Dezember 2017 / Januar 2018: Israel
Im Rahmen des Masterprojekts Erfurt - Haifa. Architekturen der Moderne in dialogischen Bildern reisten Studierende der Bauhaus-Universität vom 30. Dezember 2017 bis 5. Januar 2018 nach Israel.
November 2017: Ukraine
Im Rahmen des Masterseminars Close-Up Modernism reisten Studierende der Bauhaus-Universität vom im November 2017 nach Zaporižžja, Ukraine.
Mai / Juni 2017: Wien (Österreich)
Im Rahmen des Masterseminars Räume stehlen. Die digitale Rekonstruktion der Moderne reisten Studierende der Bauhaus-Universität vom 31. Mai bis 3. Juni nach Wien.
Dezember 2016 / Januar 2017: Israel
Im Rahmen des Projekts Exil und die Wege der Dinge reisten um den Jahreswechsel 2016/17 eine Gruppe von Studierenden nach Israel, um dort vor Ort zu recherchieren und filmen. Das Projekt befasst sich mit den Exilgeschichten von ArchitektInnen, die unter der nationalsozialistischen Diktatur gezwungen waren, Deutschland und Europa zu verlassen. In filmischen Porträts der Protagonisten und ihrer Werke sollen Werdegänge und Konflikte des künstlerischen Schaffens festgehalten und rekonstruiert werden.
Mit dieser Exkursion wurde die Kooperation zwischen dem White City Center (Tel Aviv) und dem Centre for Documentary Architecture (Weimar) weitergeführt. So präsentierte Ines Weizman am 1. Januar einige der in den Vorjahren entstandenen Filme und Recherchen im Tel Aviver Max-Liebling-Haus, die vom zahlreich erschienenen Publikum angeregt diskutiert wurden. In der anschließenden Präsentation der Studierenden ihrer aktuellen Forschungsprojekte wurden neue Kontakte und Verbindungen geknüpft, die zu weiteren Rechercheansätzen führten.
Neben den individuellen Recherchen unternahm die Exkursionsgruppe auch mehrere Ausflüge. So zeigte ihnen unter anderem der israelische Architekt Zvi Efrat auf eine Tour in die Negev-Wüste und nach Be’er Scheva das israelische Planungsprojekt der Gartenstadt und des israelischen Brutalismus. Außerdem besuchten die Studierenden auf Einladung der Organisatorin Meira Yagid-Haimovici die vom Vitra-Museum kuratierte Wanderausstellung The Bauhaus #itsalldesign im Tel Aviv Museum of Art. In diesem Rahmen fand am 3. Januar auch ein Gespräch zwischen Ines Weizman und Galili Shahar, Professor an der Tel Aviv University, statt, das zu einer Diskussion des Begriffs »Bauhaus« sowie seiner Migration in die Welt und Israel im speziellen einludt.
März 2014: Israel / Palästina
Vierzig Studierende und Lehrende der Fakultät Architektur und Urbanistik unternahmen im April 2014 eine Studienreise nach Israel/ Palästina. Diese Reise nach Israel wurde von Ines Weizman und Norbert Korrek initiiert und geleitet. Zehn Tage lang reisten die Studierenden aus Weimar von Tel Aviv nach Haifa, von dort nach Akko, dann nach Jerusalem und schließlich auch ins Westjordanland, auf die andere Seite dieser sich schlangenförmig durch die Landschaft windenden Mauer. An jeder Station ihres Weges trafen sie Architekten, Architekturhistoriker, Theoretiker, Denkmalpfleger, Restauratoren und Aktivisten. Großzügig stellten sich Senan Abdelqader (Architekt und Stadtplaner, Beit Safafa), Zvi Efrat (Architekt und Theoretiker, Tel Aviv), Waleed Karkabi (Denkmalpfleger, Stadt Haifa), Amira Kehat (Historikerin, Haifa), Eran Mordohovich (Denkmalpfleger, Akko), Alessandro Petti (Architekt und Theoretiker, Beit Sahour) und Sharon Rotbart (Architekt und Theoretiker, Tel Aviv) und Eyal Weizman (Architekt und Theoretiker, London) in Vorträgen, Spaziergängen und Café-Gesprächen den Fragen der Forschungsreisenden. Sie diskutierten die Migrationsgeschichte der Moderne nach Palästina, die Architektur des Bauhaus-Stils in Israel, Exilgeschichten jüdischer Architekten, Probleme der Erhaltung und Konservierung der Bauten der Moderne, sowie die Baupolitik Israels und die harschen politischen und räumlichen Konsequenzen der enormen Stadt- und Siedlungsvisionen, die das Westjordanland durch eine komplexe Infrastruktur besetzen,
In langen Spaziergängen führte Zvi Efrat die große Reisegruppe sowohl durch weite Boulevards als auch durch enge Strassen in Tel Aviv und Jerusalem und referierte in mehreren spannenden Vorträgen über die frühen zionistischen Bauprojekte der Moderne in Palästina. Er stellte seine Forschungen zu Arieh Sharon vor, der 1948, zwei Jahrzehnte nach seinem Studium am Bauhaus Dessau, einen unter dem Namen Sharon Plan bekannt gewordenen umfassenden Masterplan für den neu gegründeten Staat Israel vorlegte. Zvi Efrat’s Recherchearbeit ist geprägt von dem Interesse, die teilweise exklusiven Zirkel junger Architekten, die aus Europa gekommen waren, wo sie an fortschrittlichen Schulen studiert hatten und in bahnbrechenden Büros gearbeitet haben, zu rekonstruieren. Er vermag es eindrucksvoll zu vermitteln, wie sich quasi über Nacht sowohl die gesamte Baubranche also auch der öffentliche Geschmack, auf die Formierung einer Architekturavantgarde ausrichtete. „Nach ihrer Ankunft in Palästina breitete sich die Ikonographie des frühen Bauhauses explosionsartig aus und die sogenannte Weisse Architektur“, so beschreibt es Zvi Efrat, „erreichte sowohl Städte als auch ländliche Siedlungen und wurde zum Inbegriff einer nationalen Wiedererweckungsbewegung – einer Bewegung, die keine eigenen Bilder und Symbole besaß, zu denen sie hätte zurückkehren können, aber dennoch den Wunsch nach Identifikation hatte, den sie durch die stilisierte Repräsentation einer kosmopolitischen Modernität zu stillen suchte.“ Die Vorträge im Bauhaus Center, im Goethe Institut und im Israel Museum in Jerusalem, dessen Rekonstruktion und Erweiterung Zvi Efrat und Meira Kowalski als Architekten geleitet haben, ermöglichten den Studienreisenden ein grundlegendes Verständnis der komplexen Verstrickung von Konzepten der planerischen Raumordnung mit der territorialen Politik Israels. Auch Sharon Rotbart erläuterte in einem Vortrag und einer Ortsbegehung in Jaffa, den Bauhaus Mythos, und setzte dem Konzept der ‚weissen Stadt’, den der ‚schwarzen Stadt’, der Stadt der Araber, die aus ihren Dörfern und Siedlungen verdrängt wurden, entgegen.
Zur Veranschaulichung der Architektur der israelischen Siedlungen und der paradox ausgehöhlten, von Grenzanlagen, Umzäunungen, gewaltigen Tunnel- und Brückenstrassen vernarbten Landschaft fuhr ein eigens dafür gemieteter Bus aus der Altstadt von Jerusalem nach Ost-Jerusalem, wo der Architekt und Stadtplaner Senan Abdelqader und seine Frau die vierzigköpfige Gruppe großzügig in ihr Haus – das inzwischen unter Architekten gut bekannte Mashrabiya Haus – einluden. In den Räumen seines Architektur- und Planungsbüros erzählte Senan Abdelqadr über sein Bemühen, sich und die Bewohner von palästinensischen Dörfern und Siedlungen durch Entwurfsarbeiten in den politischen Konflikt einzubringen. Nach einem herzlichen Treffen und einer gedankenanregenden Diskussion führte der Weg entlang der Grenzanlagen in die von Israel besetzten Gebiete des Westjordanlandes und schließlich durch einen checkpoint hindurch nach Bethlehem. Der Architekt und Autor des Buches „Hollow Land“ (dt. Ausgabe: Sperrzonen. Israels Architektur der Besatzung, 2009), Eyal Weizman, ließ auf diesem Weg von Jerusalem nach Bethlehem und weiter in das Flüchtlingslager von Dheisheh den Bus einige Male an Aussichtspunkten anhalten, um die Grenzverläufe und die Vielschichtigkeit der Besitzverhältnisse, die dieses Territorium räumlich so komplex zerklüften, zu erklären.
Nach einer Besichtigung der Geburtskirche in Bethlehem trafen die Studierenden die Architekten des Kollektivs DAAR, die sie schließlich in das Flüchtlingslager Dheisheh führten. Dort trafen sie die Fellows des Programms ‚Campus in Camps’ sowie Dozenten der Al Quds University zu einer Führung durch das Flüchtlingslager. Die Gäste waren überrascht, denn sie hatten sich eine Art Zeltlager vorgestellt. Stattdessen fanden sie ein Flüchtlingslager, in Beton gegossen, wie eine kleine Stadt, nur ohne richtige Infrastruktur, dafür mit vielen unfertigen Häusern, Behelfsbauten und Graffitis.
Das Flüchtlingslager Dheisheh wurde eingerichtet als während des arabisch-israelischen Krieges 1948 Tausende Palästinenser aus ihren Dörfern westlich von Jerusalem und Hebron flüchten mussten. Das Lager, das eigentlich als ein kurzzeitiger Ausnahmezustand geplant wurde, verwandelte sich über die Jahrzehnte hinweg von einem Zeltlager in eine städtische Siedlung, die zwar räumlich wuchs, ihren temporären Status als Flüchtlingslager aber nicht aufgeben wollte. Heute leben in dieser Siedlung bereits drei Generationen, die in diesem Lager geboren wurden, einen palästinensischen Pass haben, aber nur mit speziellen Genehmigungen reisen dürfen und noch immer auf die Erfüllung ihres Rechtes auf Heimkehr hoffen.
Das Programm ‚Camps in Camps’ (www.campusincamps.ps), das aus einer Initiative von Architekten hervorgegangen ist, versucht gemeinsam mit interessierten, jungen Einwohnern dieses Flüchtlingslagers, neue Fragen zum Status dieser Siedlung und zu ihren politischen Ansprüchen zu artikulieren. Mehr noch: sie versuchen, das Flüchtlingslager als ein Laboratorium für soziale Interventionen und neue politische Konzepte zu definieren. Bei der Suche nach neuen Ideen, Texten und Begriffen helfen regelmäßig internationale Gäste, unter ihnen Philosophen, Künstler und Wissenschaftler, die im Phoenix Begegnungszentrum referieren oder Lesegruppen mit den Fellows veranstalten. Diesmal waren es die Gäste aus Weimar, mit denen sie ein Gespräch über das tägliche Leben im Flüchtlingslager und über ihre konkreten Vorstellungen zur Rückkehr in ihre ursprünglichen Dörfer führten. Es zeigte sich, dass es keine einfachen Antworten geben kann, dass aber eine Diskussion auf verschiedenen kulturellen Ebenen ebenso unausweichlich wie erwünscht ist.
Die eintägige Busreise ins Westjordanland wurde vom Ideenfonds der Bauhaus-Universität Weimar finanziell unterstützt
Einige Teilnehmer der Studienreise entschieden sich, ihre Eindrücke, Ideen und Fragen in einem sich daran anschließenden Film- und Forschungsprojekt zu verarbeiten und vertiefend zu recherchieren. Sie setzen sich im Rahmen des Projektes "AUS DEM ZWEITEN LEBEN. Dokumente vergessener Architekturen“ in einer Zusammenarbeit zwischen der Juniorprofessur Architekturtheorie und der Fakultät Medien mit den vergessenen Architekten der Moderne auseinander, die zunächst in den 1920iger Jahren in der zionistischen Bewegung nach Palästina gingen und später unter dem Hitlerregime gezwungen waren, Deutschland zu verlassen und in Palästina Zuflucht fanden. Viele Architekten, darunter auch einige ‚Bauhäusler’ haben in Palästina ein neues Leben begonnen.