Architektonisches Entwerfen ist ein kreativer Prozess, der eine Lösung hervorbringt, die in ihrer Form und ihrer Funktionalität so noch nicht bestand. Neben der Vermittlung handwerklicher, künstlerischer und gestalterischer Grundlagen ist die Förderung schöpferischer Fähigkeiten Ziel des Kurses poly.ton.
Hierbei möchte poly.ton zwei Methoden zur Entwurfsfindung trainieren: Die der intuitiven Formschöpfung sowie die der reglementierten Entwurfs- und Formfindung, welche durch eine Entwurfsgrammatik bestimmt wird. Plastische Grundbegriffe wie Textur/Relief, Statik/Dynamik, Proportion, Verdichtung/Auflösung oder Addition/Subtraktion bieten Anhaltspunkte für den kreativen Prozess der Transformation.
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2024_poly.ton – Ligeti
Im Sommer 2024 war poly.ton Teil des Festivals „Sommerkonzerte Volkenroda“. Diese fanden vom 14. bis 16. Juni unter dem Titel „Kommunikationsverstärker“ statt. Das Ma álot Quintet unter der Leitung von Prof. Stefanie Winker, HfMDK Frankfurt/M., probte und spielte die „Zehn Stücken für Bläserquintett“ von György Ligeti und wir arbeiteten vor Ort an Zeichnungen und Plastiken. Bilder des Konzertes und des Arebitsprozesse hier.
2022 und 2023_poly.ton – AKKORDEON!
In 2022 und 2023 hatten wir die Chance, mit der Akkordeonklasse der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar unter der Leitung von Frau Prof. Claudia Buder zu arbeiten.
Wir haben einen aktiven Austausch der Disziplinen Architektur und Musik praktiziert: die Studierenden der Klasse stellten zeitgenössische Werke für Akkordeon vor, zu denen wir im Kurs poly.chrom II arbeiteten.
Die im Kurs poly.chrom II entstandenen Arbeiten waren wiederum Vorlage für Improvisationen der Akkordeonklasse. Ein Konzert im Rahmen der summaery fand im Juli im Prellerhaus statt.
2020 und 2021 fand poly.ton nicht statt, da coronabedingt eine Arbeit im Atelier nicht möglich war.
2019_ poly.ton – XENAKIS!
Am 12. April 2019 feierten „Walter“ und „Franz“ eine sehr langanhaltende Freundschaft – die Freundschaft der Wechselwirkung von Architektur und Musik. Schon um 540 v.Chr. beschreibt Pythagoras von Samos das Korrespondenzverhältnis von musikalischen Intervallen und mathematischen Zahlenproportionen.
2500 Jahre später entwickelt Iannis Xenakis, Architekt, Komponist und Mathematiker zusammen mit Le Corbusier und Edgard Varèse das Konzept des „Poème électronique“ für den Philips-Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958. Die Entwurfsfindung für diesen Pavillon bietet im Rahmen der Plastik-Übung „poly.ton“ erneut Anlass, musikalische Parameter in architektonische Parameter zu transformieren.
Die Teilnahme am Hochschulfest „Franz meets Walter in Räumen“ unter dem Titel XENAKIS PROJECT war der Höhepunkt von poly.ton in diesem Jahr. Das Ensemble „Broken Frames Syndicate“ (BFS) um HfM-Alumnus Moritz Schneidewendt realisierte zusammen mit dem Kurs poly.ton das XENAKIS PROJECT, ein Raum.Wandel.Konzert, das die Wechselwirkung von Musik und Architektur in den Fokus stellte.
2018_ poly.ton – Bühnenmechaniken nach Kurt Schmidt
Zur Musik von Hans Heinz Stuckenschmidt entwickeln Kurt Schmidt und Kurt Teltscher im Rahmen der Bauhaus-Ausstellung 1923 Relief-Figurinen, welche technische Geräte und Apparate thematisieren. Das „Mechanische Ballett“ ist ein Tanzstück, eine Art Bühnenmechanik, dessen Premiere im Theaterhaus Jena stattfindet. Geführt werden die geometrisch konstruierten Figuren von Bauhäuslern – im Sinne Moholy-Nagys „Theater der Totalität“, in dem Bühnenapparturen als Hauptdarsteller agieren.
2017_ poly.ton – feiningers gefüge
Im Alter von 16 Jahren kam Lyonel Charles Adrian Feininger nach Deutschland, um am Leipziger Konservatorium Violine zu studieren. 34 Jahre später, 1921, entstehen in Weimar seine von Johann Sebastian Bach inspirierten Fugenkompositionen. Feininger folgt in seinen Fugen streng dem mehrstimmigen polyphonen Stil Bachs: er entwickelt ein Thema (Dux) und nutzt für die folgenden Stimmen (Comes) Spiegelungen, Umkehrungen und Überschneidungen, um seine Ideen zu fügen. Die Fuge I bietet im Rahmen der Plastik-Übungen „poly.ton“ erneut Anlass, musikalische Parameter in architektonische Parameter zu transformieren.
2016_ poly.ton – Überlagerung in C
1964 erscheint eine Komposition von 53 durchnummerierten, rhythmischen Phrasen. Ein Regelwerk legt fest, dass beliebig viele Musiker diese Phrasen beliebig oft wiederholen dürfen. Selbstständig kann jedes Ensemblemitglied entscheiden, wann eine Phase die andere ablöst – immer wieder entstehen so unterschiedliche Verdichtungen. Die vom Amerikaner Terry Riley gedachte Komposition „In C“ gilt als erste Komposition der Minimal Music und bietet im Rahmen der Plastik-Übung „poly.ton“ erneut Anlass, musikalische Parameter in architektonische Parameter zu transformieren.
2015_ poly.ton – gimme shelter!
„Musik hat mit Architektur überhaupt nichts zu tun (...) Coop Himmelb(l)au hat mit den Rolling Stones nichts zu tun.“ schreibt Wolf D. Prix. Vielmehr ginge es im Zusammenspiel von Musik und Architektur um ein Konzept: Architekten wie Musiker sind konzeptionelle Entwerfende, die mit methaphorischen Spannungsverläufen Konstruktionen entwickeln. Beide, Coop Himmelb(l)au und die Rolling Stones, legen ihre Konstruktionen ähnlich komplex an: Um sie berechenbar zu machen, werden sie in ihre Einzelteile zerlegt, um dann, in einem zweiten Schritt, im Zusammenschluss wieder eine Komplexität zu erreichen.
2014/15_ poly.ton – Die Kunst der Fuge
Gestern „Kunst der Fuge“ gehört. Herrlich!! Ein Werk, das bisher für Mathematik gehalten wurde. Tiefste Musik! schreibt Alban Berg 1928 an seine Frau Helene.
Die Kunst der Fuge schreibt Johann Sebastian Bach am Ende seines Lebens durchaus in pädagogischer Absicht. Ein Thema wird vorgestellt und komplex verarbeitet. Eine Rolle spielen Intervalle, Rhythmen und Motive, die in Hinsicht auf Tonbeziehungen, Tondauern, Betonungen oder Akzenten variiert werden.
2014_ poly.ton – L.O.W. – Lieder ohne Worte
„Lieder ohne Worte“ ist nicht nur der Name eines Klavierbuches lyrischer Musikstücke des Felix Mendelssohn Bartholdy sondern auch ein Album des Schlagzeugers und Pianisten Jan Roth. L.O.W., „ohne High Tec gemacht“, so Roth, steht für Low Fidelity. Lo-Fi Musik wird mit simplem technischen Equipment aufgenommen. Jan Roth arbeitet für sein Album ausschließlich mit einem Zoom Field Microphon und verarbeitet neben dem musikalisch erzeugten Klang auch den Raumklang und technische Störgeräusche.
2013/14_ poly.ton – ORGAN 2 – ASLSP
ORGAN 2/ASLSP „as slow as possible“wird bis in das Jahr 2640 in der Halberstädter Sankt-Burchardi-Kirche zu hören sein. Das Werk für Orgel von John Cage aus dem Jahr 1987 beginnt mit der Anweisung, die achtseitige Partitur so langsam wie möglich zu spielen. Am 5. Oktober 2013, zum Start des Wintersemesters, werden die im Moment klingenden Töne c’ und des’mit drei neuen Tönen (dis’, ais’ und e’’) zu einem Fünfklang verschmelzen, der bis zum 5. September 2020 unverändert erklingen wird.
2013_ poly.ton – Sacre
Vor exakt 100 Jahren, 1913, erfährt das Ballett Le sacre du printemps (Igor Strawinski/Vaslav Nijinsky) in Paris seine Uraufführung. Basierend auf diesem musikalischen Werk sollen musikalische Parameter in architektonische Parameter transformiert werden.
Anregungen bei
>Heinrich Neugeboren, Fuge, graphische Darstellung zur e-moll-Fuge, Wohltemperiertes Klavier 1, Johann Sebastian Bach, 1932
>Heinrich Neugeboren, Fuge, stereometrische Darstellungzur e-moll-Fuge, Wohltemperiertes Klavier 1, Johann Sebastian Bach, 1928
>Luise Nerlich, Transformation Metastaseis T203-T309, Darstellung zu Metastaseis B (1953/54) von Iannis Xenakis, Klangtektonik, 2012
Leistungen
>Grafische Arbeit: 4 Blätter, Zeichnungen mit Partituren, Diagrammen, Protokollen, Abstraktionen; je 25/25 cm
>Plastische Arbeit: 4 Reliefs, je 25/25 cm
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