie (Erdgas, Heizöl, Fernwärme), hier als Erdgas dargestellt, die mit Abstand größte Emissionsquelle (82,6%) der Bauhaus-Universität Weimar darstellt. Mit 1.176.930 kWh aus der Fernwärmeversorgung und 9.702.929 kWh aus dem direkten Erdgasverbrauch fallen in Summe 2.177,2 kg CO2 an. Durch den Ökostromvertrag (0 g CO2/kWh) der Bauhaus-Universität Weimar tauchen die 5.281.744 kWh Stromverbrauch nicht in der CO2-Bilanz auf. Die zweitgrößte Emissionsquelle (13,4%) ergibt sich aus den Flugreisen der Beschäftigten, die in Summe 3-fach höher liegen als der Rest der Emissionen aus dem Fuhrpark, der Abfallbeseitigung, aus dem Trink- und Abwasser und dem Verbrauch an Druckerpapier.

Aus der Übersicht in Abbildung 7 wird ersichtlich, dass Erdgas und Flugreisen mehr als 95% der CO2-Emissionen verursachen. In der Einsparung an Heizenergie liegt damit das größte Einsparungspotential der Bauhaus-Universität Weimar. Hier gilt es zu untersuchen, wie durch bauliche und technische Maßnahmen, aber auch durch eine Verbesserung von Regelung und Steuerung die benötigte Heizenergie gesenkt werden kann.

Abbildung 7: CO₂-Bilanz nach Sektoren

Abbildung 7: Co2-Bilanz nach Sektoren: Tortendiagramm: Trink- und Abwasser 0,3%, Druckerpapier 0,4%, Fuhrpark 1,5%, Abafll 1,8%, Flugreisen 13,4%, Erdgas 82,6%.

Tabelle 16: CO₂-Bilanz nach Sektoren

Gesamt CO₂-FußabdruckAnteil
Summe2.634,7
Trink-, Abwasser [t CO₂] 6,6 0,3%
Druckerpapier [t CO₂] 11,5 0,4%
Fuhrpark [t CO₂] 38,5 1,5%
Abfall [t CO₂] 47,4 1,8%
Flugreisen [t CO₂] 353,4 13,4%
Erdgas [t CO₂] 2.177,2 82,6%

Emissionseinsparungen sollten sich jedoch nicht nur auf bauphysikalische Aspekte beziehen. Durch einen Verzicht von innereuropäischen Flügen beispielsweise würden sich die Emissionen aus Flugreisen um 19,0% um 67,2 t CO2 verringern. Unter diesen Gesichtspunkten gilt es auch für die übrigen Handlungsfelder wie den Fuhrpark, die Abfallentsorgung, den Trinkwasserverbrauch oder die Beschaffung Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln. Die Darstellung der Gesamtemissionen in Abbildung 7 umfasst allerdings nur die bereits erfassten Emissionen, nicht dokumentierte Emissionen tauchen in der Darstellung nicht auf. Wie in den Einzelabschnitten beschrieben, ist davon auszugehen, dass die Darstellung der Emissionen nach den unterteilten Umweltleistungen nicht alle Emissionsquellen der Universität erfasst. Der Umfang der nichterfassten Emissionsquellen kann über eine Betrachtung sogenannter Scopes abgeschätzt werden. Scopes unterscheiden CO2-Emissionen nach Herkunft und wurden speziell für die Bewertung von Unternehmensbilanzen entwickelt. Eingeführt wurde das Modell im »The Greenhouse Gas Protocol« vom World Business Council, einem Zusammenschluss von mehr als 200 Unternehmen und dem World Resource Institute (WRI). Die darin eingeführten Scopes unterscheiden sich wie folgt:

Scope 1 Direkte Emissionen aus universitätseigenen Quellen wie Heizungen, Fahrzeugen etc.Scope 2 Indirekte Emissionen aus dem Bezug von ElektrizitätScope 3 »Berichtskategorie« für indirekte Emissionen aus bezogenen Gütern und Dienstleistungen die außerhalb der Universität anfallenIn Tabelle 17 ist eine grafische Erfassung der Umweltleistungen nach den Scopes 1–3 dargestellt. Die Kennzeichnungen unterteilt sich in: vollständig erfasst X, teilweise erfasst (X), nicht erfasst O und nicht vorhanden –.

Tabelle 17: Erfassung der CO₂-Emissionen nach Scopes

Scope 1Scope 2Scope 3
X vollständig erfasst; (X) teilweise erfasst; O nicht erfasst; - nicht vorhanden
Dienstreisen - - (X)
Fuhrpark X - O
Strom - X O
Heizöl X - O
Fernwärme X - O
Erdgas X - O
Abfall - - (X)
Trinkwasser - - X
Abwasser - - (X)
Druckerpapier - - (X)

Der Primärenergieverbrauch wie Diesel, Strom, Heizöl und Erdgas sind bereits sehr gut erfasst und auch gut bilanzierbar. Es ist davon auszugehen, dass bereits alle Scope 1 Emissionen an der Universität erfasst werden und in die Klimabilanz einfließen. Auch die Erfassung indirekter Emissionen aus dem Bezug von Elektrizität (Scope 2) wird durch das Servicezentrum Liegenschaften erfasst. Durch den Ökostromtarif von 0 g CO2 /kWh taucht der Stromverbrauch allerdings in der CO2-Bilanz nicht auf.

Schwieriger hingegen ist die Abschätzung der Scope 3 Emissionen wie anfallende Emissionen zur Bereitstellung der Energieträger (Anschlussarbeiten, Netzbetrieb, Tanklastzüge, Wartung) oder im Fall des Fuhrparks die Produktion, Wartung und Instandhaltung der Fahrzeuge. Unvollständige Daten liegen außerdem in der Erfassung der Flugreisen (Start-, Zielflughafen, Zwischenstopps) und sonstigen Dienstreisen (Privat oder Miet-Kfz., Zugreise, Reisebus) aller Angehörigen der Bauhaus-Universität Weimar vor. Ebenso unvollständig sind die Daten zum Abfallaufkommen, sowie die für Weimar spezifischen Entsorgungspfade inklusive Transportwege. Hier wäre die Ermittlung stadtspezifischer Kenngrößen für die Fortschreibung des Umweltberichts wünschenswert. Abschließend steht der Verbrauch an Kopierpapier selbstverständlich nur für einen kleinen Teil sämtlicher Verbrauchs- und Konsumgüter in der Beschaffung der Universität. Hier wären sehr große Anstrengungen in der Datenakquise wie in der CO2-Bilanzierung notwendig um den Bereich Beschaffungen vollständig abzudecken.