Das Experiment als universelles Handlungsmuster der Moderne erhält mit dem bauhaus-institut für experimentelles bauen an der Fakultät Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität eine konsequente Adressierung. Das Institut widmet sich aktuellen Herausforderungen an die Architektur in experimentellen Forschungsstrategien und prototypischen Realisierungen im Maßstab 1:1, sowie deren Evaluation.
Mit dem in Weimar gegründeten Bauhaus fand das Experiment der Moderne eine frühe Explikation in einer universitären Gestaltungsschule mit weltweiter Ausstrahlung. Die Bauhaus-Universität Weimar sieht sich in dieser historischen Verantwortung als Impulsgeber und experimenteller Ort zugleich.
In der begonnenen Internationalen Bauausstellung Thüringen bietet sich zudem die Chance, die aktuellen Anforderungen an Architektur, Umweltgestaltung und Planung durch globale und regionale Wandlungsprozesse in Projekten auf allen Maßstabsebenen zu diskutieren und exemplarisch zu realisieren. Der energetische und der demographische Wandel sind die Determinanten in diesem Diskurs, Experiment und dessen Evaluierung bieten das methodische Rückgrat.
Anspruch und Beitrag zum zukünftigen Forschungs-Schwerpunkt Stadt
Energetischer Wandel und Architektur_Das Denken in Stoff- und Energiekreisläufen nimmt eine Schlüsselrolle im Entwurf wandlungsfähiger Architekturen ein. Energie- und Lebenszyklus optimierte Architektur ist ein ununterbrochenes Experiment angewandter Architekturforschung. Das experimentelle Bauen auf dem Campus der Bauhaus-Universität versteht sich als Werkstatt, Laboratorium und Fachdisziplinen übergreifender Innovationspool gleichermaßen. Damit wird an der Bauhaus-Universität Weimar die Möglichkeit einer fakultätsübergreifenden Forschung auf universitärem Niveau geschaffen. Untersucht werden mögliche Szenarien in allen architekturrelevanten Bezugsebenen, um der Herausforderung des Klimawandels und der Ressourcenbeschränkung zu begegnen. Klimagerechtes Bauen und Ressourcen schonendes Nutzen sind in der gegenwärtigen Gesetzeslage als Maxime fixiert, jedoch damit nicht automatisch durch entsprechende Leitbilder im Entwurf einer nachhaltigen Architektur sanktioniert. Der aktuelle Forschungsschwerpunkt Energie basierten Entwerfens reicht über alle Maßstäbe, vom Stadtklima zum Gebäudeklima, von der urbanen Energetik bis zur intelligenten, Energie gewinnenden Fassade.
Demographischer Wandel und Architektur_Kaum ein Gebäude verbleibt in seinem gesamten Lebenszyklus in der ursprünglichen funktionalen Widmung. Alle Bauwerke sind heute mit zahlreichen Herausforderungen des Wandels konfrontiert und unterliegen oft einem unausweichlichen Um- oder Rückbau. Die Passfähigkeit entlang zu erwartender Nutzungzyklen sowie die Einbettung Stoff- und Energie-kreisläufe sind die entscheidenden Parameter der Nachhaltigkeit.
Der Experimentalbau x.stahl steht beispielhaft für eine wachsende und lernende Struktur, in der im Rahmen weiterer Forschungsprojekte neu entwickelte Bauteile und geeignete Baukonstruktionen sowie Montagetechnologien über einen definierten Zeitraum experimentell evaluiert werden sollen. Für die Erprobung im Experimentalbau x.stahl werden wandlungsfähige Bauformen in generischen Entwurfsprozessen entwickelt, in modellhaften Prototypen umgesetzt und im Maßstab 1:1 realisiert. Die Bewertung von Bauelementen oder Bauteilen wird unter Labor ähnlichen Bedingungen in Raummodulen unterschiedlicher Dimension erfolgen. Bereits geplante und mit weiteren Forschungspartnern und in studentischen Entwürfen vorbereitete Projekte beziehen sich auf modulare Raum- und Wandsysteme, reversible Montagetechnologien, energieeffiziente Gebäudegestaltung, Licht- und Systemtechnik, physiologisch determinierte Raumgestaltug, architekturbezogenes Interfacedesign u.a.m.
Modulares Bauen steht synonym für modulares Entwerfen und Konstruieren abseits konventioneller Bauelemente zu Gunsten flexibler, Nutzer bezogener Raumparameter. Modulares Bauen entwickelt generative Bauformen, die die Lebenszyklen der eingestzten Materialien berücksichtigen und eine Austauschbarkeit entsprechend geänderter Anforderungen oder im Schadensfall verlustarm garantieren.
Interaktive Achitektur oder „interactiondesign“ sind die Schlüsselbegriffe für eine Architektur als Interface auf der Basis Nutzer orientierter Gebrauchs. Das betont den durch den Entwerfer verantworteten übergreifenden Dialog zwischen Nutzern und Architekturen als vergegenständlichte Gebrauchsmuster. Identifizierte Forschungsfelder liegen in der architektonischen Relevanz von medialen Räumen, Forschungspartnerschaften ergeben sich bei der Entwicklung von Systemen und Produkten mit Schnittstellencharakter.
Struktur / Arbeitsweise_Das Institut verkörpert einen Schwerpunkt anwendungsorientierter Forschung im Bereich der auszubildenen Kernkompetenzen der konsekutiven Ba- und Ma-Studiengänge Architektur. Neben dem Institut für Europäische Urbanistik und dem Bauhaus-Institut für Theorie und Geschichte der Architektur und der Planung vereint es hauptsächlich die entwurfsorientierten Professuren mit ihrer eigenständigen Lehr- und Forschungskultur in der Architektur.
Im Rahmen der Kooperation mit dem EiABC in Addis Abeba entsteht zeitgleich ein institut of experimental research als zweite Adresse und Partnerinstitut im Kontext dynamischer Wandlungsprozesse auf dem afrikanischen Kontinent. Das Institut beabsichtigt ein Studienprogramm zu entwickeln das in ein PhD-Programm münden soll. Die Promovenden unter Mentorenschaft der Institutsmitglieder werden zunächst mittelfristig in Kolloquien zusammengeführt.
Gründungsmitglieder
Professur Bauformenlehre, Prof. Bernd Rudolf
Professur Entwerfen und Wohnungsbau, Prof. Walter-Stamm-Teske
Professur Informatik in der Architektur / Bauhaus Institut (in Planung) am EiABC Addis, Prof. Dirk Donath
Professur Tragwerkslehre, Prof. Jürgen Ruth
Professur Entwerfen und Tragwerkskonstruktionen, Prof. Rainer Gumpp
Professur Entwerfen und Raumgestaltung, Prof. Jose Mario Gutierrez Marquez
Experimentelle Werkstätten Architektur, Dr.-Ing. Christian Hanke
Professur Baukonstruktionen, Prof. Michael Loudon
Assoziierte
Professur Interfacedesign / Fakultät Medien, Prof. Jens Geelhaar
Professur Produktdesign / Fakultät Gestaltung / Design-Transfer-Institut, Prof. Wolfgang Sattler
F.A. Fingerinstitut für Baustoffkunde, Prof. Horst Michael Ludwig
Professur Simulation und Experiment / Fakulktät Bauingenieurwesen Jun.-Prof. Jörg Hildebrand
Professur Kunst im öffentlichen Raum / Fakultät Gestaltung, Prof. Liz Bachuber
Als Direktoren wurden in erster Sitzung die Kollegen Prof. Walter Stamm-Teske und Prof. Jürgen Ruth gewählt.
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