Seminar 4SWS/6ECTS
Architektur ist seit jeher ein fester Bestandteil des Tourismus. Vor allem die Stadt Rom, in der sich über die Jahrhunderte eine differenzierte Tourismus-Industrie ausgebildet hat, erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Kommen seit dem Mittelalter unzählige Pilger in die Heilige Stadt, um dort die Reliquien der Apostel Petrus und Paulus zu sehen, entwickelte sich der wichtigste Ort der katholischen Christenheit im 18. Jahrhundert auch zum Zentrum eines regen touristischen Reiseverkehrs. Galt die »Grand Tour« junger Adeliger und vermögender Bürgerlicher anfangs eher dem Vergnügen, wandelten sich die Besuche zur Zeit Goethes zur Bildungsreise. Der neue, enzyklopädische Bildungsdrang, dem auch zahlreiche Architekten folgten, galt sowohl dem Studium der dortigen Kunstsammlungen und antiken Monumente als auch dem Austausch und der Diskussion von zeitgenössischen Auffassungen. So fand Schinkel am 27. August 1824, als er Rom zum zweiten Mal erreicht hatte, die Piazza del Popolo »sehr verändert« vor und notierte in sein Tagebuch: »viel zu modern für Rom und die neue Architektur von Valadier sehr ordinär«.
Der Titel des Seminars ist der jüngsten Veröffentlichung von Joan Ockman und Salomon Frausto: Architourism. Authentic, Escapist, Exotic, Spectacular, Prestel 2005 entlehnt. Wir werden die dort diskutierte These vom neuen globalen Phänomen, dass zunehmend zeitgenössische Bauten wie das Guggenheim Museum in Bilbao oder das Blur Building auf der expo.02 in der Schweiz zum Reiseziel nicht nur von Architekturkennern, sondern auch des Massenpublikums geworden sind, in die Diskussion einbeziehen. Das Seminar wird vom 13. bis zum 23. April 2006 in Rom durchgeführt und anschließend in Weimar in Form eines Kolloquiums abgeschlossen.
Zeit:
Mittwochs, 9.15 bis 10.45 Uhr
Raum 005, Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Str. 8
Hinweise:
Voraussetzungen: Vordiplom, Teilnahme an der Exkursion
Leistungsnachweis: Testat/Fachprüfung
Richtet sich an:
A - Hauptstudium