Neue Technologien, Erfindungen und Innovationen, Serien- und Massenproduktionen und Medien der Vervielfältigung haben Architektur selbst zu einem Medium der Reproduktion gemacht. So wird Architektur durch die Fotografie nicht nur dargestellt und verbreitet, im Wissen um die Sichtweise der Fotografie versucht sie sich auch selbst zu verändern, das heißt, auf das Medium der Fotografie zu reagieren. In ähnlicher Weise verhält sich Architektur zur Akustik indem sie auf die Eigenschaften bestimmter Materialien reagiert und ihnen Räume zuordnet. Das Verfließen von Einflussnahmen durch die Medien und die Fragen nach ihren rechtmäßigen Autoren brachten neue Rechtsverhältnisse und Schutz-mechanismen hervor, sie haben aber auch Konzepten wie Authentizität, Original, Kopie, Doppelgänger, Fake und Appropriation neue Bedeutung verliehen.
Prozesse des Kopierens führen zum Einen nicht nur zu einer zunehmenden Entmaterialisierung und Entpolitisierung von Entwurfsprozessen und geographischen Räumen, sie werfen auch neue Fragen zum geistigen Eigentum, zum Urheberrecht und zum Patentrecht auf. Die Bedeutung und Bewertung von Kreativität selbst wird in Frage gestellt. Zum Anderen eröffnet sich durch den Akt des Kopierens eine Selbständigkeit des Kopierten, Es besetzt wiederum Räume und organisiert diese neu durch eine virtuelle Authentizität. Oft wird das ursprüngliche Original nicht mehr erkennbar und auch nicht unbedingt notwendig. Die Kopie entwickelt somit paradoxerweise eine eigene Kreativität, die von derjenigen des Originals sich in ihren Voraussetzungen zwar unterscheidet, in ihren Wirkungsmechanismen aber teilweise weit über diese hinausgeht. Eine mögliche Frage ist dabei auch, ob Kreativität als by-product eines Kopierprozesses wiederum eine eigene fast mathematische Wertigkeit besitzt und somit Räume neu zu sondieren und zu re-organisieren in der Lage ist.