Bauhütte Ziegel-Feldbrand Bc./ Ma. Architektur/Urbanisitk/ Alle Studiengänge | Dr.-Ing. Maria Frölich-Kulik, Dipl.-Ing. Hinnerk Utermann | 6ECTS | 4SWS
Das Vogtland ist bis heute geprägt von Zeugnissen der Industriekultur in Ziegelbauweise, die das Verständnis der Region wesentlich prägen. Im Mittelpunkt steht das Göltzschtal, das von der Göltzschtalbrücke, einem der größten Ziegelbauwerke der Welt, überspannt wird. Für den Bau der Brücke wurden 26 Millionen Ziegel verarbeitet. Diese wurden in nie zuvor erreichter Stückzahl vor Ort hergestellt. Während die durchschnittliche Jahresproduktion der sächsischen Ziegeleien um 1850 bei 130.000 Ziegeln pro Jahr lag, produzierten die Ziegeleien der Göltschtalbrücke bis zu 50.000 Ziegel pro Tag. Im Rahmen der Sommerbauhütte „Ziegel-Feldbrand“ wollen wir uns mit der Ziegelproduktion beschäftigen und Ziegel in einem vorindustriellen Verfahren im Vogtland herstellen.
Die Ziegel werden in einem historischen Brennverfahren - dem Feldbrand - hergestellt. Für die Produktion werden in einem ersten Schritt luftgetrocknete Ziegelrohlinge hergestellt. Dazu wird Lehm aus einer ehemaligen Lehmgrube der Ziegelindustrie entnommen, aufbereitet und im „Handstrichverfahren“ zu Rohlingen verarbeitet. Die so entstandenen Lehmziegel werden anschließend eineinhalb Monate an der Luft getrocknet.
In einem zweiten Schritt werden die Ziegel gebrannt. Dazu werden die Lehmziegelrohlinge abwechselnd mit Brennmaterial zu einem Meiler aufgeschichtet. Dieser wird mit Lehm ummantelt und über eine Brennkammer am Fuß des Meilers kontrolliert abgebrannt. Die so im Feldbrandverfahren hergestellten Ziegel stehen anschließend für Bauaufgaben zur Verfügung, veranschaulichen komplexe industrielandschaftliche Zusammenhänge und machen auf das reiche industriekulturelle Erbe im Vogtland aufmerksam.
Das Seminar ist Teil des Forschungsprojektes V-ACT, das Formate zur Aktivierung und Vernetzung einer vernetzten Industriekulturlandschaft im Vogtland erforscht und Strategien für eine nachhaltige Regionalentwicklung entwickelt. Die Ergebnisse des Seminars fließen in die weitere Projektarbeit ein.
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Die Sommerbauhütte war für Bachelor und Master aller Fakultäten und Studiengänge geöffnet. Sie fand vor Ort in Netzschkau in zwei Blöcken [18.-27.07.; 12.-16.09.24] statt.
Am 23.09.24 wurde der am 14.09.2024 gebrannte Feldbrandofen geöffnet und die Ziegel entnommen. Der Ofen wurde unter großer Spannung geöffnet. Es zeigte sich ein sehr gutes Brandergebnis. Die Ziegel sind bis auf die Ecksteine gut durchgebrannt. An den Ecken kommt es aufgrund der Geometrie zu einer geringeren Hitze und die Ziegel bleiben dort ungebrannt. Im Inneren des Ofens zeugte das „zusammengebacken“ einiger Ziegel von sehr hohe Temperaturen von bis zu 1200°. Insgesamt sind ca. 300 Steine entstanden die auf Ihre Bauaufgabe und Forschungszwecke warten.
Zur Berichterstattung im MDR geht es hier.
MDR Sachsen:
"Wie wurden früher eigentlich Ziegel hergestellt?"
Freie Presse: "Erfolgreiches Ziegelexperiment der Bauhaus-Universität Weimar an der Göltzschtalbrücke: Was passiert nun mit den Steinen?"
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