Choreographien der Stadt - Das Politische in der Architektur

Die Vorlesungs- und Seminarreihe "Choreographien der Stadt - Das Politische in der Architektur" geht der Frage der politischen Instrumentalisierung von Architektur und Städtebau nach. Architektur wird hier sowohl als räumliche Konsequenz aber auch als steuernder Teilnehmer in Konfliktzonen politischer Ordnungen gelesen und analysiert.

In der politisch komplexen Auseinandersetzung während des Kalten Krieges lässt sich historisch zeigen, wie Architektur auf der Ebene der Stadt an einer aggressiven, kulturellen und medialen Konfrontation zwischen Ost und West, einem regelrechten architektonischen Wettrüsten mit Straßenzügen, Wohngebieten, öffentlichen Funktionen und Hochhäusern als ‚Munition’ teilgenommen hat. Einerseits hat diese doppelte Dynamik einen klaren und kontinuierlichen Impuls für Innovationen gegeben, andererseits wurde die Logik der kommunistischen ‚revolutionären’ Gesellschaft beständig mit politischer Bedeutung aufgeladen.

Die Reihe wird auch verschiedene Architekten betrachten, die durch ein politisch autoritäres System (eine Regierung/Diktatur) gestalterischen und persönlichen Zwängen unterworfen wurden. Es soll beobachtet und hinterfragt werden, wie Architekten durch ihre Entwürfe und Ideen versuchen können, individuelle Spielräume zu finden, in denen eine Abkopplung vom System stattfinden kann und sich Möglichkeiten zur Kritik und zur Teilnahme am politischen Geschehen eröffnen.

Die Spannung, die sich aus individuellem Gestaltungwillen des Architekten und den vom System eingeforderten Grenzen ergibt, bleibt auch in der zeitgenössischen Architekturpraxis erhalten. Sie führt jedoch in autoritären Systemen zu besonders starken Widersprüchen. So soll auch auf Arbeiten von Architekten verwiesen werden, die sich in den früheren kommunistischen Ländern, im letzten Jahrzehnt des Kalten Krieges der praktischen Arbeit als Architekten kritisch gestellt oder sich dieser durch alternative Projekte, Ideen und architektonische Fantasieentwürfe entzogen haben. Es werden dazu Architekten und Freundeskreise in der ehemaligen DDR, Sowjetunion, Polen, Rumänien und Jugoslawien untersucht, die sich in privaten und inoffiziellen Räumen und Wohnungen zusammengefunden haben, um die politischen Zwänge in ihren Arbeiten zu reflektieren und dem lähmenden Regime eine neue Dimension der Kritik durch groteske Architekturen, Fantasien, Legenden und postmoderne Kontextualisierungen entgegenzusetzen.

Zur Vorlesungsreihe gehört das obligatorische Seminar.

Erwartet werden:
Referat:       Präsentation zu einem Thema aus dem Problemfeld der Vorlesungen
Hausarbeit:  Wissenschaftliche Arbeit von etwa 5.000 Wörtern

Literatur

Die Materialien zum Download erfragen Sie bitte direkt an der Professur.