In gut drei Wochen startet das Wintersemester. Auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar geht es bisher noch ziemlich gelassen zu, fast unsichtbar sind die Veränderungen, die vorgenommen wurden, um das Semester unter Pandemiebedingungen vorzubereiten. Und doch wird einiges anders ablaufen, als es die Studierenden gewohnt sind, wenn es am 2. November 2020 offiziell losgeht und sie nach Weimar in ihre Lehrveranstaltungen zurückkehren.
Zunächst hat die Universität die Kapazitäten ihrer Räume verändert. Das bedeutet konkret: Weniger Personen dürfen gleichzeitig in einem Raum sein. Nur so können Studierende und Lehrende »auf Abstand«, aber miteinander Entwürfe, Texte, Berechnungen und andere Lehrinhalte in einem Raum besprechen und diskutieren. Über viele Wochen hinweg hat ein Team die notwendigen Sitzabstände in allen Räumen sorgfältig ausgemessen – 1,50 Meter müssen es mindestens sein zwischen den Anwesenden. »Wir wollen Studierenden und Lehrenden maximale Sicherheit garantieren«, erläutert Maximilian Merkel, der in der Koordinationsgruppe Corona der Bauhaus-Universität Weimar dafür zuständig ist. »Auch die Abstände zu Gängen und Fluren sind dabei berücksichtigt, damit sich an keiner Stelle jemand beengt fühlen muss«, so Merkel weiter.
Alle Plätze, die – beispielsweise in einem Hörsaal – benutzt werden dürfen, sind nun mit einem grünen Punkt markiert. In Seminarräumen und Ateliers darf die nun festgelegte Bestuhlung nicht mehr verändert werden. Auch hier gelten klare Regeln für die zu benutzenden Plätze, die beachtet werden müssen. Die Fakultäten haben ihrerseits praktikable Lösungen gesucht und gefunden.
Präsenzlehre mit Abstand: eine organisatorische Herausforderung
Auf diese Weise wurden alle der über 150 Räume, die der Lehre zur Verfügung stehen, bestmöglich vorbereitet. Eine Herausforderung ist dies allerdings für die Organisation von Lehrveranstaltungen, denn natürlich passen nun bedeutend weniger Personen in einen Raum. Sitzen in einem Seminarraum normalerweise bis zu 30 Studierende, sind es jetzt nur noch zehn. Hörsäle, die sonst 190 Plätze haben, können noch mit 24 Zuhörerenden belegt werden und im Audimax, das sonst 450 Personen fasst, dürfen unter Pandemiebedingungen nur noch 45 Personen sitzen.
Trotzdem hofft die Universitätsleitung, möglichst viele Lehrveranstaltungen, die in Präsenz stattfinden sollen, auch unterbringen zu können. Die Voraussetzungen dafür sind gut: An der Bauhaus-Universität Weimar findet die Lehre ohnehin meist in kleinen Gruppen statt, Massenvorlesungen mit mehreren hundert Teilnehmenden gibt es hier nicht. Für einen Teil der größeren Veranstaltungen mit über 50 Teilnehmenden werden Räumlichkeiten außerhalb des Campus in der Stadt angemietet. Der andere Teil wird wie im Sommersemester online stattfinden.
Das Vorlesungsverzeichnis finden Sie hier: www.uni-weimar.de/vlv
Mit regelmäßigem Lüften gegen zu viele Aerosole
Neben den geringeren Teilnehmerzahlen wird ein weiteres großes Thema das Wintersemester begleiten: das regelmäßige Lüften. Dafür hat die Universitätsleitung Rat bei Prof. Conrad Völker eingeholt. Er ist Professor für Bauphysik an der Fakultät Bauingenieurwesen und Experte für Raumklima. Prof. Völker unterstreicht: »Eine Aerosolanreicherung und potentielle Viruslast in der Raumluft kann nur durch regelmäßiges und richtiges Lüften der Räume vermieden werden.« Er empfiehlt besonders die Querlüftung, bei der gegenüberliegende Fenster und Türen geöffnet werden und die Raumluft innerhalb von drei bis fünf Minuten durch eine Stoßlüftung erneuert wird. In den Seminarräumen sollte das alle 20 Minuten getan werden, in Büros alle 60 Minuten.
Doch wie einigt man sich auf das regelmäßige Lüften; ist doch das Kälteempfinden sehr individuell? Um die Teilnehmenden in Kursen und Seminaren dabei zu unterstützen, wurden viele der stark frequentierten Räume mit CO2-Ampeln ausgerüstet. Diese Ampeln messen die CO2-Konzentration im Raum und zeigen damit indirekt an, wenn der Aerosolgehalt zu hoch sein könnte. Dann schalten sie von Grün auf Gelb und geben einen Signalton ab. So wissen alle Anwesenden, wann spätestens gelüftet werden muss. In einigen Hörsälen sorgen sogenannte Raumlufttechnische Anlagen (RLT) für Frischluft, die permanent ausgetauscht wird. Dort dürfen die Fenster wiederum nicht geöffnet werden, sonst schalten sich die Anlagen ab.
Unterwegs in der Uni mit Abstand, Masken und Desinfektion
Und sonst, was verändert sich noch in den Gebäuden im Herbst? Unübersehbar sind die vielen Desinfektionsmittelflaschen und Tücherboxen in den Räumen, mit denen sich jede und jeder vor einer Veranstaltung die Hände reinigen sollen. Zudem gibt es Markierungen auf den Wegen und Fluren, die daran erinnern, die notwendigen Abstände einzuhalten und Gruppenbildungen innerhalb der Gebäude zu vermeiden. Neu ist auch die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, die ab dem neuen Semester gilt: Sie besteht grundsätzlich auf allen Wegen zum Studien- oder Arbeitsplatz, auch in Fluren, Foyers, Toilettenräumen, Wartebereichen etc. Erst am eigenen Platz darf sie abgenommen werden.
»Wir haben für das Wintersemester Präsenzlehre eingeplant, um diesen wichtigen Aspekt des Studiums wieder zu ermöglichen. Auch wenn Risiken sich nicht komplett vermeiden lassen, tun wir alles, um das Studieren im Herbst und Winter sicher zu gestalten«, schaut Prof. Dr. Christian Koch, Vizepräsident für Studium und Lehre der Bauhaus-Universität Weimar, optimistisch auf das bald beginnende Semester. »Wenn sich alle an die Regeln halten und mitmachen, kommen wir während des Semesters mit diesen nicht sehr großen Einschränkungen hoffentlich gut zurecht.«
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