Forschungsprojekt Caring Cities

Graphic recording aus dem zweiten Projekt-Workshop (Illustration: Anne Lehmann, Berlin; https://annelehmann.de/)

Im Dezember 2023 ist ein neues Forschungsprojekt unter dem Titel: Das Konzept Caring City – Potenziale für eine nachhaltige und soziale Stadtentwicklung gestartet. Das Projekt wird den aktuellen akademischen Diskurs (deutschsprachig und international) zum Konzept Caring Cities aufarbeiten und mögliche Anschlüsse an ältere Diskurse zu feministischer Stadt(planung) und Gender Planning untersuchen. Der Diskurs um die Caring City versteht Stadt als System der gegenseitigen (Für-)Sorge und rückt die Bedarfe von Sorgetragenden in den Fokus der Organisation und Gestaltung von Stadt und ihrer Infrastruktur. Ziel der Analyse ist es den Mehrwert des Konzepts Caring City für die Stadtforschung und eine soziale und nachhaltige Stadtentwicklungspraxis auszuloten und die Übertragung des akademischen Diskurses in die Praxis zu prüfen. Neben der Aufarbeitung des Debattenstandes sind zwei Workshops mit einschlägigen Expert*innen (international und deutschsprachig) zur Diskussion und Weiterentwicklung des Konzeptes geplant. Das Forschungsprojekt wird vom vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. finanziert und läuft bis einschließlich September 2024. Das Projekt wird von Vertr.-Prof. Dr.-Ing. Sandra Huning (BUW) geleitet und von der neuen wissenschaftlichen Mitarbeiterin Hannah Müller bearbeitet.


NEWS

Abschlussveranstaltung: "Das Konzept Caring City – Potenziale für eine nachhaltige und soziale Stadtentwicklung"

Am 25. Oktober 2024 fand die englischsprachige Online-Abschlusspräsentation des Forschungsprojekts „Caring Cities“ statt. Das Projekt wurde von Dezember 2023 bis September 2024 an der Bauhaus-Universität Weimar von Vertr.-Prof. Dr.-Ing. Sandra Huning und Hannah Müller M. A. durchgeführt. Gefördert wurde es vom vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. in Berlin. Im Forschungsprojekt ging es zum einen darum zu verstehen, wie das Konzept „Caring City“ in Wissenschaft und Stadtplanung/-politik interpretiert und in praktisches Handeln übersetzt wird. Zum anderen sollten die Potenziale für eine sozialgerechte und nachhaltige Stadtentwicklung analysiert werden.

Im Zentrum der Abschlussveranstaltung stand die Präsentation der Projektergebnisse durch Hannah Müller. Zunächst stellte sie die zentralen akademischen Debatten, die mit dem Konzept der Caring City verknüpft sind, vor. Der Fokus lag dabei auf feministischen, urbanistischen und ökologischen Perspektiven. Auch munizipalistische Bewegungen haben maßgebliche Beiträge zu den Debatten um Caring Cities geleistet. Außerdem finden sich Ansätze, die Planung selbst als „Care“ diskutieren. 

Anhand von vier Fallstudien – Barcelona und Madrid (Spanien), Bogotá (Kolumbien) und Umeå (Schweden) – sowie weiteren städtischen Beispielen lassen sich mehrere Anknüpfungspunkte für die Umsetzung einer Caring City-Politik auf lokaler Ebene erkennen, die auf vielfältige Weise miteinander verbunden werden können. Aus der Zusammenschau ergaben sich für die erfolgreiche Umsetzung einer Caring City-Politik mehrere Ansatzpunkte. Erstens braucht es Studien für die Schaffung von Datengrundlagen (Erhebungen zur Zeitverwendung, zur Situation von Sorgetragenden, zu Infrastruktur-Bedarfen etc.). Zweitens ist politische Unterstützung essentiell: Die untersuchten Beispiele zeigen, dass politische Mehrheiten im Stadtrat sowie die Unterstützung von der Bürgermeisterin oder dem Bürgermeister für die Durchsetzung einer Caring City-Politik sehr förderlich sind. Für die langfristige Transformation bedarf es weiterer Mitstreiter*innen (innerhalb und außerhalb von Institutionen), die an unterschiedlichen Stellen Verantwortung übernehmen und Projekte initiieren. Eine Umstrukturierung von Verwaltungszuständigkeiten kann dafür notwendig sein, um eine übergreifende und langfristige Verankerung des Themas zu gewährleisten. In jedem Fall ist es unumgänglich, sich über das eigene und gemeinsame Verständnis zentraler Begriffe und Konzepte auszutauschen und (Arbeits-) Definitionen zu verfassen (z. B. mit wissenschaftlicher Unterstützung). Darüber hinaus ist die Anerkennung von Sorgearbeit als Arbeit, ihre Sichtbarmachung und Wertschätzung zentrales Anliegen einer Caring City-Politik, z. B. durch Weiterbildungen, Kampagnen, Preise, Kunst- und Kultur etc. Zur Veranschaulichung und Erprobung können zunächst Pilotprojekte in einzelnen Stadtteilen gestartet werden, um Bedarf und Nutzen aufzuzeigen. Last, but not least braucht es die Bereitschaft zu Selbstreflexion und Weiterbildung bei allen Beteiligten mit Blick auf die gesellschaftliche Relevanz von Care-Arbeit und Care-Ethik.

Die Ergebnisse des Projekts werden in der vhw-Schriftenreihe und im Journal Urban Planning publiziert.