Begleitseminar zum Entwurfsprojekt Master Architektur (6ECTS)
Plusquamperfekt
Die Permanenz des Wandels als eigenständige Qualität
Wie als bauliches Surrogat spiegeln Architektur im Allgemeinen und der Kirchenbau im Besonderen die zeithistorischen Änderungen in ihren stetigen Überformungen wieder. Ein invariabler, morphologischer Prozess, der je nach gesellschaftlicher Entwicklung, ökonomischer Situation oder liturgischer Neuausrichtung sich in seiner Erscheinungsform wandelt.
Diese bauliche Materialisierung des Geistes einer Zeit gilt als gesetzt und spielt in der Baugeschichte der Kirche eine konstitutive Rolle. Da man bei einem Wandel des christlichen Selbstverständnisses nicht jedes Mal auch immer gleich neue Kirchen bauen konnte, mussten hier, über die Architekturgeschichte hinweg, ältere Bauwerke in vielfältiger und oft erfinderischer Weise mehrmals umgebaut und neukonzipiert werden – eine Reihung von mehreren vollendeten Vergangenheiten in Folge.
Durch diese Sicht: Architektur als Veränderung von Vorgefundenem zu denken, erscheinen uns plötzlich die Entwürfe und Schwierigkeiten weit zurückliegender Projekte als erstaunlich vertraut und nah.
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