In Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung findet im Abschlussjahr der IBA Thüringen das große StadtLand Forum am Eiermannbau Apolda statt. Fünf mehrtägige Foren widmen sich jeweils einem thematischen Schwerpunkt und bringen Projektakteur:innen der IBA Thüringen und der Wüstenrot Stiftung mit weiteren Expert:innen, Initiativen, Studierenden, Hochschulpartner:innen und Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik zusammen. Gemeinsam wollen wir das Wissen, die Ideen und praktischen Erfahrungen aus dem elfjährigen IBA Prozess und den Projekten der Wüstenrot Stiftung teilen, diskutieren, weiterentwickeln und Positionen zur Zukunft der ländlichen Räume aushandeln. Die Foren sind Plattform und Lernort in einem, sie bieten Raum für zufällige Begegnungen und eine besondere StadtLand Erfahrung an einem außergewöhnlichen Ort. Das räumliche und atmosphärische Setting für das StadtLand Forum wird vom Kollektiv raumlabor auf der Freifläche am Eiermannbau realisiert.
An jedem der fünf Foren können bis zu 20 Studierende und Absolvent:innen teilnehmen, mitdiskutieren und mitgestalten. Damit verbunden ist eine vier- bzw. siebentägige Residency im und am Eiermannbau. Neben der Debatte in Apolda finden Exkursionen zu einzelnen Akteur:innen und Projekten ins StadtLand Thüringen statt.
Die Teilnahme am StadtLand Forum ist kostenlos, Verpflegung und Camping indoor wie outdoor sind inklusive. Nähere Informationen zur Ausschreibung und den Foren finden Sie untenstehend sowie anbei verlinkt.
Die Bewerbungsfrist ist Montag, der 8. Mai 2023.
1. Forum: Kollektives Transformieren (19.-25.06.23)
1. Forum: Kollektives Transformieren (19.-25.06.23)
Das Forum aktiviert den »neu« geschaffenen Ort auf der Freifläche am Eiermannbau und beginnt das Debattenformat als kollektiven und handwerklichen Aneignungsprozess. An sieben Tagen werden unter Leitung von raumlabor weitere Tools und Infrastrukturen für die folgenden Foren realisiert und als soziale Praxis erprobt. Ergänzende Impulse widmen sich den Aktivierungs- und Aneignungsprozessen der IBA Projekte und weiterer Initiativen. Im gemeinsamen Austausch und Transfer geht es um die Kraft gemeinsamer Entwicklungen und Koproduktion im StadtLand: vom Aktivieren singulärer Orte bis in den regionalen Maßstab und zum strukturellen Ansatz.
2. Forum: Mehr Orte für Viele! (6.-9.07.23)
2. Forum: Mehr Orte für Viele! (6.-9.07.23)
Ein Bahnhof ist ein Bahnhof? Eine Kirche ist eine Kirche? Ein Schloss ist ein Schloss? Offenbar geht das alles so nicht mehr auf. Pendler:innen und Reisende brauchen keine Bahnhofshallen mehr. Die Kirche ist für viele unverzichtbar, aber selten voll und das Schloss als Herrschersitz hat schon vor mehr als 100 Jahren ausgedient. Einige dieser Orte werden heute durch kulturelle, museale und touristische Nutzungen neu belebt, viele von ihnen aber stehen noch immer leer — ebenso wie Sommerfrische Pensionen, Postämter, Fabriken, Schulen und Bauerngehöfte. Gerade in kleinen Kommunen gehen damit zunehmend Orte der Gemeinschaft und notwendige Infrastrukturen der Daseins- vorsorge verloren. Sie aber sind die gebauten Orte der Demokratie und gelebter Teilhabe, die ein breites Mit- und Füreinander stärken und die wichtig sind für das Gemeinwesen und die lokalen Identitäten. Im Forum diskutieren wir diese Entwicklungen, die gesellschaftlichen Auswirkungen von fehlenden demokratischen Strukturen und den Wert und die Herausforderungen von mehrfachcodierten Räumen. Wir besprechen neue gemeinschaftliche Ideen für soziale Treffpunkte und andere Angebote, fragen nach den Akteurskonstellationen und Unterstützerstrukturen dahinter.
3. Forum: Eine Stadtland Bauwende (3.-6.08.23)
3. Forum: Eine Stadtland Bauwende (3.-6.08.23)
Der Baubereich ist einer der klimaschädlichsten Sektoren in Deutschland. Um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen, braucht unsere gegenwärtige Baupraxis einen konsequenten Kurswechsel zur Kreislaufwirtschaft: eine StadtLand Bauwende. Der ländliche Raum spielt dabei eine wichtige Rolle. Sowohl die Weiternutzung unseres Bestandes, als auch ein Weiterbauen mit nachwachsenden Baustoffen samt regio- naler Wertschöpfungsketten sind die zentralen Bestandteile eines klimagerechten Bausektors. Darüber hinaus müssen Standards, Typologien und regulatorische Rahmenbedingungen transformiert werden. Im Forum verhandeln wir dieses Bauen der Zukunft, die sich ändernden Rollen der daran Beteiligten, neue architektonische Leitbilder und Visionen für die zukünftig gebaute Umwelt.
4. Auf zu Klimakulturlandschaften (24.-27.08.23)
4. Auf zu Klimakulturlandschaften (24.-27.08.23)
Landschaften sind vielschichtige Systeme, in ihnen spiegeln sich Wertvorstellungen wider und sie machen gesellschaftliche Erinnerungen und Fortschritt sicht- und erfahr- bar. Gerade in ländlichen Räumen zeigt sich dies eindrucksvoll. Landschaftsräume stehen vor großen Transformationsaufgaben und der Druck auf die Flächen steigt: Je nach Lage befördert eine neue Landlust die Nachfrage nach Häusern, Wohnungen oder touristischen Angeboten, die Energiewende benötigt Aufstellflächen für Wind- räder und Solarparks, die Landwirtschaft zusätzliche Felder und einen höheren Ertrag für eine regionale Versorgungssicherheit. Der Schutz der Naturräume steht allem häufig entgegen. Nun aber gilt es, alles zusammenzubringen und eine heute oft mono- funktionale Landschaft als Multilandschaft bzw. KlimaKulturLandschaft zu verstehen und zu entwickeln. Das Forum thematisiert den dafür notwendigen Bedarf lokaler Landschaftskompetenz, die Bedeutung von Landschaftsräumen in der Transformation und das neue Selbstverständnis der Landschaftsarchitektur und -planung vor dem Hintergrund notwendiger Klimaanpassungen.
5. Der regionale Ansatz (7.-10.09.23)
5. Der regionale Ansatz (7.-10.09.23)
Es wird Zeit, den Blick zu weiten: Das Land ist nicht die Kolonie der Stadt. Die urbane Logik muss zugunsten einer neuen territorialen Logik aufgebrochen werden. Denn viele der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit müssen vor allem auf regionaler Ebene gelöst werden. Um unsere Art des Lebens und Wirtschaftens auf einen nachhaltigeren Pfad zu lenken und Antworten auf den Klimawandel zu finden, sind ländliche Räume von großer Bedeutung. Bisher aber vernachlässigt die Konzentration auf die Städte die Transformation im ländlichen Raum. Abgehängte Räume schaffen kein Gemeinwohl und sind Ergebnisse dieses »Cityism«. Um einen neuen gesellschaft- lichen Metabolismus herbeizuführen, braucht es also ein grundsätzliches Umdenken. Das Forum behandelt die Bedeutung räumlicher Gerechtigkeit, wir diskutieren vorhandene Instrumente und Region als passfähige Raumkategorie für die sozial-ökologische Transformation.