Als interdisziplinärer Forschungszweig durchdringen die Frauen- und Geschlechterstudien längst sämtliche Kunst- und Wissenschaftsbereiche. Auch in der Architektur und Städteplanung sowie in den Kultur-, Medien- und Ingenieurswissenschaften gewinnt die Analysekategorie „Geschlecht“, auch in ihrer Verschränkung mit anderen sozialen Ordnungssystemen, immer mehr an Bedeutung. Beispielsweise spielen Geschlechterfragen auch in der Planung, Nutzung oder Aneignung von Räumen, Gebäuden oder Medien eine wichtige Rolle. Im Folgenden möchten wir Mitgliedern der Bauhaus-Universität Weimar vier Online-Datenbanken aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterstudien vorstellen, die ihnen dabei helfen können, zu diesen Themen vertieft zu recherchieren.
Die Online-Datenbank Gender: Identity and Social Change bietet eine umfangreiche Sammlung von Primärquellen zur Geschichte der Frauenrechtsbewegungen im englischsprachigen Raum vom 19. Jahrhundert bis heute. Die Datensammlung basiert auf den individuellen Beständen von bislang neun teilnehmenden Bibliotheken aus Großbritannien, den USA, Kanada und Australien. Sie umfasst neben digitalisierten Texten wie Zeitungsartikeln, Pamphleten, Redemanuskripten, Notizbüchern, Briefen oder Tagebucheinträgen auch visuelle Medien wie Fotos, Illustrationen oder Poster sowie Digitalisate von anderen Objekten. Außerdem bietet die Plattform noch Kurzbiographien und Porträts diverser Akteur*innen und Organisationen der Frauenrechtsbewegungen sowie wissenschaftliche Essays. Zusätzlich zur Stichwortsuche erlaubt die Datenbank auch die Recherche von Primärquellen zu ausgewählten Themen (z.B. Frauenwahlrecht, Männerbewegung, Geschlecht und Sexualität, Häuslichkeit und Familie, Regierung und Politik, Bildung und Erziehung, u.v.m.). So lassen sich die historischen Entwicklungen von Geschlechterrollen und -beziehungen im englischsprachigen Raum ebenso nachvollziehen wie die Biographien einzelner Vorkämpfer*innen (und Antagonist*innen) der vielfältigen feministischen Bewegungen.
Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) ermöglicht der Fachinformationsdienst (FID) Anglo-American Culture den deutschlandweiten Zugang zur Online-Datenbank Gender: Identity and Social Change. Einzelpersonen, die keinen Zugang zu einem Universitätsnetz bzw. zu einer wissenschaftlichen Bibliothek haben, können sich über die DFG-geförderte Nationallizenz für einen kostenlosen Zugriff registrieren lassen, sofern sie mit einem ständigem Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland gemeldet sind (Den Login für registrierte Einzelnutzer*innen finden Sie hier). Seit 2017 können Studierende der Bauhaus-Universität Weimar auch über das Universitätsnetz auf die Datenbank zugreifen. Dr. Katrin Richter, die Fachreferentin für Medien- und Kulturwissenschaften, Philosophie, Soziologie der Bauhaus-Universität Weimar, steht ihnen bei Fragen oder Problemen bezüglich der Nutzung gern zur Seite.
Mit dem META-Katalog und dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv (DDF) stehen Forscher*innen und der breiten Öffentlichkeit auch zwei einzigartige Online-Portale zur Erforschung und Erkundung der deutschsprachigen Lesben- und Frauenbewegungsgeschichte zur Verfügung.
Der META-Katalog wurde 2015 vom Dachverband informieren – dokumentieren – archivieren (i.d.a.) online gestellt. Im Dachverband vernetzen sich seit 1994 rund 40 Lesben- und Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Italien. Der frei zugängliche META-Katalog bietet der interessierten Öffentlichkeit eine Übersicht über die gesammelten Bestände der vernetzten Organisationen in einer einzigen Datenbank. Neben diversen Publikationen, Filmen und Tonträgern lassen sich im Katalog auch aktivistische Artefakte wie Flugblätter, Poster, Transparente, Buttons oder T-Shirts recherchieren. Zusätzlich zu Kurzbeschreibungen und Provenienz-Daten der versammelten Texte und Objekte bietet der META-Katalog auch Informationen und Kontaktdaten zu den Archiven, Bibliotheken und Dokumentationsstellen, welche die Texte und Objekte verwalten. Somit lassen sich neben der Herkunft und dem Verbleib der Schriften und Artefakte auch Organisationen und Expert*innen ermitteln, die dazu nähere Auskünfte geben können.
Der Datensatz des META-Katalogs bildet auch die Grundlage für das 2018 ins Leben gerufene Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF). Während der META-Katalog jedoch vorwiegend als Bestandsnachweis und Verbundkatalog des i.d.a.-Dachverbands fungiert, bietet das Digitale Deutsche Frauenarchiv darüber hinaus noch die Möglichkeit, ausgewählte Zeugnisse der Lesben- und Frauenbewegungsgeschichte in digitalisierter Form zu bestaunen – u.a. auch Schätze aus Nachlässen feministischer Wegbereiter*innen. Zudem bietet das Online-Portal auch Blog-Einträge und wissenschaftlich aufbereitete Informationen zu verschiedenen Themen und Akteur*innen der Lesben- und Frauenbewegung. So finden sich auf der Webseite beispielsweise Biographien, Netzwerkbeziehungen und Publikationslisten einzelner Vorkämpfer*innen aus rund 200 Jahren feministischer Emanzipationsgeschichte.
Während die Online-Recherche im META-Katalog und im Digitalen Deutschen Frauenarchiv prinzipiell allen Interessierten offensteht, können diese beiden Online-Portale die recherchierbaren Texte und Artefakte aufgrund von Urheberrechtsbeschränkungen nur in Ausnahmefällen als Digitalisate frei verfügbar ins Netz stellen. Anders verhält es sich bei der Open Gender Platform, die nach dem Open-Access-Prinzip konzipiert wurde.
Die Open Gender Platform wurde im Rahmen eines Open-Access-Projektes am Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin entwickelt und im September 2019 online gestellt. Hauptziel des Projektes ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen im Bereich der interdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung für alle Menschen frei zugänglich und nutzbar zu machen. Darüber hinaus zielt die Plattform darauf ab, bestehende Open-Access-Initiativen in der feministischen Forschung miteinander zu vernetzen und sichtbar zu machen. Zu diesem Zweck verlinkt die Open Gender Platform neben wissenschaftlichen Open-Access-Zeitschriften und -Publikationsreihen auch frei zugängliche Archive, Glossare, Wissensportale und Wissenschaftsblogs. Um die weitere Transformation zu Open Access in der deutschsprachigen Geschlechterforschung voranzutreiben und zu unterstützen, bietet die Plattform außerdem eine Gutachter*innendatenbank an. Hier finden wissenschaftliche Redaktionen qualifizierte Personen, die sich freiwillig für den Peer-Review von Open-Access-Zeitschriften und -Monographien zur Verfügung gestellt haben.
Wie dieser Überblick von Online-Datenbanken zeigt, schreitet die Institutionalisierung und Vernetzung der interdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung immer weiter voran. Im Zuge dieser Entwicklung stehen Forscher*innen immer mehr Instrumente für die Wissensproduktion und -weitergabe zur Verfügung. Mitgliedern der Bauhaus-Universität Weimar, die über Frauen- und Geschlechterfragen nachdenken wollen oder sich ganz einfach auf historische Entdeckungsreise begeben möchten, seien die untenstehenden weiterführenden Links aufs Wärmste empfohlen.
Gender: Identity and Social Change:
http://www.genderidentityandsocialchange.amdigital.co.uk
META-Katalog:
https://meta-katalog.eu/
Digitales Deutsches Frauenarchiv (DDF):
https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de
Open Gender Platform:
https://opengenderplatform.de/
Dr. Katrin Richter
Bauhaus-Universität Weimar
Universitätsbibliothek
Fachreferat Medien- und Kulturwissenschaften, Philosophie, Soziologie
Steubenstraße 6, Raum 1.03
99423 Weimar
Tel.: 03643 / 58 28 03
E-Mail: katrin.richter[at]uni-weimar.de
Lehnert, Katrin & Zierold, Marius (2020). Feministisches Perlentauchen: Der META-Katalog und das Digitale Deutsche Frauenarchiv machen Materialien der Frauenbewegungen für die breite Öffentlichkeit sichtbar. Bib—Das offene Bibliotheksjournal, 7(2). [DOI: https://doi.org/10.5282/o-bib/5576]
Ganz, Kathrin & Wrzesinski, Marcel (2018). Open Gender Platform: Unterstützung für Open Access in der Geschlechterforschung. Bulletin Info / Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien / Humboldt-Universität zu Berlin, 57, 13-16. [DOI: https://doi.org/10.25595/570]
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