Forschung

Zwischen Monument und Verlust

Denkmalpflege in ehemaligen Konzentrationslagern am Beispiel der Gedenkstätte Buchenwald

Dissertationsprojekt Anke Binnewerg, M.Sc.

Ehemaligen Konzentrationslagern wird als Erinnerungsorten der nationalsozialistischen Verbrechen große gesellschaftliche Bedeutung beigemessen. Ungeachtet dessen tritt die Staatliche Denkmalpflege dort kaum in Erscheinung und ist nur einer von vielen Akteuren im komplexen Geflecht von Opferverbänden, Politikern, Wissenschaftlern, Besuchergruppen jeglicher Art und den Gedenkstättenverwaltungen. Eine eingehende denkmaltheoretische Betrachtung dieser Orte, das heißt deren denkmalkundliche Einordnung und Bewertung sowie die Ableitung von Folgerungen für die Praxis stehen noch aus. Dies ist Thema der geplanten Promotion, ergänzt durch eine grundlegende Begründung der Notwendigkeit von Denkmalpflege in ehemaligen Konzentrationslagern, ihren Möglichkeiten und Aufgaben. Eine gewisse Dringlichkeit des Themas ist dadurch gegeben, da die ehemaligen Lager stärkeren Transformationsprozessen unterliegen als Bauwerke viel früherer Zeiten. Diese sind teils gesellschaftlich bedingt - Lagerabrissen nach Kriegsende folgten Umformungen und Umdeutungen - teils der oftmals provisorischen Bauweise der Lager geschuldet. Die für andere Denkmale selbstverständliche Dokumentation von Bestand und Veränderungen kommt hierbei höchst selten zur Anwendung, so dass im Rahmen der Promotion auch dafür Vorgehensweisen erprobt und Ansätze für den praktischen Umgang mit den vorhandenen Baustrukturen entwickelt werden sollen. Konkreter Untersuchungsgegenstand ist das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Die Arbeit besteht aus Beschreibung, Erforschung und Analyse dort vorgefundener Denkmale und baulicher Überreste, erfolgter Umgangsformen und aktueller Problemstellungen. Neben grundsätzlichen Fragen der Denkmaltheorie ist das Verhältnis von Denkmalpflege zu der sogenannten Erinnerungskultur, zum Totengedenken und zu NS-Bauten generell zu betrachten. Vergleichend einzubeziehen sind Beispiele und Erfahrungen aus anderen ehemaligen Konzentrationslagern, aber auch die Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, die vom Forschungsgegenstand nicht zu lösen sind und eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordern.

 

Bauforschungsprojekte des Masterstudiengangs Denkmalpflege und Stadtentwicklung der TU Dresden: Anke Binnewerg, M.Sc. und Dr. Carola Zeh:

Kolloquium "Erinnerung kartieren?" 21. Januar 2011 zu Bauforschung an Erinnerungsorten, Professur Denkmalkunde und angewandte Bauforschung an der TU Dresden, Konzeption und Durchführung Dr. Carola Zeh / Anke Binnewerg; aktuell Erarbeitung Tagungsband (Hrsg. Scheurmann / Binnewerg / Zeh).

"Intensivwoche Bauaufnahme" in der Gedenkstätte Buchenwald. 28.03. - 01.04.2011, Übung mit 12 Studierenden des Masterstudiengang Denkmalpflege und Stadtentwicklung, TU Dresden im Rahmen der Lehrveranstaltung Baudokumentation und Bauforschung, Konzeption und Durchführung Dr. Carola Zeh / Anke Binnewerg. Inhalt: Zeichnerische Aufnahme baulicher Reste im ehemaligen Häftlings- und Krankenbereich (Block 45, Krankenbaracke II und Operationssaal II).