Große Erwartungen verbinden in diesen Tagen Wissenschaftler*innen der Bauhaus-Universität Weimar und der Jagiellonen-Universität Krakau: Nach dreijähriger Arbeit werden am 30. September 2023 die Ergebnisse des deutsch-polnischen Forschungsprojekts »Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen. Briefe – Werke – Relationen« auf der durch die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) in Jena gehostete Website schriftstellerinnen-varnhagen.eu öffentlich gemacht. Die digitale Edition ist in enger Zusammenarbeit mit der Jagiellonen Bibliothek in Krakau, der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar und der Agentur v3 consulting (München) entstanden.
Die Sammlung Varnhagen gehört zu den größten und bedeutendsten europäischen Autographensammlungen. Sie wurde von dem Diplomaten und Publizisten Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858), dem Ehemann der berühmten Berliner Schriftstellerin und Salonnière Rahel Levin Varnhagen (1771–1833), angelegt und von seiner Nichte Ludmilla Assing (1821–1880) fortgeführt. Nach wechselvoller Geschichte befindet sie sich heute an der Jagiellonen Bibliothek in Krakau. Aus den insgesamt über 200.000 Objekten der Sammlungen wurden in dem von Prof. Dr. Jörg Paulus (Weimar) und Prof. Dr. Jadwiga Kita-Huber (Krakau) geleiteten Projekt Dokumente zur Erforschung und Veröffentlichung ausgewählt, die in besonderer Weise die Beteiligung von Schriftstellerinnen am kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Leben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dokumentieren.
Prof. Dr. Jadwiga Kita-Huber, Professorin für Germanistik an der Jagiellonen-Universität in Krakau, erläutert diesen Zusammenhang so: »Wir haben uns vor allem für die Erschließung von Beständen von kulturell engagierten Frauen entschieden, weil die Erforschung ihres Beitrags zur Kultur- und Literaturgeschichte immer noch unterrepräsentiert ist. Es war schön, den vielfältigen Verbindungslinien manchmal in ganz unerwartete Richtungen und Regionen nachzuspüren. Eine Herausforderung war auch, für diese Vielfalt passende Repräsentationsformen im Digitalen zu finden, also zum Beispiel aufeinander bezogene Digitalisate und Transkriptionen, Darstellung der Bezüge zwischen Briefen und Werken, Veranschaulichung des Zusammenhangs von Biographien und Lebensstationen durch kurze Bio- und Topogramme.«
Prof. Dr. Jörg Paulus, Projektleiter des deutschen Teams und Professor für Archiv- und Literaturforschung an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar, ergänzt: »Es ist immer ein Abenteuer, wenn man sich auf die Arbeit mit wenig erschlossenen Archivbeständen einlässt. Fast jeder Brief enthält eine Überraschung, etwas Unerwartetes oder Eigentümliches. Es ist toll, diese Dinge sichtbar zu machen, die von zwei engagierten Teams in Polen und Deutschland durch Transkription und Kommentierung lesbar und verständlich gemacht wurden.«
Um dieses Ziel zu erreichen, haben Wissenschaftler*innen aus beiden Ländern intensiv zusammengearbeitet. Zunächst vor allem in Form von Videokonferenzen und durch Austausch über digitale Formate, später auch bei gemeinsamen Workshops und Tagungen vor Ort. Auf diesem Wege wurden Darstellungsformen gesucht und gefunden, die der Besonderheit des Materials gerecht werden.
Weitere Ergebnisse des Forschungsprojekts »Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen« werden in Kürze in Buchform publiziert: Ein von Prof. Dr. Jadwiga Kita-Huber und Prof. Dr. Jörg Paulus herausgegebener Aufsatzband mit dem Titel »Signaturen der Vielfalt. Autorinnen in der Sammlung Varnhagen« erscheint im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, eine Anthologie mit ausgewählten und kommentierten Briefen der im Projekt erforschten Autorinnen unter dem Titel »Schreiben im Zeichen des Umbruchs. Briefe von Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen«.
Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom polnischen Narodowe Centrum Nauki (NCN) gefördert und ist zugleich ein Pilotprojekt zur weiteren Erschließung und Erforschung der Bestände der Sammlung Varnhagen.
Für Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Jörg Paulus, Professor für Archiv- und Literaturforschung an der Bauhaus-Universität Weimar, unter +49 (0) 36 43/58 37 52 oder per Mail an joerg.paulus@uni-weimar.de.
Bilder:
Brief von Amalie Struve an Helmina von Chézy (Whitehouse bei York, 25. Juni 1850) aus der Sammlung Varnhagen | Biblioteka Jagiellońska, Signatur: SV 240 Struve Amalie, 25.06.1850:
Screenshot der Website schriftstellerinnen-varnhagen.eu:
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Bauhaus-Universität Weimar
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