Der Bereich Diversität beschäftigt sich 2024 schwerpunktmäßig mit dem Thema Rassismus, insbesondere an der Universität. Den Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März nehmen wir zum Anlass, kurze Erläuterungen zu wichtigen Begriffen zum Themenbereich zu posten. Ausführlichere Informationen und weiterführende Literaturtipps erhalten Sie auf unserer Webseite. Es folgen im Laufe des Jahres unterschiedliche Workshops, Veranstaltungen und Filme, die sich mit Rassismus auseinandersetzen. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus laden wir zu einem Vortrag und Film zum Thema »Antiziganismus« ein (18.00 Uhr, Audimax, Deutsch mit englischen Untertiteln).
Rassismus ist eine gesellschaftliche Praxis der Unterscheidung und der Auf- bzw. Abwertung sozialer Gruppen, in die Menschen aufgrund tatsächlicher oder zugeschriebener Eigenschaften eingeteilt werden. Diese Einteilung kann z.B. aufgrund von Kriterien wie Sprache, Kultur oder Religion geschehen. Sie kann aber auch aufgrund körperlich sichtbarer/hörbarer Merkmale wie Hautfarbe, Sprache oder Kleidung erfolgen, wobei diese Merkmale mit sozialer Bedeutung versehen werden. Die Einteilung schafft hierarchische Unterschiede zwischen den Gruppen und dient als soziale Legitimation für die Ausgrenzung, Diskriminierung und Benachteiligung bestimmter Gruppen und ihrer Mitglieder. Es bedarf der gesellschaftlichen Macht einer Gruppe, um diese Einteilungspraxis gegenüber anderen, benachteiligten Gruppen durchzusetzen. Rassismus findet auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt — z.B. auf der individuellen/zwischenmenschlichen Ebene, der institutionellen Ebene oder der diskursiven Ebene.
Rassismus ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und auch im universitären Kontext strukturell verankert. Er ist an Universitäten auf verschiedenen Ebenen sichtbar. Er reicht von abwertenden oder diskriminierenden Bemerkungen in Lehrveranstaltungen, der Mensa oder an anderen Orten auf dem Campus bis hin zu fehlender Unterstützung und mangelndem Verständnis für Betroffene, von einer westlich und weiß geprägten Wissenschaftsperspektive bis hin zu einer fehlenden Repräsentation von BIPoC, insbesondere unter den Mitarbeitenden. Rassistische Diskriminierung kann sich stark auf die körperliche und psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken und kann somit auch deren Studiums- und Arbeitsleistungen negativ beeinträchtigen.
Alltagsrassismus bezeichnet rassistische Praktiken, die sich auf einer alltäglichen, zwischenmenschlichen Ebene abspielen. Dazu gehören abwertende Kommentare, Fragen, Blicke, Gesten, Ausschlüsse, aber auch physische Gewalt. Sie wirken einzeln (»Mikoraggressionen«), aber entfalten insbesondere in ihrem Zusammenspiel und ihrem wiederholten Auftreten ihre geballte Kraft. Ein prominentes Beispiel ist das Fragen nach der »tatsächlichen« Herkunft oder auch das besondere Hervorheben von Deutschkenntnissen gegenüber einer Person, die aufgrund rassialisierter Merkmale (Name, Hautfarbe etc.) als »fremd« wahrgenommen wird. Rassistische Diskriminierung kann absichtlich oder unabsichtlich geschehen. Sie wirkt in beiden Fällen verletzend. Die tagtägliche Erfahrung von Alltagsrassismus führt oft dazu, dass sich betroffene Menschen dauerhaft marginalisiert und nicht dazugehörig fühlen.
Die Abkürzung »BIPoC« steht für Black, Indigenous, People of Color. Es handelt sich hierbei um eine in den USA entstandene Selbstbezeichnung. Sie greift eine ehemals rassistisch genutzte Fremdbezeichnung auf und deutet diese im Zuge einer der Selbstermächtigung um. Auch der Begriff Schwarz wird als politische Selbstbezeichnung verwendet. Die Großschreibung verweist dabei auf den selbstermächtigenden Aspekt. Beide Konzepte betonen Gemeinsamkeiten in den Erfahrungen von Menschen, die rassistische Diskriminierung erleben. Als identitätsbeschreibende sowie identitätsstiftende Erkennungszeichen unterstützen sie außerdem die politische Selbstorganisation von Personen, die von Rassismus betroffen sind.
Antiziganismus ist eine Form des Rassismus, die sich gegen Sinti*zze und Rom*nja richtet. Durch abwertende, aber auch romantisierende Zuschreibungen werden dabei Andersartigkeit und Herabsetzung erzeugt sowie Stereotype reproduziert. Sinti*zze und Rom*nja wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Auch nach 1945 leben rassistische Denkmuster gegenüber Sinti*zze und Rom*nja weiter und dienen immer noch als Grundlage für Diskriminierung, z.B. bei der Arbeits- oder Wohnungssuche.
Da der Begriff »Antiziganismus« auf das Z-Wort, eine rassistische Fremdbezeichnung von Sinti*zze und Rom*nja, verweist, wird dieser Begriff z.T. abgelehnt und durch »Gadje-Rassismus« ersetzt. Im Sinne der Selbstermächtigung bezeichnet »Gadje« nicht die rassistisch diskriminierte Gruppe, sondern die Gruppe, von der der Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja ausgeht.
»Colorblindness« (»Farbenblindheit«) bezeichnet das Beharren von Personen darauf, dass sie persönlich rassialisierte Differenzierungsmerkmale wie Hautfarbe, Sprach oder Kleidung nicht wahrnehmen würden und dass alle Menschen gleich seien. Auch wenn dieses Beharren auf Gleichheit oftmals gut gemeint ist, kann das Ignorieren sozial gemachter Unterschiede dazu führen, dass die negativen Konsequenzen dieser Unterscheidungspraxis für rassialisierte Personen gleich mitignoriert werden. »Colorblindness« negiert also — bewusst oder unbewusst — gesellschaftlich (re-)produzierte Ungleichheiten, damit einhergehende Formen der Unterdrückung und ihre historischen Dimensionen und unterstützt damit—gewollt oder ungewollt—rassistische Strukturen, sowohl auf der Ebene der persönlichen Interaktion, als auch auf der institutionellen oder strukturellen Ebene.
Privilegien sind materielle und symbolische Ressourcen, die Mitglieder gesellschaftlich dominanter Gruppen innehaben und die Mitgliedern gesellschaftlich unterdrückter Gruppen verwehrt werden. Die Privilegierung einer Gruppe geht also immer mit der Depriviligierung einer anderen Gruppe einher. Die soziale Auf- bzw. Abwertung bestimmter Personengruppen anhand gesellschaftlich relevanter Kategorien, wie beispielsweise Geschlecht oder soziale Herkunft, bestimmt, wer welche Privilegien besitzt bzw. nicht besitzt. Privilegien werden von denen, die sie besitzen, häufig nicht als solche wahrgenommen, sondern als selbstverständlich erachtet und genutzt. Der Begriff »White Privilege« (»Weiße Privilegien«) bezieht sich auf unverdiente und oftmals nicht hinterfragte Vorteile, Möglichkeiten und Ressourcen, die Menschen haben, weil sie weiß sind bzw. nicht rassistisch diskriminiert werden.
Der Begriff »White Fragility« (Weiße Zerbrechlichkeit) wurde u.a. von der Soziologin Robin DiAngelo bekannt gemacht. Der Begriff weist auf Abwehrhaltungen weißer Menschen hin, die auf ihr eigenes rassistisches Verhalten oder gesamtgesellschaftliche rassistische Strukturen hingewiesen werden. Diese Abwehrhaltungen umfassen Gefühle wie Wut, Angst und Schuld oder Verhalten wie Schweigen, verbale Selbstverteidigung oder das Verlassen der Situation. Diese Abwehrreaktionen führen dazu, dass sich der Fokus von den Betroffenen auf die Nicht-Betroffenen bzw. von den rassistischen Vorfällen auf die Gefühle weißer Menschen verschiebt. Bei Menschen, die von Rassismus betroffen sind, kann dies bewirken, dass sie nicht mehr über ihre Erfahrungen sprechen.
Ausführlichere Informationen zu den einzelnen Begriffen finden Sie im Glossar des Arbeitspapiers "Denkanstöße für eine rassismuskritische Perspektive auf kommunale Integrationsarbeit in den Kommunalen Integrationszentren – Ein Querschnittsthema" (2019) von V. Kourabas, in: Kommunales Integrationszentrum Münster (Hrsg.), S. 57–71: https://www.stadt-muenster.de/fileadmin/user_upload/stadt-muenster/v_zuwanderung/pdf/Denkanstoesse_fuer_eine_rassismuskritische_Perspektive_finale_Fassung.pdf (german)
Im Laufe des Jahres wird eine Literaturliste mit weiterführender Literatur zum Thema Rassismus/Rassismuskritik erarbeitet und hier zur Verfügung gestellt; im September wird ein Regal mit ausgewählte Bücher zum Themenbereich in der Bibliothek eingerichtet.
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